die selben

1K 94 64
                                    

Als Louis aufwacht, liegt Clifford neben ihm auf der Couch, halb auf ihm. Louis lächelt und krault ihm hinter den Ohren. Der Hund guckt ihn einfach nur aus seinen treuen Augen an und Louis muss seufzen. Er hat seine Liebe nicht verdient.

Dann richten sich mit einem Mal Cliffs Ohren auf, er hebt den Kopf und Louis hört das Geknister einer Futtertüte. Clifford springt von Louis und verlässt den Raum. Louis setzt sich auf, reibt sich die Augen und seufzt dann.

Wie zur Hölle ist er wieder hier? Was hat er sich dabei gedacht? Einfach so nach fünf Jahren hier aufzutauchen?

Nein, Louis, erinnert er sich. Es ist das Richtige, du musst das hier tun.

Jetzt, wo seine Augen nicht jede Sekunde zufallen und es heller ist, sieht er sich nochmal im Zimmer um. Wirklich alle Möbel sind gleich, bis auf den kleinen Tisch in der Ecke, der ist neu. Louis dreht sich um und sieht zur Wand, an der früher die ganzen Fotos hingen. Er schluckt, als er sieht, dass auch diese immer noch am gleichen Platz sind. Die Fotos sind noch da. Das bedeutet Harry hat sie nach dem Renovieren wieder aufgehängt.

Die Fotos von seiner Familie. Und die Fotos von Louis' Familie. Und die Fotos von Louis.

Die einzigen die fehlen sind die Fotos von Louis und ihm zusammen.

Louis beißt sich auf die Lippe und schlägt die Decke zurück, um aufzustehen und rüberzugehen. Harry hat Fotos von ihm hier hängen. Harry trägt ihren Ehering noch. Nach fünf Jahren.

Was hat das zu bedeuten, warum tut er das, was soll Louis denn jetzt fühlen? Er ist absolut überfordert und streicht sanft über das Bild von ihm bei der Einschulung. Ein bitteres Lächeln tritt auf seine Lippen. Dieser kleine Junge war so voller Leben und Energie und Hoffnung.

Dieser kleine Junge dachte damals noch, dass die Weihnachtsdeko extra für ihn aufgebaut wurde. Für seinen Geburtstag.

Das Lächeln verschwindet. Dieser kleine Junge war komplett delusional. Er hatte keine Ahnung von der Welt. Wie grausam sie ist.

Louis weiß nicht, wie lange er dort steht und die Fotos ansieht, aber irgendwann reißt ihn ein Bellen von Clifford aus seinen Gedanken und er merkt, wie hungrig er ist. Er hat seit gestern vor dem Flug eigentlich nicht mehr so richtig gegessen. Er weiß, dass er überhaupt keine Ansprüche haben darf, aber vielleicht hat Harry ja ein bisschen was für ihn.

Er holt tief Luft und verlässt dann das Wohnzimmer.

Die Tür zur Küche ist direkt gegenüber und steht auf.

Harry sitzt in Jeans und Pulli auf dem Boden, an die Spülmaschine gelehnt und Clifford sitzt zwischen seinen Beinen und lässt sich von ihm streicheln. Neben ihm liegt ein leerer Futternapf. Harrys Haare hängen in seidigen Locken über seine Schultern.

Louis' Herz geht auf und er fühlt sich sofort irgendwie friedlich und das macht ihm Angst. Etwas, was man fünf Jahre lang nicht hatte kann sich doch nicht so vertraut anfühlen, oder?

Ohne dass Louis will, wandert sein Blick zu Harrys Hand und als er den Ring immer noch dort an seinem Finger sieht fühlt er irgendwas. Er kann es nicht so ganz zuordnen. Aber es ist da, unvermeidbar und tief.

„Es ist schon irgendwie traurig", sagt Harry plötzlich ohne aufzusehen und Louis erschrickt.

„Fünf Jahre lang nur wir zwei und trotzdem mag er dich lieber." Er sieht zu Louis auf und dieser wird sofort traurig. Er weiß nicht mal warum. Er hat gerade das Gefühl er hat Stimmungsschwankungen, als wäre er schwanger.

„Das stimmt ni-"

„Oh bitte, Louis." Harry schnaubt. „Du musst nicht so tun." Seine Stimme trieft vor Schmerz und Louis will das nicht. Er will nicht, dass es Harry schlecht geht. Nicht nur, weil es seine Schuld ist, sondern weil er es noch nie sehen konnte wie Harry leidet.

coming home for christmas | l.s.Where stories live. Discover now