18. Kapitel - Immer das Ziel im Blick

197 15 0
                                    

"Lass deinen Blick nie das Ziel verlieren", flüsterte eine Stimme neben meinem Ohr, und ich spürte die Ernsthaftigkeit, die in ihren Worten mitschwang. Ein entschlossenes Nicken war meine Antwort. Das Ziel würde ich mit eiserner Konzentration im Blick behalten, mit Ehrgeiz in meinen Adern pulsierend.
Vor mir in einiger Entfernung standen die Blechdosen in einer ordentlichen Reihe auf einem improvisierten Tisch, aus einem Baumstamm und einem Brett, glänzend im gleißenden Sonnenlicht.
Die Sonnenstrahlen glitten über die glatten Oberflächen der Dosen und fügten ihnen eine Art schillerndes Leuchten hinzu. Doch ich ließ mich nicht von den Lichtreflexen blenden.
Meine Finger umklammerten den Abzug meiner Waffe mit festem Griff, als ich mich darauf vorbereitete, mein Ziel ins Visier zu nehmen.
Mit einem fokussierten Atemzug drückte ich ab, der Schuss hallte in der Luft wider. Ein Piepen in meinen Ohren war die Folge. Ich hörte dieses nervige Piepen und es kam mir so vor, als ob es mich zu verspotten schien. Spott, da ich keine von diesen Dosen nur ansatzweise getroffen hatte. Selbst der Wind, der meine Haare zerzauste und meine Kleidung flattern ließ, schien mir ein schelmisches Grinsen zuzuwerfen, als könne er kaum glauben, dass ich es nicht schaffte, auch nur eine Dose zu treffen, die er mit Leichtigkeit umpusten könnte.

Argh!

Noch einmal drückte ich den Abzug. Die Pistole gab einen Schuss ab und ich spürte den Rückstoß in meinen Händen widerhallen.
Ein scharfer, metallischer Klang erklang, als die Kugel eine der Dosen traf. Sie kippte wackelig, bevor sie mit einem dumpfen Aufprall aufs Brett zurückfiel. Ein Schritt in die richtige Richtung, aber noch längst nicht das Ergebnis, das ich anstrebte.
Der Ehrgeiz in mir brannte stärker, trieb mich an, meinen Fokus zu schärfen und erneut abzudrücken. Die nächsten Schüsse folgten in rascher Abfolge, doch sieben Schüsse trafen ins Leere. Ein Streifschuss folgte, der eine Dose bedrohlich zum Schwanken brachte. Ein weiterer Fortschritt, ein zaghafter Beweis meiner sich entwickelnden Fähigkeiten.
Auf den nächsten Schuss konzentrierte ich mich stärker, doch als ich abdrücken wollte, bemerkte ich, dass ich keine Munition mehr hatte.

Nein, nein, regte ich mich auf, da ich mir sicher gewesen war, einen besseren Winkel als zuvor gehabt zu haben.

Ein frustrierter Stampfer meiner Füße in die Erde, gefolgt von einem Ausstoß von Luft, der meine aufgestaute leichte Aggression entlud, gut, eher mittelschwere Aggressionen. Ich spürte, wie die Anspannung meinen Körper erfasste, aber bevor mein rechtes Auge zu zucken begann, zwang ich mich zur Ruhe. Ein paar tiefe Atemzüge halfen dabei, meinen Puls zu verlangsamen und den aufwallenden Ärger zu dämpfen.
Meine Hand fand den Weg in mein Gesicht und meine Finger strichen sanft über meine Haut, als wollte ich die Spannung aus meinen Zügen massieren. Der Moment der Selbstberuhigung gab mir die Gelegenheit, meine Gedanken zu ordnen, bevor ich meinen Emotionen erlaubte, die Kontrolle zu übernehmen. Ich spürte die Hitze in meinen Wangen nachlassen, und meine Muskeln lockerten sich allmählich von der Anspannung.
Es war wie ein stilles Gespräch mit mir selbst. Eine Erinnerung daran, dass es nicht produktiv war, sich von der Wut überwältigen zu lassen. Ich hatte die Wahl, wie ich auf die Frustration reagierte, die in mir brodelte. Und so nahm ich mir einen Moment der Pause, um meine Emotionen zu zähmen, bevor ich entschied, wie ich weiter vorgehen wollte.

Vater lässt mich schießen, ich muss mich von meiner besten Seite zeigen.

"Probier' es einfach noch 'mal", forderte mich die Stimme auf, und mein Blick wanderte nach rechts. Eine Frau mit grünen Augen und braunen Haaren stand dort, ein aufmunterndes Lächeln auf den Lippen. Ihre Haare waren zu einem Pferdeschwanz gebunden, der unter ihrer Kappe hervorschaute. Sie trug eine Cargohose und ein weißes Tanktop. Eine angemessene Wahl für das heiße Wetter. Die Sonne brannte erbarmungslos, und ich spürte, wie meine Haut langsam von ihrer Intensität durchdrungen wurde, fast so, als würde sie bald zu glühen beginnen.
Ein kurzes Nicken meinerseits war meine Antwort auf die Ermutigung von Sara, die neben mir stand. Ihr Lächeln wirkte ansteckend. Sie schenkte mir Vertrauen, und das motivierte mich, der Herausforderung erneut ins Auge zu sehen.
Sara war eine wichtige Bezugsperson von mir. Zwar war sie zu jung, um meine Mutter sein zu können, doch schon immer hatte sie die Rolle als große Schwester eingenommen. Sara war zehn Jahre älter als ich und somit ein richtiges Mitglied des Rechten Arms.
Von den anderen Mitgliedern wusste ich, dass sie sich bereits um mich gekümmert hatte, als sie selbst noch klein gewesen war. Damals hatte sie mich als Baby und Kleinkind immer durchs Camp getragen, was sie mit ihren Muskeln heute durchaus immer noch könnte.
"Verstanden?", fragte Sara nach, da ich nicht geantwortet hatte.
Ich nickte ihr also kurz zu und wandte mich schlussendlich wieder den Dosen zu, da mein Ehrgeiz geweckt worden war.

Die Ewigkeit einer verdammten Reise | Newt Ff / Teil 2 ✔Место, где живут истории. Откройте их для себя