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HARRY

Die letzten Tage liefen alle gleich ab. Tag für Tag saß ich in diesem Zimmer, die leeren Wände scheinen mich bereits zu erdrücken. Ich habe es so was von vermasselt, wie immer eben.

Als mir Ashley von Liam, ihren.. ihren Vergewaltiger, erzählt hat, war ich so wütend. Wütend auf Liam und auch wütend auf Ashley, weil sie mir all die Monate, in denen wir zusammen waren, nie etwas davon erzählt hat. Im ersten Moment wollte ich diesen Liam finden und ihm eine reinschlagen. Mehrmals. Er sollte für das, was er Ashe angetan hat bezahlen.

Die ganze Zeit über, seit unserem Kennenlernen um genau zu sein, habe ich mich gewundert, was vorgefallen ist, dass sie so einen Hass auf Männer hat. Okay, ich muss zugeben, ich habe durchaus schon darüber gegrübelt, ob wohl eine Vergewaltigung der Grund ist, aber solange Ashley mir nichts erzählt und dies bestätigt hat, habe ich das einfach verdrängt. Bis ich mit der Wahrheit konfrontiert wurde und diese hat geschmerzt. Das dieses zarte, wunderschöne, mutige Mädchen so sehr verletzt und misshandelt wurde von einem dämlichen Jungen. Er hat die tollste Frau der Welt zerstört. Verdammt, dieses Arschloch. Ich möchte seine Knochen unter meinen Faustschlägen brechen hören. Und aufgrund dieser dummen Szenarien - ich mein, ich weiß bis auf den Namen nichts von dem Typ - sitze ich allein in diesem verdreckten Raum, obwohl ich eigentlich bei Ashe sein sollte. Und verdammt, ich werde niemals eine Frau ohne ihre Erlaubnis anrühren, niemals wie dieser Liam enden, dennoch habe ich die Liebe meines Lebens alleine gelassen – mehrmals – und das nur, weil ich mit der Situation nicht klar kam. Und das ist schlimmer.. Jemanden alleine lassen, nachdem er so etwas hartes mir anvertraut, ist die größte Sorte Mistkerl.

Und in meinem Fall sogar noch schlimmer als das. Welcher anständige Kerl lässt eine Frau und sein frisch geborenes Baby einfach stehen? Gut, niemand hat je behauptet, ich wäre anständig, aber ich wünschte ich wäre es. Dann wären uns eventuell viele Situationen erspart geblieben. Und ich wäre bei Ashley und nicht allein hier.

Und jetzt zurückzugehen wäre unfair, erst recht, da ich nicht versprechen kann, dass es nie wieder vorkommen wird. Ich kann mich nicht mehr kontrollieren seitdem ich Ashley kenne. Sie ist das beste und gleichzeitig schlimmste was mir je passiert ist und ich liebe sie so so sehr. Und mein Temperament geht zu oft mit mir durch.

Plötzlich kommt mir der Anruf von meiner Schwester und mir wieder in den Sinn. Ich hatte sie damals in Los Angeles angerufen, wollte nur wissen, wie es ihr geht und ihre Stimme mal wieder hören. Wir haben uns einige Minuten unterhalten, das Gespräch war allerdings angespannt und distanziert, nicht so, wie es früher immer war. Damals habe ich realisiert, wie sehr ich meine Schwester doch vermisse..

Sie hat früher alles für mich bezahlt, mir immer wieder Geld gesendet und sich um mich gesorgt. Irgendwann, nachdem ich 18 wurde und sie noch immer nicht aufgehört hat, habe ich mich wie ein Kleinkind gefühlt. Ich wollte unbedingt ein Mann sein und für mich selbst sorgen. Deshalb dachte ich, es wäre das schlaueste, mit Gemma Kontakt abzubrechen. Anfangs habe ich noch oft an sie gedacht, aber mit der Zeit wurde es weniger und irgendwann hatte ich sogar vergessen, dass ich eine Schwester habe.

Weil ich mir nicht besser zu helfen weiß, schnappe ich mir mein Handy und wähle erneut ihre Nummer, in der Hoffnung, dieses Gespräch verläuft besser, als damals in Los Angeles.

Es tutet ein paar mal, dann nimmt jemand die Leitung ab. „Hallo?"

„Hallo Gemma.." melde ich mich nervös, was man zum Glück aber nicht hört. „Hier ist Harry."

„Harry?" fragt sie überrascht. Sie hat wohl nicht damit gerechnet, dass ich mich nochmal melden würde, nachdem das andere Gespräch so komisch verlaufen ist. „Was führt mich zu dieser Ehre?"

Plötzlich kam er in das Leben eines TopmodelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt