Schlaflose Nächte

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Nicht lange danach hatte sich Draco bereits zurückgezogen. Spätestens die Streiterei mit Mattheo zuvor hatte ihn sichtlich verschreckt. Dennoch hatte ich Draco die Erleichterung angesehen, als er richtig verstanden hatte, dass er von Zuhause weg war. Doch jetzt mit Mattheo und mir festzustecken war für ihn nicht zwingend besser. Es würde mich nicht wundern, wenn er bald abhauen würde. Ich hoffte nur, er machte etwas aus seiner neugewonnenen, hart erkämpften... Freiheit.

Es hatte gedauert, bis ich Mattheo dazu überredet hatte, ins Bett zu gehen. Er machte auf mich einen müden Eindruck, aber er wollte mich nicht alleine lassen. Ich selbst hatte mich an den Tisch gesetzt, um zu lesen. Ewigkeiten war es her, seitdem ich ein Buch in der Hand hatte. Aber auch ich war todmüde. Als meine Augen anfingen zu brennen, klappte ich das Buch zu und legte ich meinen Kopf auf der Tischplatte ab. Mit geschlossenen Augen wartete ich, das ich einschlief. Aber die Stille im Zelt war beklemmend. Frustriert seufzte ich auf, setzte mich wieder richtig hin und dämmte das Licht. Ich testete, ob ich noch alle Zauber konnte.

„Kannst du nicht schlafen?" Erschrocken drehte ich mich um. Mattheo saß aufrecht im Bett, den Blick auf mich gerichtet. „Das ist die erste ruhige Nacht seit Langem. Die Stille ist plötzlich so..." Krampfhaft suchte ich mit dem richtigen Wort. Es war unglaublich schwer, dieses Gefühl zu beschreiben. „Laut?", beendete er meinen Satz fragend. Ich nickte.

„Wieso kannst du nicht schlafen?", stellte ich eine berechtigte Gegenfrage. Gewöhnlicher Weise war er doch derjenige von uns beiden, der sofort einschlief. „Mir geht es genauso.", antwortete er seufzend. Mit schief gelegtem Kopf sah ich zu ihm. Er sah immer noch erschöpft aus. Ich klopfte auf den freien Platz auf der Bank neben mir. Mattheo schlug die Bettdecke beiseite und stand auf. Er setzte sich neben mich.

Stille breitete sich zwischen uns beiden aus, die ich erst nach einer langen Zeit brach. „Wieso habe ich dich so lange nicht gesehen?" Er senkte seinen Kopf. „Narzissa hat solange auf Bellatrix eingeredet, bis sie genehmigt hat, dass ich nicht zusehen musste, wie sie dich foltern." In seiner Stimme lag so viel Leid, es tat mir fast physisch weh. „Ich konnte nicht mehr geschlafen. Narzissa sagte mir, sie könne dir nicht helfen, aber sie wolle nicht, dass ich das mit ansehen musste.", erzählte Mattheo. „Sie sagte einmal, ich müsse auf dich aufpassen können, falls du flüchten könntest." Seine Stimme war zitterig, als er hinzufügte: „Ich wollte nicht." Er sah wieder zu mir auf. „Ich konnte dich nicht alleine lassen. Ich dachte, du würdest dich verraten fühlen." Schmerzlich lächelte ich.

Plötzlich begann er leise zu schluchzen. Kurz dachte ich, ich hätte mich verhört. Doch als ich ihn ansah, erkannte ich die Tränen in seinen Augenwinkeln. „Ich dachte, du würdest mich hassen." Ich lehnte mich ein Stück vor und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Wir kannten das Risiko. Ich wusste, worauf ich mich eingelassen habe. Ich hasse dich nicht."

„Du wurdest da unten gefoltert und ich hab mir Sorgen darüber gemacht, was du von mir denken könntest." Ich nahm sein Gesicht in meine Hände. „Ich hasse dich nicht.", wiederholte ich mich eindringlich, doch je länger ich ihm in die Augen sah, desto mehr flossen die Tränen. Weinend ließ er seinen Kopf gegen meine Schulter sacken. So verletzlich hatte er sich mir noch nie gezeigt. Ich richtete meinen Blick nach oben, um meine eigenen Tränen weg blinzeln zu können. Wir saßen eine ganze Weile so da, bis Mattheo sich beruhigt hatte. Ich wischte ihm mit meinem Ärmel die Tränen weg.

„Tut es noch weh?", fragte er, seinen Blick auf die Narbe fixiert. „Es geht wieder." Seit ich die Narbe versorgen konnte, hatte endlich der stechende Schmerz nachgelassen. Vorsichtig legte er seine Hand an meine Wange. „Es tut mir so leid.", hauchte er. Ich rang mich zu einem Lächeln durch. „Das ist nicht deine Schuld." Ich schloss meine Augen, als er mir behutsam einen Kuss auf die Wange gab.

GAIA  (Mattheo Riddle FF)Where stories live. Discover now