Ein wahrer Shadowhunter

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"Was zum Engel passiert da JACE HALT SOFORT AN!"
Mit Lichtgeschwindigkeit schliddert unser Wagen schräg über die Straße. Im Augenwinkel sehe ich noch wie Jace versucht das Lenkrad rumzureißen, doch es ist zu spät. Anhalten ist keine Option mehr. Als sie das versteht, übertönen Isabelles Schreie das laute Quietschen unserer Reifen. Außerhalb jeder Kontrolle fliegen wir über die Kante und stürzen endlos in die Tiefe. Alles fühlt sich an, als würde es in Zeitlupe passieren: die Angst in den Izzys Augen, das Abkommen, das Fallen ohne Ende. Noch bevor wir aufkommen, nehme ich Izzys Hand und schaue ihr ins Gesicht. Ich möchte etwas sagen, um sie zu beruhigen, doch bekomme kein einziges Wort raus. Mein Herz beginnt wie verrückt zu schlagen, und meine Hände zittern unaufhaltbar. Was wird jetzt geschehen? Ist das das Ende? So hilflos habe ich mich noch nie gefühlt, so, als könnte ich nichts tun um sie zu retten. Ich weiß genau, dass mir nichts geschehen wird, und Jace vielleicht auch nicht, aber das kann ich nicht von Izzy behaupten.

Mit einen lauten Knall treffen wir auf den Boden. Ein paar mal überschlägt sich das Auto, bis es stehen bleibt und alles auf einmal ganz ruhig wird. Völlig unverletzt wache ich gleich wieder auf. Ich hatte meine Augen kurz vor dem Aufprall fest zugekniffen, damit ich das Unheil nicht mit ansehen muss. War wahrscheinlich auch gut so. Aber jetzt muss ich mir erstmal Gedanken machen, wie ich hier rauskomme. Der Gurt klemmt und wir stecken über Kopf fest. Was haben wir auch für ein Glück, nicht wahr? Ich darf meine Engelskräfte hier nicht benutzen um meine Identität weiter geheimzuhalten, aber das ist mir jetzt egal. Es gibt Wichtigeres, wie zum Beispiel das Leben zwei meiner Shadowhunter- Kollegen. Als ich mich aufrichte, sehe ich dass Jace bei Bewusstsein ist, wenn auch schwach. Dabei scheint er mit ein paar Kratzern davonzukommen, und die heilen schnell. Vorsichtig beuge ich mich zu ihm rüber.

"Jace, alles okay? Du musst durchhalten ich hol dich da raus."
Ich denke da hat er mir zugestimmt, murmeln verstehe ich nicht so gut.
Ohne dafür eine Stele zu brauchen aktiviere ich meine unsichtbare Stärke- Ruhne. Ja, sowas haben wir oben.
Nun ist es ein leichtes den Gurt in der Mitte durchzubrechen und die Tür einzutreten. Ich gebe zu, dass ich eher durch sie hindurchfalle, aber es funktioniert. Auch wenn ich keine äußeren Wunden habe, in meinem Kopf dreht sich immernoch alles. Aufstehen kann ich nicht, aber ich schaffe es mit meinen Händen seine Tür abzureißen.
"Jace, Jace du musst rauskommen."
Mit halb heiserer Stimme versuche ich ihm das klarzumachen, aber er reagiert kaum. Irgendwo muss doch seine Heilruhne sein, damit er wenigstens wieder zu sich kommt. Da ist sie ja. Mit zitternden Fingern und einer Stele die ich nie zuvor benutzt habe schaffe ich es sie zu aktivieren. Scheint geklappt zu haben, er schreckt hoch. Soll das so sein?

"Du musst mir helfen Isabelle zu befreien ich schaffe es nicht ohne dich."
So gelogen ist das gar nicht. Ich bin zwar sehr stark, aber auch meine Kräfte reichen nicht ewig. Sie rauszukriegen dürfte kein Problem sein, aber wie rettet man ihr das Leben? In diesem Stadium hilft keine Ruhne mehr, dafür braucht man einen echten Arzt oder einen Hexenmeister, und ich sehe wohl kaum wie einer aus.
"Wie hast du...?"
Spar dir deine Energie ganz ehrlich, ich kann dir sowieso nicht die Wahrheit sagen.
"Hilfst du mir jetzt oder...?
Ohne weiter nachzudenken steigt er aus dem Wagen und torkelt auf ihre Seite. Ich hoffe wir können sie retten.

"Schlag das Fenster ein deine Hand ist unverletzt. Ich werde sie rausziehen."
Er muss jetzt nicht den Helden spielen.
"Wir werden Sie rausziehen, gemeinsam."
Diesen skeptischen Blick vertrage ich, ich bin ihn sogar gewohnt. Überall werde ich unterschätzt, als wäre ich nur ein armes kleines Ding. Und immer habe ich das Gegenteil bewiesen.
Sobald die Scheibe kein Problem mehr ist, packt Jace ihre Arme und zieht sie raus. Doch seine Kräfte lassen schnell nach. Ein normaler Shadowhunter hätte nichts davon tun können, und jemand wie ich das Meiste. Ich schätze er liegt irgendwo im Mittelfeld. Ich schlinge meine Arme um ihre Taille und helfe ihm, bis sie draußen ist. Geschafft, undzwar grade noch rechtzeitig bevor wir alle gegrillt werden. Immun gegen Feuer bin ich nicht.

Das mit der Gefühlskälte scheint wirklich zu stimmen, er vergießt nicht eine Träne egal was passiert.
"Izzy, kannst du mich hören? Ich bin da."
Wie ein Profi untersucht er ihre Verletzungen.
"Es ist kritisch, aber wir haben noch eine Chance. Hast du was zum Desinfizieren, Verbinden und Stilllegen da?"
"Na klar bin ich immer ausgerüstet, hier."
Ich habe keine Ahnung was er macht, aber ich glaube er macht es gut. Schnell wie der Blitz sind all ihre Wunden verbunden und er berührt ihren Hals.
Jace atmet auf.
"Ihr Puls ist wieder stärker, sie wird es schaffen. Hilf mir sie ins Institut zu bringen."
Der Trip zu den stillen Brüdern wird wohl verschoben.

Wieder im Institut angekommen, bringen wir sie auf ihr Zimmer und legen sie aus's Bett.
"Sie braucht jetzt viel Ruhe. Ich hab Alec angerufen er bringt auch Magnus zur Unterstützung mit. Sie ist in guten Händen."
Gerade schien sich alles langsam wieder zu beruhigen, da höre ich wie jemand durch die Türen eindringt und schnell in unsere Richtung kommt. Die beiden scheinen es jedoch noch nicht zu sein.
"Wo ist sie?"
Die unbekannte Stimme schallt durch alle Räume. Jetzt scheint auch der Rest das mitbekommen zu haben. Ich will zur Tür um nachzusehen, doch laufe eher in ihn rein. Es ist ein gebräunter, großer und besonders hübscher Mann, den ich noch nie zuvor im meinem Leben gesehen habe. So wie's aussieht ist er ein Vampir.
"Wie geht es Isabelle?"
Mit einem Mal stellt sich Jace zwischen die beiden.
"Raphael was machst du hier? Unterweltler dürfen nur auf Einladung ins Institut kommen. Du bist hier also überflüssig."

Raphael, interessant. Den Namen habe ich schonmal gehört, aber die Stunde über Vampire habe ich glaube ich geschwänzt. Jetzt ist es viel wichtiger, die beiden Chaosstifter auseinanderzuhalten. Die rufen ja förmlich nach Ärger.
"Es reicht, damit meine ich euch alle beide! Wenn ihr euch schon nicht vertragen wollt dann redet nicht noch miteinander. Tut es für sie, nicht für euer Ego. Das wäre das Letzte was sie sehen will wenn sie aufwacht."
Es scheint zu wirken, denn beide ziehen sich wieder zurück. Irgendwie werde ich schon noch rausbekommen, was zwischen Raphael und Izzy los war, aber fragen werde ich sie nicht. Irgendwas hat er an sich, das ihn so interessant macht.

"Hey Phoebe, kannst du kurz reden? Dauert nicht lange."
Seit wann ist jemand denn so nett zu mir, besonders, wenn er Jace heißt?
"Willst du sie denn wirklich alleine lassen?"
"Ja ich vertraue Raphael was sie angeht. Egal ob ich ihn mag oder nicht ihm liegt was an ihr. Kann ich ihm nicht verübeln."
Ein paar Schritte gehen wir aus dem Zimmer um uns schließlich an die Ecke zu stellen. Jetzt fühle ich mich aber klein. Konzentriere dich auf das Gespräch, Phoebe, nicht ablenken lassen.
"Also was wolltest du mit mir besprechen?"
Langsam breitet sich ein ernster Gesichtsausdruck bei ihm aus, aber nicht der mit den schlechten Neuigkeiten, mehr so der Bedeutende.
"Eigentlich wollte ich mich nur bei dir bedanken, und auch etwas entschuldigen. Ich habe so sehr an dir gezweifelt das hätte ich nicht tun dürfen. Und merk dir das das sage ich nicht oft. Aber das was du heute getan hast, du bist ein wahrer Shadowhunter."

A Shadowhunter from Heaven ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt