Kapitel 26

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„Ich muss zugeben, du hast nicht schlecht getanzt!", sagt er und meint es offensichtlich als Kompliment, mich jedoch stört die Art, wie es es sagt. Er muss es zugeben und ich tanze nicht schlecht? Ich will ihm einen Spruch rein würgen, halte mich jedoch zurück.

„Gleichfalls!", erwidere ich deshalb.

„Und ich dachte schon, ich würde ein so schönes Mädchen enttäuschen!" Er lächelt mich an, doch auch dass hier enthaltene Kompliment kann ich nicht wahr nehmen.

Ich weiß selber nicht genau was mit mir los ist, doch die Worte erreichen nicht ihr Ziel. Ganz im Gegenteil, ich finde sie abstoßend und ich muss mich mit aller Kraft beherrschen, um nicht das Gesicht zu verziehe.

„Soll ich uns was Zutrinken holen?" Er versucht seine Unsicherheit, wegen meiner nicht vorhandenen Antwort, zu überspielen, doch ich sehe sie trotzdem.

„Ja!" Kein ‚Gerne', ‚Danke' oder ‚'Das währe nett'. Einfach nur ein ‚Ja' und das scheint ihn nur noch mehr zu irritieren, doch er geht los, um uns etwas Zutrinken zu holen.

Ich lasse mich auf einen der Stühle sinken und blicke auf die Schülerinnen und Schüler, die gut gelaunt tanzen. Mein Blick sucht die Menge ab, auch wenn ich nicht weiß wen ich suche. Okay, das ist gelogen, aber ich will es mir nicht eingestehen.

„Marry!", jemand setzt sich neben mich und ohne mich zu ihm zu drehen, weiß ich von wem die Worte kommen.

„Morgenfrüh in meinem Büro!" Ich nicke und Dumbledore erhebt sich wieder, ohne ein weiteres Wort. Eine weitere Frage kommt auf meine endlose Liste. Wieso will er mich sprechen und warum lässt er mich nicht morgen holen, so wie er es sonst immer tat.

Wir unterhalten uns nicht oft, außerhalb seines Büros, wenn ich in der Schule bin und schon garnicht vor den anderen. Keiner meiner Mitschüler weiß davon, dass Dumbledore mein Pate ist und wenn ich ehrlich bin, habe ich damit auch kein Problem.

„Ein Drink für das schönste Mädchen hier!" Bojan gibt mir ein Glas und ich erhebe mich wieder. Mein Versuch zu lächeln erscheint mir kläglich, doch es scheint zu funktionieren.

„Auf einen noch wunderbaren Abend und uns!" Er hält sein Glas so, als ob er erwarten würde, dass ich anstoße, doch alles in mir sträubt sich dagegen.

Ich drücke ihm meinen Drink wieder in die Hand und lasse mein Lächeln fallen. Ich höre auch mein Inneres und wenn es mir davon abrät weiter mit ihm Zeit zu verbringen oder anzustoßen, dann werde ich darauf hören.

„Sicher nicht!" Mit diesen Worten lasse ich ihn stehen und verlasse die große Halle. 

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Ich hoffe dieses Kapitel ist diesem Jahresende würdig und diese Geschichte diesem Jahr. Auch wenn wir dieses Jahr wieder viele Einschränkungen hatten und immer noch Corona unseren Alltag bestimmt, hoffe ich, dass ich euch die Tage mit Marry Potter ein wenig versüßen konnte. 

Marry Potter - Die Kinder, die überlebtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt