er ist nicht allein

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Als Louis am nächsten Morgen von seinem Wecker aufwacht und sein Blick aufs Datum auf seinem Handy fällt, wird ihm auf der Stelle schlecht.

7. Dezember.

Fünf Jahre.

Louis holt tief Luft und versucht seinen Mageninhalt bei sich zu behalten. Alles tut ihm weh.

Er richtet sich auf, presst sich eine Hand auf die Stirn und die andere auf die Brust. Nichts hilft. Er steht auf, ihm ist schwindelig und er taumelt Richtung Küche, er braucht dringend ein Glas Wasser.

Aber als er die Wohnzimmertür erreicht und dann im Flur ist, fällt es ihm schwerer zu atmen. Die Tränen, die in seine Augen steigen, vernebeln seine Sicht und er ist so gefüllt von Trauer, dass er nicht mehr kann.

Er bricht zusammen. Aber bevor er auf den Boden fallen kann, haben sich zwei starke Arme um seinen Torso geschlungen und halten ihn fest. Louis lässt es einfach zu, krallt sich in Harrys Shirt und lässt sich von ihm halten.

„Ich kann das nicht, Harry", schluchzt er und schlingt seine Arme um Harrys Hals. Harry sinkt nur langsam mit Louis auf den Boden, um ihn enger an sich zu ziehen. „Doch, du kannst", flüstert er leise. „Du musst." und Harrys Stimme macht alles besser. Sie ist wie Balsam für Louis' Seele und obwohl er immer noch komplett fertig ist fühlt er sich besser. Hier in Harrys Armen hat er das Gefühl alles ist okay. Alles ist okay, solange er einfach in Harrys Armen bleibt.

Es ist der sicherste Ort auf der Welt.

Louis atmet und schlingt seine Arme enger um seinen eigentlich-immer-noch-Ehemann und dreht seinen Kopf so, dass seine Lippen Harrys Haut streichen und er atmet.

Harry ist für ihn da. Harry hat ihn. Er hält ihn. Er ist hier für Louis.

Wie er es auch damals gewesen wäre.

Louis lässt den Gedanken nicht zu, wehrt sich mit allem was er hat dagegen zu denken, dass es vielleicht doch ein Fehler war zu gehen.

Es zählt nur der Moment.

Harry streicht sanft über Louis' Rücken, summt eine leise Melodie in sein Ohr und wiegt ihn langsam hin und her und fünf Minuten später glaubt Louis, dass er seinen Beinen wieder vertrauen kann.

Er löst seine Arme aus der Umklammerung um Harrys Hals und atmet tief durch, Harrys Hände rutschen von seinem Rücken auf seine Taille und es fühlt sich so an, als wären sie dort zu Hause.

Louis will hier nicht weg. Er will für immer in Harrys Armen bleiben und alles andere ignorieren.

Aber er weiß, dass das nicht geht, also schluckt er und rutscht ein kleines Stück zurück und dann sieht er für eine Sekunde auf in Harrys grüne Augen. Es ist aber mehr als er gerade aushalten kann, deshalb guckt er sofort wieder weg.

„Danke", flüstert er und jeder andere Mensch hätte ihn nicht gehört, so leise hat er gesprochen. Aber Harry hört ihn immer. Hat ihn immer schon gehört.

„Hey", sagt er leise und Louis sieht doch wieder zu ihm hoch. Es trifft ihn wieder direkt ins Herz und er hat keine Kraft mehr. Er guckt Harry einfach nur an.

„Es ist okay", sagt Harry. „Du schaffst das."

Und da ist irgendwas an der Art wie er es sagt, an seiner Stimme, das es Louis wirklich irgendwie daran glauben lässt, dass er es schafft.

_____

Als Harry parkt, glaubt Louis, dass ihm sein Frühstück wieder hochkommt, aber das ist unmöglich. Außer einem Tee hat er nämlich nichts runtergekriegt.

coming home for christmas | l.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt