Ein Blick in die Vergangenheit

149 12 8
                                    

Während wir durch relativ unscheinbare Artefakte liefen, fragte sie, woher der rote Fleck an meiner Wange stammte. „Meine Freundin ist ein wenig temperamentvoll.", gab ich zu verstehen. „Freundin?", fragte sie verwirrt. Ishizu wirkte auf mich, wie eine Frau die alles zu wissen schien, doch hier war sie verwirrt? Das ich eine Freundin hatte, war allgemein bekannt. Zwar nicht so extrem wie bei manch anderen Paaren, aber immerhin.

„Wie dem auch sei. Wir sind angekommen. Hier unten habe ich die wertvollsten Stücke ausstellen lassen. Sehen Sie sich bitte diese Tafeln ganz genau an und sagen Sie mir, was Sie darin erkennen.", sagte sie und deutete dann auf eine. Stirnrunzelnd betrachtete ich die Tafel und erschrak. Das waren die Duel Monsters Karten, nur in Stein gemeisselt. „Ihre Gedanken gehen in die richtige Richtung. Diese Tafeln haben einst Maximilian Pegasus zu seinem Duel Monsters Spiel inspiriert, denn die alten Pharaonen spielten schon damals ein Spiel, welches bekannt war unter dem Namen: Spiel der Schatten. Viele Schlachten wurden so entschieden. Aber ich möchte Sie auf die letzte Tafel hinweisen.", erklärte Ishizu. Verwirrt, dass sie meine Gedanken erraten hatte, sah ich mir die letzte Tafel an und erschrak erneut. Das dort war doch Yugi! Aber wieso? Und wieso war der schwarze Magier über ihm abgebildet?

„Auf der rechten Seite befindet sich ein großer Pharao, der die Welt einst rettete. Doch es ist sein Rivale, der große Hexenmeister und dessen Monster, die Eure Aufmerksamkeit bedürfen.", erklärte Ishizu. Ich sah weiter nach links... Und nein. Das konnte nicht sein! „Das bin ich... Und das ist der weiße Drache mit eiskaltem Blick.", stammelte ich. Wie konnte diese Figur so aussehen wie ich?
„Das ist der größte Rivale des Pharaos und gleichzeitig sein bester Freund. Auf dieser Tafel ist der größte Moment der beiden festgehalten. Und nun, Kaiba, zeige ich Euch die Vergangenheit.", rief Ishizu. Als ich zu ihr sah, leuchtete die seltsame Kette die sie trug. Das Licht war so grell, das ich die Augen schloss. Als ich sie wieder öffnete, sah ich eine Pyramide unter mir. Ich flog in das Innere und sah Männer mit Steintafeln kämpfen. Und tatsächlich. Ein Mann war mir gar nicht unähnlich. Nein, es war als würde ich in den Spiegel sehen. Auf dem Thron saß ein Pharao, der flankiert wurde von einer weiblichen Person. ‚Bestimmt seine Frau.', dachte ich und wollte sie näher betrachten. Doch dann rief der Mann, der so aussah wie ich, ein Monster auf und zog so meine Aufmerksamkeit auf sich. Das Monster kannte ich sehr gut. Ich hatte es selbst in meinem Deck. Ich folgte aufmerksam dem Duell und sah, wie mein anderes Ich gewann.

„Seid Ihr so feige, Euch hinter euren Lakaien zu verstecken?", rief mein anderes Ich nach dem Sieg dem Pharao zu. Dieser ballte die Fäuste und wollte aufstehen. Doch die Frau hielt ihn zurück. „Nein, ich rede mit ihm.", sagte sie und ihre Stimme klang merkwürdig vertraut. Zuerst sah ich nur ihren Rücken. Sie trug ein traditionelles Gewand aus dem alten Ägypten, welches jedoch den Rücken und den Bauch freiliess. Ihr Haar war zu einem langen Zopf geflochten und leuchtete fast silbern im Mond. Doch mein Herz wusste, dass es eigentlich blond war. Je mehr ich von dieser Frau zu sehen bekam umso sicherer war ich, wen ich gleich erkennen würde.
Die Frau bezog Stellung und blickte meinen Doppelgänger fest an. „Seto! Es reicht! Hast du nicht schon genug angerichtet in deiner blinden Wut?", fragte Lisa ihn. Denn da stand sie. Meine Freundin, oder zumindest ihr Doppelgänger aus alter Zeit. Auch sie sah ihr so wahnsinnig ähnlich, nur das sie noch stolzer wirkte. „Du stehst jetzt auf seiner Seite?", fragte mein Ich und klang noch gereizter. Die beiden schien etwas zu verbinden, nicht umsonst war er so empört darüber, dass sie sich gegen ihn stellte. ‚Waren die beiden ein Paar?', fragte ich mich in Gedanken und lauschte nun ihrer Antwort. „Ich stehe auf keiner Seite. Aber ich kann das nicht länger mit ansehen!", rief sie.

