Chapter 2

54 1 0
                                    

Seit ein paar Wochen ist richtig Winter geworden. Heute hat es endlich viel geschneit, sogar abends liegt noch etwas Schnee auf den Wegen und am Straßenrand.

An diesem Abend ist es schon relativ dunkel, obwohl erst 15.00 Uhr ist. Diesmal musste ich durch den Friedhof laufen, der ganz in der Nähe von seinem Haus ist. Friedhöfe sind irgendwie gruselig, aber gleichzeitig auch beruhigend. Oft werde ich etwas sentimental, wenn ich zwischen Gräbern entlanglaufe. Besonders wenn es dunkel draußen ist und ich durch einen Friedhof laufe, ist mir mulmig zumute.

Doch dafür gibt es eine supertolle Erfindung: Kopfhörer mit Noise Cancelling! Musik beruhigt mich allgemein immer extrem und dadurch komme ich schließlich bei Tim an, bevor es komplett dunkel ist.

Ich hatte ihm bereits geschrieben, dass ich in 2 Minuten da sein würde und so steht er vor seiner Haustür. Wir begrüßen uns und ich bin sofort wieder glücklich:

Ich: „Hey!"

Tim: „Hi!"

Ich würde ihn am liebsten direkt zur Begrüßung küssen, aber da zieht er mich schon ins Haus: „Wir müssen ganz leise sein und dich schnell unauffällig reinschmuggeln."

Ich nicke stumm und meine Augen sprühen vor Aufregung. Seit ich im Urlaub im Sommer mit meinem Bruder jede Nacht weg war und Fynn mir sogar geholfen hat, aus dem Fenster zu steigen, ist es einfach unglaublich aufregend solche Dinge zu machen. Trotzdem ist mir bewusst, dass man nicht zu viel verheimlichen oder lügen sollte.

Heute ist Samstag und ich habe Tim frühs beim Training gesehen. Morgen werde ich natürlich wieder aufs Wasser gehen und sein Vater nimmt mich netterweise auch im Auto mit. Jana meint, dass ihr Vater bei jeder sich bietenden Gelegenheit einen Witz darüber reißt, dass ich an der einen Regatta am Ruderclub mal ein Radler gekauft hatte. Ausgerechnet der Vater meiner Freundin und meines Freundes musste natürlich genau zu dem Zeitpunkt am Getränkestand bedienen...

Zum Glück macht er nur Spaß, das hat mir Jana versichert. Als meine Freundin es mir vor ein paar Tagen in der Umkleide erzählt hatte, konnten wir uns nicht mehr halten vor Lachen. Jana berichtete, Kira fiel fast hin vor Lachen und ich versank halb in Scham und Unsicherheit, was ihre Eltern jetzt wohl von mir denken würden. Doch die beiden beruhigten mich, es war alles gut und wir kicherten und grinsten die restliche Zeit über nur noch.


Heute war ein sehr interessanter Tag in der Schule, ich bin gerade im Zug auf dem Weg nach Hause. Ich hatte direkt in der Früh den Spanisch-Test und anschließend die mündliche Prüfung. Dann, direkt nach dem Mittagessen, musste ich in Geschichte meinen Zeitstrahl vortragen und mein Lehrer hat mir Fragen dazu gestellt.

Ungefähr zehn Minuten nachdem ich wieder im Klassenzimmer war, brauchte ich etwas Zeit für mich. Ich verkroch mich in den Kinosaal, unserem Raum mit der Leinwand und dem Beamer. Dann geschah etwas, was für mich schon zur Normalität geworden ist. Ich wurde von meinen Erinnerungen und Gedanken überrollt, wie eine gigantische Welle, die aus dem Nichts kommt. Lange hatte ich nicht mehr so heftig geweint. Das Krasse was zuletzt passiert war und mich immer noch beschäftigt, waren meine Panikattacken in zwei Nächten hintereinander gewesen. Einmal hatte mein Kopf plötzlich hyperventiliert und beim zweiten Mal wurde ich mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen und hatte seltsame Panik.

Nachdem ich dann noch ca. eine halbe Stunde lang wach lag und darüber nachdachte was gerade passiert war, schlief ich die letzten Stunden, die ich noch hatte.


Es ist wirklich krass, wie viel in einem Jahr passieren kann. Im Frühjahr hatte ich noch fast gar nichts in der Schule zu tun, im Vergleich zu jetzt. Durch die ganze Freizeit konnte ich enorm viele Dinge mit meinen Freunden erleben. Jetzt habe ich fast jeden Tag Sport und nur noch einmal die Woche Musik. Meine Freunde sehe ich entweder beim Rudern oder beim Gesangsunterricht.

Einerseits fehlt mir die viele Freizeit, andererseits habe ich jede Menge neue Freunde beim Sport kennengelernt, mit denen ich auch privat viel mache. Schon ein paar Mal war ich mit der Clique vom Rudern unterwegs und es war einfach mega nice. Meine anderen Hobbys, wie z.B. das Videoschneiden, bleiben nicht aus. Ich bin froh, dass ich nicht noch zusätzlich am Donnerstag Klavierunterricht habe, sonst könnte ich nicht täglich trainieren gehen und hätte allgemein weniger Zeit.

Jeden Tag komme ich von der Schule heim, packe mein Zeug und fahre bzw. werde zum Sport gefahren. Montags gehe ich direkt nach der Schule zu meinem Freund, laufe kurz zur Musikschule wegen Gesang, und übernachte dann bei ihm. Momentan weiß nur Jakob über Tim und mich Bescheid, Jana und unsere anderen Freunde noch nicht. Geschweige denn meine Familie, die wird es vermutlich zuletzt erfahren.

Tims dunkelbraune Augen blicken mich neugierig an, als wir nach unserem abenteuerlichen Einstieg in sein Haus schließlich in seinem Zimmer angekommen sind.

!!!Fortsetzung von Chapter 2 folgt!!!

All die Erinnerungen die mir seit kurzem nicht mehr aus dem Kopf gehenDonde viven las historias. Descúbrelo ahora