2.1 Adventsball (1/4)

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Der Tag, auf den ich mich bis jetzt immer noch nicht gereut hatte, war nun gekommen. Heute Abend fand dieser lächerliche Adventsball statt. In der Woche, die seither vergangen war, war keine Spur je wieder von dem gutaussehenden Mann gewesen, der mich einst in meinem Traum besucht hatte. Zugegeben war meine Lust seither allerdings um einiges gestiegen. Es war unerträglich, doch überall wo ich mich umsah, waren die halbwegs attraktiven Jungen bereits vergeben oder... eben nicht attraktiv. So wie Ron, der war ja der letzte Abschaum. Bei dem Gedanken, dass der mir vor gar nicht so langer Zeit mal die Zunge fast in den Rachen geschoben hatte, kam mir mein Frühstück wieder hoch. Widerlich. Pfui.

"Was schaust du denn so angeekelt, Miney?", drang die weiche Stimme von Ginny an mein Ohr. Alles war besser, als wenn ich mich jetzt noch mit einer grauenhaft, quietschenden, falschen Schlange rumtreiben muss. "Nicht, hab mich nur an... etwas Unschönes erinnert", erklärte ich mich rasch und strich mit der Bürste nochmal durch meine Haare. Normalerweise hielt ich mich ja nicht an solches Muggelzeug, aber die Magie machte die Haare auf Dauer spröde und diese verdammte Bürste rettete mich immer wider davor, wie ein nadelnder Tannenbaum auszusehen. Die Weasley nickte und fuchtelte etwas mit ihrem Zauberstab herum, um sich eine wunderhübsche Frisur zu machen, die sogar mir gefiel. Aber hier war Individualität gefordert, vor allem, wenn man alleine erschien und nicht zwingend auffallen wollte. Wobei... vielleicht wollte ich das doch, um endlich einen anständigen Kerl ins Bett zu kriegen. Über den restlichen Mittag hinweg machten wir uns also noch vollends fertig. Die Rothaarige trug ein dunkelgrünes Kleid, das hin und wieder rot-karierten Stoff aufblitzen ließ. Sie sah wie ein anständiges, kleines Mädchen aus. Auch wenn das nicht wirklich zu ihr passte, stimmte es doch sehr harmonisch mit ihrem Aussehen.
Allerdings dachten wohl auch die wenigsten, dass ich jemanden aufreißen wollte. Doch genau so sah ich heute aus. Ein in etwa knielanges, blutrotes Kleid. Es war bestickt, hatte einen schwarzen Unterrock und einen asymmetrischen Schnitt. Die Spagetti-Träger lagen auf meinen Schultern elegant auf und der trägerlose, schwarze Spitzen-BH wirkte darunter so unscheinbar, wie das passende Höschen dazu. Während ich den zarten Bolero aus Chiffon darüber zog, betrachtete ich mich im Spiegel. Und wenn ich das nicht schon längst getan hätte, würde ich mich jetzt selbst vögeln. Doch auch Ginny schien zufrieden mit dem Ergebnis und so begaben wir uns gemeinsam nach unten.

Alles war, wie jedes Jahr zu dieser Zeit, festlich geschmückt, doch dieses Jahr schien es noch einen Ticken traumhafter. Keiner in diesem Raum wirkte irgendwie übertrieben angezogen. Alle waren eher schlicht und doch schick. Das Licht war gedimmt, sodass nun wirklich nicht mehr stark einzusehen war, wer sie wo aufhielt.

Der Weg von mir und Ginny hatten sich schon am Anfang getrennt, als sie mit Harry in irgendeine Ecke des Raumes verschwunden war. Nachdem ich allerdings feststellen durfte, dass die meisten Gefäße, mit Bowle, bereits alkoholisiert waren, schnappte ich mir schnell einen Becher nach dem anderen. Womöglich ein Fehler, denn ich hatte den Alkohol nicht ganz so stark eingeschätzt wie er dann letztendlich war. Mit einem schweren Ausatmen sank ich auf eine der Bänke. Jetzt hatte ich endlich Zeit meinen Blick durch den Raum schweifen zu lassen und Ausschau nach interessanter Beute zu halten. Doch die meisten Jungen -auch, wenn sie Anzüge trugen- sahen mir einfach zu unreif, zu uninteressant aus. Und diesen einen Slytherin, der mir einen Besuch im Traum abgestattet hatte, war auch nicht aufzufinden. Doch als ich den schwarzhaarigen Tränkeprofessor, die Fledermaus, im Schatten an der Menge vorbeihuschen sah, wie er die Treppenstufen förmlich hochschwebte, wurde ich neugierig, wohin es ihn wohl so spontan verschlagen würde. Also stand ich ruckartig auf, musste kurz aufpassen, nicht irgendwohin zu taumeln oder gar zurück auf die Bank zu fallen, um mich jetzt auf den Weg hinter der Fledermaus herzumachen. Ich hatte mein Ziel deutlich im Auge. Selbst wenn ich nur eine Lehrerorgie vorfinden würde, wäre sogar diese allemal spannender als dieser öde Abend, mit dem ich nur wenig anzufangen wusste. All diese Leute in diesem Raum, hatten ja eh etwas Besseres zu tun, als mir Aufmerksamkeit zu schenken. Seltsam wie schnell ich geil auf Aufmerksamkeit wurde, hatte ich mich die letzten Jahre doch immer über die von Draco beschwert. Nun ja, Aufmerksamkeit und Aufmerksamkeit waren eben zweierlei.