Und dann brach die Verbindung ab und ich befand mich nach einem weiteren Zwinkern wieder im Domino Museum. Jedoch war ich auf die Knie gesunken und atmete schwer. Außerdem hatte ich leichte Kopfschmerzen. „Was war das eben?", fragte ich stöhnend. „Das war ein Einblick in die Vergangenheit von Euch, Seto Kaiba. Euer Vorfahre hat sich mit den Pharao duelliert. Doch auf der Tafel fehlt ein wichtiges Stück. Der Gewinner des Duells stand dort geschrieben.", erklärte Ishizu und deutete auf eine Stelle an der Tafel. Doch dort war ein wichtiges Stück weggebrochen.
„Und was hat die Frau zu bedeuten? Wieso konnte sie dem Kontrahenten Einhalt gebieten und warum hielt er dann auch inne?", fragte ich. „Welche Frau? In den alten Schriften wird niemand erwähnt, der es mit dem Hexenmeister aufzunehmen wagte. Und schon gar nicht eine Frau.", sagte sie und überlegte dann. „Und meine Millieniumskette hat mir ebenfalls niemand gezeigt, der auf diese Beschreibung passt. Und sie zeigt stets die Wahrheit.", setzte Ishizu nach. „Dann stimmt mit Eurer Kette etwas nicht. Ich habe sie eben selbst gesehen. Das bedeutet nur, dass Ihr mich mit billigen Tricks auf Eure Seite ziehen wolltet. Jetzt aber genug der Geschichtsstunde. Ihr spracht von einem Geschäft, welches sich für mich lohnen wird.", sagte ich. Ich würde meine Angestellten darauf ansetzen, herauszufinden, was es mit der Person auf sich hat, die so aussah wie meine Freundin. Und wieso dieser Hexenmeister mein exaktes Spiegelbild war.

„Seht nach oben. Dort sind die mächtigsten Karten im gesamtem Duel Monsters abgebildet. Sie nennen sich die drei ägyptischen Götterkarten. Obelisk, den Peiniger, Slifer den Himmelsdrachen und die Mächtigste der drei: Den Geflügelten Drachen des Rah.
Als Pegasus die Monster in Karten bannte, stolperte er ebenfalls über diese drei Bestien. Er bannte sie ebenfalls, doch ihre Macht war zu gewaltig. Und so gab er die drei Prototypen in die Obhut meiner Familie. Wir beschützen seit Generationen solch mächtige Artefakte. Doch leider wurden zwei der drei Götter von sogenannten Raritätenjägern gestohlen. Und da kommt Ihr ins Spiel. Ich bitte Euch, ein Turnier zu veranstalten um so diese Jäger anzulocken.", erklärte Ishizu. „Das ist ja eine nette Idee, doch wo sollte da mein Vorteil liegen?", fragte ich. „Ich würde Euch über für die Dauer des Turnieres jene ägyptische Götterkarte überlassen, die sich noch in meinem Besitz befindet. Außerdem könnt ihr eine neue Regel erlassen, in dem der Sieger die seltenste Karte des Verlierers bekommt. So lockt ihr die Raritätenjäger nach Domino und somit auch die anderen beiden ägyptischen Götter. Und obendrein bekommt ihr noch ein wenig Publicity.", erklärte Ishizu und zeigte mir nun jene Karte. Wie konnte ich solch eine Gelegenheit sausen lassen? Ich nahm Obelisk an mich und versprach Ishizu, dass ich das Turnier im nächsten Monat verkünden würde. Allerdings verlangte sie von mir, dass sie das Göttermonster nach dem Turnier wieder zurück haben wollte. Ich verdrehte die Augen und sagte, dass wir darüber noch einmal diskutieren müssten, wenn es soweit sei.

Das Herz des Seto KaibasOnde histórias criam vida. Descubra agora