Merkwürdiges Finale

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Bei dem Turnier, zu dem ich eingeladen worden war, traten Lisa und ihr Chor  auf und ich war wie immer stolz meine Freundin so zu sehen. Ihr gesamtes Auftreten und ihr Art und Weise die Zuschauer in ihren Bann zu ziehen, fand ich jedes Mal aufs neue faszinierend. Allerdings sah ich auch Tiffany wieder. Sie war mit dem amtierenden Champion Bandith Keith zusammen und zeigte das auch. Während meine Freundin sich oft im Hintergrund hielt, war Tiffany bemüht, der Mittelpunkt zu sein. Und mit dem amtierenden Champion liiert zu sein, gab ihr endlich die Berühmtheit, die sie sich so oft gewünscht hatte. Doch was ihre Auftritte anging, war ich wirklich erstaunt, dass das Publikum sich so unter Kontrolle hielt. Mehr als einen Texthänger hatte sie und ihre Choreografie passte auch des öfteren nicht mit den andern zusammen. Ab der Mitte des Programmes musste Lisa am Ende vollständig einspringen und danach war das Publikum endlich zufrieden. Bekamen wir doch dann endlich eine richtige Show ohne irgendwelche Katastrophen zu sehen.

„Kaiba, wie kam es eigentlich, dass deine Freundin, meine ihren Rang weggenommen hat?", fragte Keith mich, in einer der Gesangspausen. „Meine Freundin ist die bessere von beiden. Und soweit ich weiß, ist Geld nicht immer mehr wert als Talent. Nicht umsonst muss Tiffany ein Jahr wiederholen.", antwortete ich so abweisend wie ich konnte. Mit dem Kerl wollte ich mich eigentlich nicht unterhalten.
„Ich hab dafür die gutaussehende von beiden bekommen. Deine ist mir echt zu klein und ihre Rundungen sind nicht so mein Favorit. Ich mag lieber hochgewachsene Frauen mit großen Hupen. Naja, wer weiß was für Qualitäten die kleine Maus so hat. Ich mein, wenn sie schon so gut singen, dann hat sie bestimmt andere Fähigkeiten mit ihrem Mund. Und wenn ich dann noch an ihre Bewegungen denke... Mhm, da wird mir gleich anders zu mute.", meinte Keith dreckig lächelnd. „Dieses Thema werde ich garantiert nicht mit dir diskutieren.", wiegelte ich ab und wand mich demonstrativ von ihm ab. ‚Mein Gott ist der Kerl ätzend.', dachte ich. Bandit Keith schüttelte den Kopf, zuckte mit den Schultern und ging dann zu seinem Turnierplatz. Dort wurde er schon von Pegasus erwartet.

„Endlich ist der Kerl weg.", stellte Lisa sichtlich erleichtern fest und erschien hinter mir. Zur Begrüßung gab sie mir einen Wangenkuss. Diese Art von Kuss war die einzige Art von Küssen zwischen uns, aber ich genoss sie. „Magst du ihn nicht?", fragte ich. Lisa lies sich auf seinem Stuhl nieder und schüttelte den Kopf. „Der ist mir zu prollig und viel zu eingebildet. Der passt zu Tiffany. Bei den beiden könnte man meinen, sie haben sich gesucht und gefunden.", meinte sie. „Das stimmt allerdings.", kommentierte ich und betrachtete dann das Duell. Doch etwas lies mich stutzen. Pegasus war gerade im Begriff etwas auf einen Zettel zu schreiben und zeigte dann auf einen Jungen hinter uns. „Würde die reizende Miss Lisa den kleinen Burschen zu mir bringen?", fragte Pegasus. Lisa nickte, runzelte ebenfalls die Stirn und holte den kleinen Jungen jedoch von der Tribüne. Sie übergab ihn Pegasus, der ihr mit einem Handkuss dankte und setzte den Jungen dann an seine Stelle. Lisa lies sich erneut neben mir nieder und hob eine Augenbraue. „Was hast du?", fragte sie. „Ich mag es nicht, wenn er das tut.", erklärte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Mister Kaiba, Sie müssen nicht eifersüchtig sein. Ich zolle Ihrer Freundin lediglich den Respekt den sie verdient. Und seien wir mal ehrlich zueinander. Eine Frau wie ihre Freundin findet man wirklich nicht sooft. Ich muss es wissen, denn meine verstorbene Frau war die Einzige, die ich kannte, die so besonders war.", erklärte Pegasus und setzte sich an meine andere Seite. Zu dritt sahen wir zu, wie der kleine Junge dank der Notizen auf dem Zettel Bandith Keith besiegte. „Dieses Duell wäre mit Ihren Holo-Duel-Arenen wesentlich lustiger gewesen. Ich bin froh, dass wir diese Partnerschaft besiegeln konnten. Aber nun muss ich dem kleinem Brian gratulieren zu seinem Sieg. Miss Lisa, ihre Auftritte waren besonders. Ich freue mich auf weitere solcher. Vielleicht bei einem weiteren Turnier von mir? Wenn ihre Freund dies natürlich zulässt, da Sie ja nun in seinem Namen arbeiten.", verabschiedete sich Pegasus und lies mich mit meiner Freundin alleine.

