Kapitel 49

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2 Monate später

Mara:

Ich starrte mal wieder an die Decke. Ich hatte keine Ahnung wie spät es war, oder wie lange ich schon hier war. Auch wenn es stock duster war, konnte ich die Augen nicht schließen, denn machte ich sie zu, suchten mich meine schlimmsten Albträume heim. Doch mich zur Seite drehen konnte ich mich auch nicht. Im Dunkeln glaubte ich Wesen zu erkennen, die schlimmer als meine Albträume waren. Genauso war es mit den Geräuschen, hier ein Krächzten, da ein Lachen. Ich zuckte jedes Mal zusammen und verfluchte mich innerlich dafür.

Ich zuckte erneut zusammen, als die Tür geöffnet wurde. Mike kam hinein und stellte einen Teller mit irgendwelchem Essen auf den Tisch neben mir. Genauso wie ein Glas Wasser und meine tägliche Schmerztablette und die Lampe. Das war das einzig Positive was seine Besuche mitbrachten. Er ließ sie immer eine Weile da, auch wenn er den Raum verließ, in der Zeit konnte ich ein wenig entspannen. Manchmal schaffte ich es sogar einzuschlafen. Mike probierte immer mal wieder ein Gespräch mit mir anzufangen, aber ich ignorierte ihn. Ich wollte ihm keinen Gefallen tun und das würde ich, sobald ich den Mund aufmachte.

Er verließ das Zimmer wieder und ich hatte endlich meine Ruhe. Ich richtete mich auch und nahm das Glas Wasser. Ich leerte es und aß auch ein wenig. Mir wurde zwar schlecht sobald ich den ersten Bissen getan hatte, aber irgendwie musste ich den Schein waren. Die Tablette steckte ich in das Kopfkissen, so wie die Anderen zuvor auch. Mein Ziel war es, sobald es unerträglich wurde, alle mit einmal zu nehmen. Entweder ich starb oder ich kam hier raus. Für mich also eine Win-Win Situation. Doch noch war es nichts soweit.

Da die Zeit mit Licht begrenzt war, stieg ich aus dem Bett. Ich musste mich an der Tischkante festhalten um nicht umzufallen. Ich schob es auf Eisenmangel, auch wenn ich mir sicher war, dass meine Psyche eine große Rolle spielte.

Nachdem ich wieder klarsah, ging ich quer durch das Zimmer und legte meine Sache ordentlich auf den Stuhl. Ich stieg unter die Dusche und ließ das Wasser laufen. Die kleine Duschkabine war schnell mit Dampf gefüllt und ich ließ mich an der kalten Wand hinuntergleiten. Das Wasser fiel auf meine Haare und lief dann meinen Körper hinunter. Ich stellte das Wasser noch ein weniger heißer und neuer Dampf entstand. Meine Haut brannte und war inzwischen knallrot. Auch das Atmen viel mir durch den Dampf schwerer und trotzdem änderte ich die Temperatur des Wassers nicht. Ich genoss die Schmerze der Hitze und auch den Druck auf meinen Oberkörper, denn es bewies mir, dass ich noch lebte. Ich hatte jede erdenkliche Qual erlitten und trotzdem lebte ich.

Xav:

Ich stieg aus dem Wagen und knallte die Tür hinter mir zu, genauso wie mein bester Freund. Wir gingen Richtung Eingang, der in frischer Farbe erstrahlte, um den beißenden Wind zu entkommen. Seit Weihnachten hatte es immer mal wieder heftige Schneestürme gegeben und es war schwierig irgendwo hinzukommen. Bis jetzt war dies noch nicht zum Problem geworden, da dank dem Brand letztes Jahr, jeder von zu Hause unterrichtet werden konnte. Doch jetzt war das Gebäude fertig gestellt worden und der Unterricht wurde wieder normal betrieben. Ich drückte die Tür zum Gebäude auf und ließ meinen besten Freund hindurch. Kaum trat auch ich hindurch, wurden sämtliche Gespräche unterbrochen und die gesamte Aufmerksamkeit richtete sich auf uns. Um genau zu sein auf mich, denn Klatsch und Tratsch verbreiteten sich auf unserer Schule, schneller als ein Buschfeuer. Ich wusste, jeder in diesem Gebäude hatte die Story vom Jungen gehört, der vom Ex der Freundin, die gar nicht seine Freundin war, angeschossen und dann verlassen wurde. Es war wie aus einem schlechten Film.

Ich ignorierte die Blicke und ging den Gang entlang. Schon lange war ich neugierige Blicke gewohnt gewesen, doch mitleidige, teils sogar verstörte Blicke, waren neu. Ich machte es wie schon seit Jahren, niemanden Aufmerksamkeit schenken und sich mit wichtigeren Dingen beschäftigen. Wir gingen weiter und mit der Zeit stießen unsere anderen Freunde zu uns. Es war alles wie beim Altem. Bennie und ich erzählten von unserem Urlaub. Ich wollte gerade von einer besonders witzigen Situation erzählen, als alle stoppten. Vor dem Raum in dem ich gleich Unterricht hatte, stand der Direktor und unterhielt sich mit meiner Kurslehrerin. Als sie uns bemerkten, unterbrachen sie ihr Gespräch und der Direktor richtete sich an mich.

"Xavier, wärst du bitte so nett mir zu folgen."

Die Jungs guckten mich irritiert an, aber ich wusste auch nicht worum es ging. Ich folgte dem Direktor, ohne weitere Fragen zu stellen. Er brachte mich in sein Büro. Mein Herz setzten einen Schlag aus, als er die Tür öffnete und 2 Männer in Anzügen dasaßen. Auf dem Tisch lagen ihre Ausweise, durch die ich sie als Ermittler identifizieren konnte. Der Direktor ließ uns allein und die Männer bedeuteten mir, mich zu setzen. Kaum saß ich, stellten sie sich vor und klärten mich über meine Anwesenheit auf.

"Können Sie mir den Tag nennen, an dem Sie ihre Freundin Mara das letzte Mal gesehen hatten?"

Ich lehnte mich an die Stuhllehne.

"Wir waren nie zusammen und das letzte Mal war vor ungefähr 2 Monaten gewesen. Um genau zu sein als ich angeschossen wurde. Wieso fragen Sie?"

Einer der Ermittler notierte sich etwas, während sein Kollege mich weiter ausfragte.

"Reine Routine. Können Sie sich an etwas erinnern was an diesem Tag geschehen ist, als Sie im Krankenhaus waren?"

"Nein. Ich war unter Narkose und falls Sie das noch nicht wussten, tot. Und das hier ist garantiert keine Routine. Also wären Sie bitte so freundlich zu sagen was das hier soll."

"Mara wurde von ihrer Familie, an diesem Tag als vermisst gemeldet. So wie es aussieht sind Sie der letzte der sie gesehen hat."

Kurz entglitt mir mein Gesicht und ich bekam Panik, doch ich fing mich schnell wieder.

"Tja, da können Sie lange suchen. Als ich aufgewacht bin, fand ich einen Brief, von ihr, in dem schrieb sie, dass sie sich absetzt. Ins Ausland. Sie wolle mich nie wieder sehen. Und bevor Sie fragen, den Brief habe ich weggeschmissen. Sind wir damit jetzt fertig?"

Die Polizisten nickten und so stand ich auf und verließ den Raum.

Mara:

Ich schlug das nächste Buch zu. Ich hatte es inzwischen zum fünften Mal gelesen und es wurde langweilig. Ich setzte mich auf und starrte auf das Glas auf dem Tisch. 18. Es war die 18. Schmerztablette. Ich hatte keine Ahnung wie lange ich hier war, nur das ich nicht mehr wollte. Die Dunkelheit und die Stille hatten mich verrückt werden lassen und ich sah auch keine Möglichkeit aus diesem Raum wieder rauszukommen. Mikes Aussage, es würde mich niemand suchen kommen, schenkte ich inzwischen Glauben. Und warum dann hier versauern?

Ich holte die anderen Kapseln aus ihrem Versteck und legte die letzte ebenfalls in meine Hand. Ich wusste nicht wie lange ich darauf starrte, aber als ich wieder anfing Stimmen zu hören, führte ich sie mir einfach zum Mund. Ich leerte das Glas und ich spürte wie die Tabletten meinen Hals entlangwanderten.

Ich stellte das Glas wieder auf den Tisch und machte das Licht aus. Kaum hatte ich mich hingelegt und starrte wieder an die Decke, sah ich wieder die Fratzen. Doch diesmal war es mir egal. Die Geräusche störten mich auch nicht mehr.

Eine innere Ruhe erfüllte mich und ich probierte mich an irgendwas Schönes zu erinnern. Der Gewohnheit wegen schloss ich die Augen und eine Erinnerung flackerte vor meinem inneren Auge.

Ich saß auf dem Rücken von Muna, während Xav am Zaun lehnte. Im Trab ritt ich meine Runden und er fragte mich zur Prüfung ab. Es hatte sich damals wie fliegen angefühlt. Genauso wie jetzt. Eine Träne trat aus meinem Augenwinkel und die Erinnerung verschwand.

Genauso wie ich.

Wie scheiße das Leben doch war.

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