Knocking on Christmas' Door

Kapitel 09

Drake

Mir gingen die Geschehnisse in Sammys Haus nicht mehr aus dem Kopf. Sie so traurig zu sehen, tat mir weh. Auch jetzt erkannte ich immer noch die Traurigkeit in ihrem Blick. Wenn es nach mir gegangen wäre, wären wir heute nicht zum Baumschmücken gegangen. Sammy hatte die Sache allerdings anders gesehen. Sie wollte das Baumschmücken gerne mit einbringen in den Werbespot. Lange hatten wir noch dagesessen und ich hatte versucht sie zu beruhigen. Hätte Sammy dabei nicht so geweint, hätte ich das ganze viel mehr genießen können. Sie so nah bei mir zu haben war wundervoll, doch der Grund dafür war schrecklich gewesen. Irgendwie musste ich es ihr begreifbar machen, dass ich nicht wieder weggehen würde. Ich hatte nicht vor diese zweite Chance zu vermasseln. Nie in meinem Leben. Sammy damals gehen zu lassen, ohne mich noch einmal bei ihr zu melden oder sie zu verabschieden war das Dümmste, was ich je in meinem Leben getan hatte. Mir war klar, dass ich ihr Vertrauen nicht sofort wieder zurückgewinnen konnte. So etwas brauchte Zeit. Die würde ich mir nehmen. Ich beobachtete Sammy wie sie mit ihren Eltern sprach. Zusammen mit Ihnen und Nate und seiner Verlobten stand sie in der Nähe des Baumes. Ich war kurz ans andere Ende gegangen, um meine Familie zu begrüßen. Wie fast alle Bäume in Queens City kam auch dieser auf dem Rathausplatz von unserer Weihnachtsbaumfarm. Ich liebte es dort zu arbeiten und konnte mir keinen besseren Job vorstellen. Umgeben zu sein von all diesen wunderschönen Bäumen, die an Weihnachten so viel Freude spendeten, erfüllten mein Herz mit Wärme.

»Wie läuft es denn mit dem Werbespot?« Der Blick meines Vaters huschte für eine Millisekunde zur Kennedy-Familie hinüber. Mir war bewusst, was er mit dieser Frage bezweckte.

»Es läuft ganz gut.« Alles in mir war auf Sammy ausgerichtet. Ihre Overknees schmiegten sich hervorragend an ihre Beine. Langsam wandert mein Blick weiter nach oben streifte die Haut zwischen ihren Schuhen und dem Oversized Pullover, den sie trug. Sie hatte sich für Rot entschieden, was eine recht weihnachtliche Farbe war für ihre Verhältnisse.

»Wir kommen gut voran mit dem Drehen. Wir wollten morgen einmal auf der Farm vorbei gucken, um dort ein paar Aufnahmen zu machen.« Ich vergrub die Hände in meiner Winterjacke. Heute war es besonders kalt draußen. Der eisige Wind aus dem Norden hatte unsere Stadt erreicht und Besitz von ihr genommen. Trotzdem war fast ganz Queens City hergekommen, um Teil des Baumschmücken zu werden. Diese Tradition gab es seit vielen Jahren und keiner der Bewohner wusste so recht, wie sie überhaupt ins Leben gerufen worden war. Ich verlagerte mein Gewicht auf mein anderes Bein.

»Ich gehe mal wieder zu Sammy rüber.« Meine Mom bedachte mich mit einem milden Lächeln, während mein Dad mir mit seiner Hand auf die Schulter klopfte.

»Ich habe ja immer geglaubt, dass sie irgendwann unsere Schwiegertochter wird.« Meine Mom war einfach unverbesserlich. Natürlich war mir ihr Wunsch nicht verborgen geblieben. Sie liebte Sammy, wie könnte sie auch nicht. Diese Frau war einfach umwerfend. Von der Narbe an ihrem kleinen Finger, die sie mit einem kleinen Tattoo eines blauen Lichtschwerts überdeckt hatte, bis hin zu ihrem Putzfimmel stimmte an ihr einfach alles.

»Das lass bloß nicht Sammy hören.«

»Warum nicht, Sohnemann? Wären wir keine guten Schwiegereltern?« Mein Dad klopfte mir erneut auf die Schulter. Diesmal aber eine Spur fester, als wolle er mir da durch den richtigen Weg zeigen.

»Das ist es nicht. Aber um zum eigentlichen Thema zurückzukommen. Ist es okay, wenn wir morgen wegen dem Werbespot vorbeikommen? Passt euch das?«

»Natürlich ist das in Ordnung. Sammy ist immer herzlich willkommen auf unserer Farm.« Selbstverständlich war sie das und dass ich nachgefragt hatte, lag einzig und allein daran, dass meine Eltern mich zur Höflichkeit erzogen hatten.

»Perfekt, ich hatte gedacht, dass Sammy sich einen Baum aussuchen könnte und wir das ganze filmisch festhalten.« Sie würde ihren Baum bekommen, dafür sorgte ich schon.