3. Vollmond

378 7 1
                                    

Der Abend war sehr angenehm ausgeklungen. Doch entgegen meiner Erwartung war nicht sehr viel mehr passiert. Snape wurde es kurz darauf grundsätzlich zu blöd mit den beiden, Remus entschied daraufhin, dass er müde war und auch ich ins Bett sollte. Sirius war wahrscheinlich der Einzige, der noch bis in den Morgen gespielt hätte, doch da er überstimmt war, schloss er sich den beiden Männern einfach an. Mir wurde somit im grundsätzlichen das Recht auf eine eigene Meinung entrissen, weswegen ich es über mich ergehen ließ und mich beugte.

Nachdenklich lag ich heute, zwei Tage, später in meinem Bett. Wortlos blickte ich an die Decke. Ich fragte mich, wie es damit weiterging, ob wir jemals darüber sprechen würden, etwas dergleichen tun würden. An sich hatte es mir ja nun doch sehr gefallen, doch mir blieb keine Zeit, länger darüber nachzudenken, als die Schulglocke rang, zur nächsten Stunde rief. Ich stand zügig auf, nahm meine Tasche und lief eilig nach draußen, um mich indessen auf den Weg zu 'Verteidigung gegen die dunklen Künste' zu machen. Ich nahm Schritte, schräg hinter mir, wahr. "Möchtest du nicht etwas kaufen?" "Oder weißt du, wo unser Bruder ist?", fragten mich die Weasley-Zwillinge. Leise seufzte ich in mich hinein, während ich ihre Anwesenheit akzeptierte. Die Zwei ergänzten sich so gut, wie es Butter und Salz taten. "Nein und Nein", erwiderte ich schließlich und stellte fest, dass ihre Präsenz schwand, ehe ich alleinig den Weg zum Lehrzimmer zurücklegte und mich dort auf meinen Platz setzte. Snape hatte seine Stellung als Professor dieses Faches behalten dürfen. Gerade als ich mein Buch aufschlug, trat der Schwarzhaarige ein. Sein Umhang wie immer weit auffächernd durch seine schwungvollen Schritte, die etwas sehr Bedrohliches an sich hatten. Still beobachtete ich ihn einen Moment, ehe unsere Blicke sich kreuzten. Aus Angst, dass er mir doch noch die Kehle durchschnitt, senkte ich meinen Blick auf mein Buch. "Schlagen sie Seite 372 in ihren Büchern auf!", zerschnitt seine Stimme die angenehme Stille, die sich für wenige Sekunden ausgebreitet hatte.

Es dauerte nicht lange, da hatte jeder eben diese Seite aufgeschlagen. In dem gleichen Zeitraum drifteten meine Gedanken wieder an diesen wunderbaren Abend. Unruhig kaute ich auf meiner Unterlippe herum, während ich mich gar nicht auf den Inhalt der Texte konzentrieren konnte. "Miss Granger, fassen sie uns den letzten Text nochmal zusammen." Wie sonst auch erlaubte er keine Widerworte. Schnell überflog ich den Text, brabbelte irgendwelches -zur Abwechslung wirklich- sinnloses Zeug vor mich her. Hatte er es gemerkt? Bestimmt hatte er das. Seine Beobachtungsgabe war unglaublich, jedoch auch erschreckend. Einen Moment betrachtete ich ihn, ehe ich scheinheilig ein Pergament vor mir ausbreitete und meine Feder in Tinte tauchte, damit ich mir nun nebenbei Notizen machen konnte. Die Theoriestunden waren das Langweiligste an diesem Unterricht, vor allem mit Snape.
Zu meinem persönlichen Bedauern geschah nichts Weiteres und die Fledermaus hatte mir keine weitere Beachtung geschenkt. Hin und wieder wurde ich zwar seines Blickes gewürdigt, allerdings schien dieser eher noch abwertender als es gewöhnlich war.

Der Abend kam und wieder stellte ich fest, wie langweilig das "normale" Leben in Hogwarts war. Ohne Kriege, ohne Gefechte. Rundum war es einfach nur langweilig. Kein Schüler stellte etwas an. Kein Lehrer tat etwas Verbotenes. Es herrschte gähnende Leere und nicht mal Fred und George hatten binnen der letzten Wochen etwas angestellt. Die Gänge waren düster und der Vollmond schien mir ins Gesicht. Gerade als ich mich erneut über diese verdammte Eintönigkeit beschweren wollte, blitzte in mir ein Gedanke auf. Vollmond war vielleicht die Lösung zu meinem Problem. Ignorierend, dass ich zu dieser Zeit all möglichen Wesen auf den Gängen begegnen könnte, huschte ich umher, bis mir der frische Wind entgegenkam. Für den kurzen Moment, in dem ich überhaupt diese dumme Idee gehabt hatte, war mir wohl auch entfallen, dass es noch immer Winter war. Diese Tatsache des Weiteren ignorierend, stapfte ich durch den knöchelhohen Schnee, bis ich die peitschende Weide erreichte.
Wo ein Vollmond war, war auch ein Werwolf. Und wo ein gewisser Werwolf war, war auch Sirius nicht weit. Somit verschwand ich nach dem Wirken des Zaubers durch die Wurzeln in die heulende Hütte. Die Temperaturen in der Räumlichkeit waren weitaus angenehmer, als die außerhalb. Etwas erschauderte ich, bei dem modrigen Geruch und dem Gedanken, dass ich irgendwann auch wieder zurück nach draußen müsste.

Begierde [HarryPotter FF] || 18+Where stories live. Discover now