12.12.2021

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Von
Insta: @/leo.xm13.08
Wattpad: ein-maedchen

Pov Tim
Es ist früh am Morgen. Genervt stehe ich auf und denke darüber nach, ob es sich überhaupt noch lohnt weiterhin Videos zu drehen. Es ist nicht so, als würde es mir keinen Spaß mehr machen, aber meine Motivation wird von mal zu mal weniger. Immer wieder geben wir unser bestes, die Bedürfnisse unserer Fans in die Videos einzubauen, aber trotzdem ist es ihnen nie gerecht. Sie wollen immer mehr, fordern und fordern aber sind dennoch unzufrieden. Es ist, als wären wir ihre Marionetten. Am liebsten würde ich die Stricke an meinen Gliedmaßen zerschneiden und mich aus den Fängen all dieser Menschen befreien.
Der erste Schritt, den wir dafür gesetzt hatten, waren die Streams, welche nicht mehr stattfinden. Es hat uns einfach zu sehr gestresst. Nicht zu vergessen, wie es einigen Zuschauern ergehen musste, welche immer wieder Donatet haben und dafür fertig gemacht wurden. Oft haben wir gelesen, wie schlecht es einen deswegen geht. Es war, als wären wir Schuld daran gewesen. Und diese Schuld möchten wir nicht weiter tragen müssen. Durch unserem Kanal haben sich so viele Menschen kennen und lieben gelernt. Das ist natürlich schön und wir freuen uns für jeden einzelnen, aber die, die andere Fans fertig gemacht haben, nur weil sie kein Follow oder like bekommen, das war und ist die deutlich größere Schattenseite. Immer darauf achten zu müssen, dass jeder gleich behandelt wird, ist einfach nicht machbar. Daher sollten wir es eigentlich unterlassen, so nah mit den Zuschauern zu arbeiten. Sie sollten es verstehen, immerhin sind wir auch nur Menschen. Aber sie Verstehen nicht. Immer wieder diese Aufforderung „Tim schau mal da!“ „Jungs, macht mal das weil der das will" „Ich höre auf, weil ich keine Aufmerksamkeit bekomme". Teilweise ist es schon fast eine Zumutung.
Nichts desto trotz machen wir fürs erste weiter. Wir lassen uns die Anspannung nicht merken und versuchen so zu tun, als wäre alles entspannt. Immerhin kann ich es mit meinem gewissen nicht vereinbaren, so viele Menschen enttäuschen zu müssen. Über die Vorwürfe, die wir bekommen könnten, will ich garnicht erst nachdenken.
Noch unmotivierter gehe ich schlussendlich duschen und mache mich fertig, damit ich Jan abholen kann. Und bis ich bei ihm bin, habe ich genügend Zeit, weiter zu überlegen, wie wir langsam und unbemerkt, einen weiterer Strick zerschneiden können, um uns aus der Kontrolle der vielen Marionettenspieler zu lösen.

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