„Willkommen.", erhob Professor McGonagall an diesem Abend ihr Wort. „Dieses Jahr haben sich wieder ein paar Änderungen im Kollegium ergeben.", berichtete sie. „Professor Longbottom ist als Lehrer für Kräuterkunde zurück. Wir gratulieren ihm herzlich zum Nachwuchs." Ich grinste Neville an, der verlegen schmunzelte, als seine Schüler begeistert applaudierten. Mattheo neben mir gratulierte ihm erneut, obwohl wir längst von der frohen Kund erfahren hatten.
„Außerdem ist Professor Flitwick von der Hauslehrerschaft der Ravenclaws zurückgetreten. Deshalb übernimmt Professor Nathan-Riddle ab diesem Jahr seinen Posten." Dieses Mal wurde ausgiebig für mich applaudiert. Tief atmete ich durch. Ich war Zuhause angekommen, ich wurde geliebt, respektiert, angesehen.
Jedem neuen Schüler musste ich erklären, wie ich zu der Narbe in meinem Gesicht gekommen war. Deswegen, und wegen meines neuen Nachnamens, musste ich zu Beginn eines neuen Jahres immer erst die Kindern besänftigen. Am Anfang hatten sie alle Angst vor mir. Ich kam ihnen gruselig vor. Das hatte mich erst abgeschreckt. Doch die Narbe gehörte zu mir, genauso wie Mattheo und seine Familiengeschichte. Und ich schämte mich für nichts mehr. Ich hatte schwimmen gelernt. Und sobald die Schüler einmal bemerkt hatten, dass ich harmlos und kein ehemaliger Todesser war, merkten sie, dass ich eigentlich ziemlich lieb war.
Nach dem Kampf gegen Voldemort hatten wir geholfen, Hogwarts wieder aufzubauen. Während Harry und Ron ihre Ausbildung zu Auroren absolviert hatten, hatten Mattheo und ich uns --wie viele andere-- dazu entschieden, das letzte Schuljahr zu wiederholen. Wir haben unseren Abschluss gemacht. So konnten wir unseren Abschluss nachholen. Ich hatte mit Bestnoten bestanden und es nebenbei geschafft, viele andere durchzubringen.
Nach der Schule, als es darum ging, nie wieder zu kommen, hatte ich meine Entscheidung recht schnell getroffen. Hogwarts war mein Zuhause. Ich wollte nie wieder gehen. Und meine Lehrer hatten mir die beste Laufbahn verschafft, die ich mir hätte wünschen können. Unsere Professorin für Mugglekunde wurde vor dem Kampf gegen Voldemort umgebracht, seit dem war eine wichtige Stelle frei, die neu besetzt werden musste. Denn der Lehrerschaft war klar: Dieses Fach war wichtig, weil die Zustände der letzen Jahre nie wieder vorkommen durften. So absolvierte ich die Lehrerausbildung und wurde direkt eingesetzt als neue Lehrerin für Muggelkunde. Mattheo und Neville waren auch dabei. Neville für Kräuterkunde und Mattheo für Zauberei Geschichte. Wie das zustande gekommen war, war mir immer noch ein Rätsel. Ihm ebenfalls.
Jedes Jahr wurden Vorträge gehalten, über die damaligen Geschehnisse. Dann kamen Harry, Ron und Hermine vorbei, um aus erster Hand zu berichten. Neville erzählte über die Schulzeit in diesem Jahr. Ich erzählte, wie man mich als Muggel behandelt hatte und Mattheo diente mit seinem dunklen Mal am Arm als Abschreckungsmanöver. Das ein oder andere Jahr hatte auch Draco zu der Veranstaltungen beigetragen. Diese Tage waren immer schrecklich und doch wunderschön zugleich. Ich freute mich in gewissen Maßen jedes Jahr, wenn der Tag vor der Tür stand. Er erinnerte an Alles, was wir durchstehen mussten, bevor wir uns unsere Freiheit hart erkämpft hatten. Immer wurden an alle Opfer der Schlacht erinnert. Auch an Cedric und Snape, dessen Geschichte Harry jedes Jahr aufs neue erzählte.
Aber heute betrachteten wir die Ereignisse von vor 18 Jahren aus einer ganz anderen Perspektive. Wir hatten Distanz zu diesen dunklen Tagen aufgebaut. Unsere Herzen schmerzten nicht mehr so sehr, wie sie es mal getan hatten. Dazu hatten natürlich gewisse Änderungen beigetragen:
Neville und Luna hatten dieses Jahr ihr fünftes Kind bekommen und der Nachwuchs unserer anderen Schulfreunde würden die Schule ab jetzt förmlich überflutet. Harrys Ältester trat heute sein erstes Jahr in Hogwarts an. Nächstes Jahr würden Albus, Scorpius und Rose nachrücken. Dann würden auch sie mein heißbeliebtes Schloss durchwandern dürfen. Ich freut mich seit ihrer Geburt auf den Tag, an welchem sie in unserem Unterricht sitzen würden.
Es war so niedlich, die neuen Schüler und Schülerinnen zu sehen. Nie hätte ich gedacht, dass es so zufriedenstellend ist, Kinder aufwachsen zu sehen. Meinen ersten Jahrgang hatte ich längst durch die Abschlussprüfungen gebracht. Seit etwas mehr als zehn Jahren war ich bereits Lehrerin, bevor ich nun die Hauslehrerschaft übernehmen durfte.
Die Arbeit mit Kindern erfüllte den einen fehlenden Teil in mir. Mattheo und ich hatten geheiratet, nachdem wir unsere Lehrstellen angenommen hatten. Wir hatten lange darüber nachgedacht, aber Kinder planten wir nicht. Mattheo wollte, dass die Riddle-Blutlinie mit ihm ausstarb. Wir hatten die Schüler von Hogwarts zu unserem Lebensinhalt gemacht. Draco und Luna hatten uns so weit in ihre Familien mit einbezogen, dass es Mattheo und mir an Nichts mangelte.
Ich sah zu ihm, sein Blick lag bereits auf mir. Das Lächeln, welches er mir schenkte, erwiderte ich freudenstrahlend. Der Terror lag in unserer Vergangenheit. Narben waren geblieben. Doch wir waren stärker daraus hervorgegangen. Glücklicher. Alles, was ich wollte, befand sich an diesem Abend in dieser Halle. Und ich könnte nicht dankbarer sein, endlich schwimmen gelernt zu haben.
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GAIA (Mattheo Riddle FF)
FanfictionWenn man Wasserangst hat, springt man nicht gleich in den nächsten See, richtig? Nach einem schrecklichen Vorfall in den vergangenen Sommerferien darf Ravenclaw Gaia endlich zurück nach Hogwarts. Während sie sich kopfüber in den Schulstress schmeiß...