Schnell huschte auch ich die Treppen nach oben, wahrte ausreichend Abstand zu Severus und achtete darauf, keine auffälligen Geräusche zu machen. Schließlich verschwand er hinter einer Holztür. Unter der Türe leuchtete ein warmes Licht hervor, während ich gedämpfte und doch zum Teil sehr klare Stimmen vernehmen konnte. "Ihr zwei seid solche nervigen Zeitgenossen", beschwerte Snape sich hörbar gereizt, während er wohl eine Glasflasche auf den Tisch stellte. Es fehlte wohl nur noch, dass er ergänzte, dass sie lieber ihre Zeit alleine verschwenden sollten und ihn in Ruhe ließen, doch die Worte fielen nicht. Also lehnte ich mich weiter an die Wand und dachte darüber nach, wer wohl eine solch gerissene Idee haben würde, sich mit Snape zu treffen... Und dann auch noch zwei Personen. "So Professor, erzähl doch mal, wie steht es um dein Leben, deine Gesundheit", kurz wurde eine wohl sehr bedachte Pause eingebracht, "Den Sex?" Die Stimme des Mannes war angenehm rau und doch auf eine seltsame Art weich und zart. Wie zähes Karamell, das man nur langsam dehnen konnte, das aber doch so köstlich aussah und schmeckte. Ich hörte wie jemand ein Glas zurück auf den Tisch stellte. Snape war es schonmal nicht, denn dessen hektische Schritte waren immer noch klar und deutlich zu hören. "Du bist doch nur auf die letzte Frage aus, Black", hatte er ihn also sofort durchschaut.

Moment. Black... Ich ließ mir den Namen einige Sekunden auf der Zunge zergehen, während mein Gehirn ihn alarmiert wiederholte. Womöglich traf Snape sich mit alten Todesser-Kumpeln? Waren wir alle dem Untergang geweiht!? Bevor ich allerdings vor Schreck, Panik oder was auch immer, nach Luft schnappen konnte, hatte ich mir die Hand auf den Mund gelegt, um jegliche Geräusche zu unterdrücken. Meine Augen starrten in die Dunkelheit, während ich versuchte nicht mal durch die Nase zu atmen.

Als ich mich dann nach einer guten Minute, die sich wie eine Stunde angefühlt hatte, langsam wieder beruhigt hatte, lauschte ich also weiter. "Nein, das habe ich nicht." Die genervte Stimme Snapes war das einzige, was regelmäßig laut durch die Türe zu hören war. Bisher hatte ich nur eine von zwei weiteren Personen gehört. Ein raues, süßliches Lachen hallte wohl nun durch den Raum. Doch ich wusste, dass sich mindestens drei Personen in diesem besagten Raum befanden und ich würde nur ungern gehen, bevor ich keine Klarheit hatte. Indessen herrschte kurz angespannte Stille. "Denken sie wirklich ich würde etwas von diesen Hohlbirnen wollen?" "Wie gut Tatze, dass du kein Lehrer bist." Die Stimme, die nach der des Tränkemeisters folgte, war unklar, nur schwer zu hören, dass ich Idiotin mich fast gegen die Türe gelehnt hätte, um besser lauschen zu können. Zum Glück hatte ich dies unterlassen, doch war mir auch nicht ganz sicher, was ich aus dem Inhalt dieses Gespräches fassen sollte. "Warum? Dumm heißt ja nicht unattraktiv", da war wieder diese raue Stimme und langsam kam mir eine Idee, wer da alles in dem Raum war. Kurz hörte ich eine ernste, doch sehr kleinlaute Stimme, ehe diese wieder verstummte. "Herr Professor, es muss doch wohl eine einzige attraktive Schülerin in ihrem Kurs geben", mahnte nun diese tiefe, raue Stimme. "Nur weil es eine einzige, halbwegs attraktive Schülerin in diesem ganzen Jahrgang gibt, heißt es nicht, dass ich durch sie meine Stelle aufgeben möchte", erwidert der Professor jetzt so ernst und kalt, dass es mir einen unangenehmen Schauer über den Rücken jagt. Stille herrscht.

Gerade als die Unterhaltung interessant weiterging und ich kurz vor der wohl spannendsten Antwort des Jahrhunderts stand, musste so eine blöde Ratte einen bröseligen Stein runterwerfen. Wie als hätte Snape es bereits gewittert, riss er die Türe auf und starrte mir die Seele aus dem Leib. "Miss Granger." Die kalte Stimme warf bebende, fürchterliche Schauer über meinen Körper, während ich ihn nur wie ein ertapptes Kleinkind am Süßigkeitenschrank, dumm wie Brot anstarrte.

Begierde [HarryPotter FF] || 18+Where stories live. Discover now