„Das war mehr als schräg grade.", meinte Lisa. Und ich konnte ihr nur zustimmen.

Drei Wochen später bekam ich eine SMS von ihr. „Tiffany ist mal wieder auf Männerfang. Pass also auf wenn du mich abholst.", stand darin. Und ich verstand. Ich war mal wieder in ihr Fadenkreuz geraten. Aber das war mir egal. Ich wusste wie ich ihr aus dem Weg gehen konnte um meiner Freundin von der Schule abzuholen.

Doch leider gab es einen Tag, an dem Lisa nicht rechtzeitig aus der Schule kam. Ihre Chorprobe ging unerwartet länger. Und so war ich gezwungen, im Vorraum der Aula zu warten. Ich kramte meinen Laptop aus der Tasche und begann zu arbeiten. Die Umstrukturierung war im vollen Gange und es waren noch so viele Dinge zu erledigen, dass ich teilweise echt froh war, mal durchatmen zu können. Oft in den Momenten, die ich mit meiner Freundin zusammen verbrachte.

„Na, wer ist denn hier?", gurrte jemand hinter meinem Laptop. „Was willst du, Tiffany?", fragte ich mit hochgezogener Augenbraue, jedoch ohne von meiner Arbeit aufzusehen. „Mich bei dir bedanken.", meinte sie. „Und wofür?", hakte ich genervt nach. „Das du mir endlich die Chance gibst, zu beweisen, dass ich die bessere Freundin für dich bin.", erklärte sie selbstsicher. Ich hielt inne und sah nun doch auf. „Ich hab grad null Plan, was du meinst. Falls du es vergessen hast, ich habe eine Freundin.", stellte ich klar und klappte meinen Laptop zu. Und da sah ich sie. Tiffany. Sie saß auf einem Tisch mir gegenüber und trug einen sehr kurzen Rock. Dazu noch eine Bluse, die ein, zwei Knöpfe offen war. Alles in allem wirkte sie recht billig.

„Es ist ja sehr löblich, dass du an der Beziehung so fest hält's. Und das auch noch sehr treu. Aber sieht sie das genauso? Jeder in der Schule weiß doch, dass sie mit dem Lehrer etwas am laufen hat.", giftete Tiffany. „Und du bist natürlich ganz selbstlos dabei mich aufzuklären.", gab ich zurück. „Aber natürlich. Ich kann doch den jetzigen Besitzer von der Kaiba Corporation nicht in sein Verderben laufen lassen.", meinte sie und überschlug die Beine. „Und deine ganze Aktion hat nichts mit deiner Trennung von Bandith Keith zu tun?", fragte ich nach. Sie zuckte mit den Schultern und meinte: „Wer sich von einem Kind besiegen lässt, der ist es nicht wert, mein Freund zu sein.". „Und ich wäre es?", fragte ich nach. „Aber natürlich. Du bist gutaussehend, erfolgreich und ein starker Duellant.", flirtete sie. „Und vergeben.", ergänzte ich ihre Aussage. „Ja, bald wieder an mich.", gurrte sie.

„Ein allerletztes Mal. Ich bin mit Lisa zusammen und das wird sich auch nicht ändern. Sie hat nichts mit dem Musiklehrer am laufen. Und solltest du weiter gegen meine Freundin giften, dann werde ich dich hochkant rauswerfen lassen. Du hast nämlich eines vergessen in deiner Aufzählung. Ich bin ebenfalls der Besitzer dieser Schule. Und ich werde jeden gnadenlos vernichten, der sich an meiner Familie vergreift. Haben wir uns verstanden?", fragte ich als Geschäftsführer meiner Firma. Schon früh habe ich mir diese Tonart angewöhnt. Und sie zeigte jedes Mal Wirkung. Auch bei Tiffany. Jetzt zuckte sie zusammen und nickte.

„Wenn du wirklich meinst, sie sei so treu, dann lauf doch in dein Verderben.", rief Tiffany schnippisch, schulterte ihre Tasche und rauschte davon.

Ich lehnte mich jedoch an den Türrahmen und betrachtete meine Freundin. Sie sang gerade ein Duett mit dem Musiklehrer und tatsächlich war da etwas zwischen den beiden. Aber nicht das, was Tiffany angedeutet hatte. Nein, das schien irgendwie anders zu sein. Doch ich konnte nicht zuordnen, was es sein könnte. Die beiden wirkten sehr vertraut mit einander.

Lisa bemerkte mich und winkte mir zu. Ich winkte zurück und verflogen waren meine Zweifeln, denn in einer Sache lag Tiffany falsch. Es gab eine Sache, die nur bei mir passierte. Und zwar glitzerten Lisas Augen nur bei mir. Wenn sie ihren Musiklehrer ansah, dann war das normal. Aber bei mir was es anders. Und darauf vertraute ich.

Das nächste Kapitel heißt: Das erste Duell und Anime-Liebhaber werden wissen, um welches Duell es gehen wird :)

Das Herz des Seto KaibasWhere stories live. Discover now