Kapitel 13

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Camille hatte ein ohrenbetäubendes Quietschen von sich gegeben, als ich ihr erzählt hatte, was passiert war, ein Quietschen, dass ihr einen sehr strafenden Blick von unserem Professor eingefangen hatte. Und auch von mir. Ich war echt nicht scharf darauf, dass alle Menschen in dem Vorlesungssaal mitbekamen, was ich so in meiner Freizeit trieb.

Sie hatte mich natürlich sofort ausgefragt und am liebsten hätte ich ihr irgendwie den Mund zugeklebt, doch da ich weder Kleber noch Tesa-Film hatte, musste ich ihr wohl Rede und Antwort stehen. Was mich nach einer Zeit wirklich nervte. Ich gab möglichst einsilbige Antworten und nach einer Weile verstand Camille, dass ich keine List mehr auf diese Konversation hatte.

Ich liebte Camille. Wirklich. Aber manchmal war ihre aktive Lebensfreude echt nervig. Ich fühlte mich jedes Mal schuldig, wenn ich merkte, dass ich genervt von ihr war. Es war nichts schlimmes, dass sie so war wie sie war, doch es gab einfach Tage, an denen das meine soziale Batterie einfach in Rekordzeit entlud.  Ich wusste, dass Camille mir das nicht Übel nahm, trotzdem fühlte es sich nicht gut an, wenn ich nicht mit ihrer guten Laune mithalten konnte. Ich wollte nicht, dass sie sich wegen mir schlecht fühlte oder irgendwie auf die Idee kam, dass sie sich ändern müsste. Denn sie sollte niemals etwas an ihrer Lebensfreude ändern. Ich liebte Camille so, wie sie war. Eine andere Camille wäre nicht meine Camille.

Unsere letzte Vorlesung heute fiel aus. Der Professor war anscheinend krank, hatte uns aber ein paar Seiten aus unserem Lehrbuch gemailt, die wir durcharbeiten sollten, um für die nächste Vorlesung und die anstehende Übung vorbereitet zu sein.  
Camille und ich gingen gemeinsam nach Hause und Camille fing an, mir von ihrer Entscheidung zu erzählen, die Entscheidung, die Nic betraf.

"Ich werde es weiterführen",sagte Camille. "Ich verspreche mir nichts und wenn er nach Weihnachten geht, werde ich vielleicht mal nach einem Freund schauen."
Sie klang nicht ansatzweise so überzeugt, wie sie sich wahrscheinlich hoffte, dass sie es tat. Tatsächlich schien sie sich sehr unsicher, mit der Entscheidung, die sie getroffen hatte, beinahe schon so skeptisch, dass ich mir vorstellen konnte, dass sie sich einfach nicht traute, mit Nic Schluss zu machen und sich dem Schmerz zu stellen, den sie dann fühlen würde. Doch ich hatte ihr versprochen, ihr ihre Entscheidung nicht auszureden, wenn sie eine traf, und so sprach ich meine Gedanken nicht aus und hoffte einfach, dass Camille wusste, worauf sie sich einließ.

Wir redeten noch etwas weiter und sie lud mich und Adam zu einem Kino-Doppeldate morgen ein. Ich versprach ihr, Adam zu fragen, ob er Lust hatte und Camille machte nochmal lachend deutlich, dass sie kein Nein akzeptieren würde. Wenn wir absagten, würde auch sie etwas anderes mit Nic unternehmen. 

Als ich zu Hause ankam setzte ich mich an den Stoff der ausgefallenen Vorlesung. Zwischendurch schrieb ich Adam, dass ich jetzt zu Hause wäre und noch etwas für die Uni tun würde und ihm schreiben würde, wenn ich fertig wäre, doch ich war noch tief in die Lektüre vertieft, als ein Klingeln mich aus meiner Konzentration riss. Adam hatte sich entschieden, dass er mir ja beim lernen zusehen könnte und während ich lernte einfach Kaffee trank oder so.

Schmunzelnd ließ ich Adam rein, gab ihm einen Kuss und setzte mich sofort wieder an die Lektüre, doch nun konnte ich mich nicht mehr konzentrieren. Immer wieder schaute ich auf und fing Adams Blick, den ich zu jeder Sekunde auf mir fühlte. Irgendwann schlug ich stöhnend das Buch zu und warf Adam einen bösen Blick zu.

"Ich kann mich nicht konzentrieren",klagte ich und brachte Adam so zum lachen.
"Woran liegt das denn?",fragte er gespielt unschuldig. Ich warf meinen Stift in seine Richtung und Adam wich lachend aus. 
"Man wirft nicht mit Stiften",sagte er tadelnd, während er den Stift aufhob und dann zurückwarf. Geschickt fing ich den Kulli auf und schaute Adam mit einer hochgezogenen Augenbraue an.
"Du willst mir sagen",fing ich an,"dass mit Stiften werfen verboten ist, aber wenn du mit einem Stift wirfst, ist es plötzlich okay?"
Adam zuckte mit den Schultern und grinste mich an. "Für mich gelten die Regeln der Normalsterblichen halt nicht",sagte er trocken. 
"Ach, bist du etwa ein Gott oder was?",spottete ich und lachte, als Adam anfing energisch zu nicken. 
"Ist dir das etwa nicht aufgefallen?",fragte er und fuhr sich gespielt arrogant durch die Haare. "Solch eine Schönheit kann doch nicht von dieser Welt sein."
Ich unterdrückte eine Schmunzeln. "Vielleicht solltest du das mit der Brille nach mal überdenken, ich glaube du brauchst sie",sagte ich so ernst wie möglich und schlug das Buch wieder auf. Adam schnaubte empört.

Until ChristmasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt