20. Kapitel

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Nach meiner Nachricht an meine Eltern, am Freitagabend, habe ich es nicht mehr gewagt auf mein Handy zu schauen, um meine Nachrichten zu checken. Und das war eine gute Entscheidung, denn nachdem ich mich von Nick tränenreich verabschiedete, war mein Display voll von Nachrichten und Anrufen. Zweistellig!

Zu gerne, wäre ich noch eine weitere Nacht geblieben und nachdem klar war, dass mich ein Donnerwetter Zuhause erwartet, wurde die Idee immer verlockender. Jedoch bin ich mir sehr sicher, dass ich mich keine weitere Nacht zügeln kann und Nick widerstehen kann. Und ich will das Richtige tun.

Und noch sicherer, dass meine Mutter außer sich ist und ich einiges zu hören bekomme ist, dass wenn ich heute nicht nach Hause komme, dass sie nach Köln kommen wird und mich eigenhändig nach Hause bringt.

Und wie könnte es anders sein, kaum biege ich in unsere Einfahrt ein, parke auf meinem Parkplatz, sehe ich meine Mutter hinter dem Küchenfenster stehen. Ihr Blick ist starr auf mich gerichtet. Schon aus der Ferne kann ich fühlen, wie sie mich am liebsten erdolchen würde und mir wird bewusst, dass dieses Gespräch alles andere als einfach werden wird.

Ich komme selbst gar nicht dazu, die Tür mit dem Schlüssel aufzuschließen, da wird sie von innen schon geöffnet. Meine Mutter steht mir gegenüber, sie hat eindeutig auf mich gewartet.

„Du steckst ja so was von in Schwierigkeiten, Antonia."

„Ja, ich weiß", erwidere ich und nicke ihr zu.

„Bring deine Sachen nach oben, in zehn Minuten erwarte ich dich im Esszimmer!", befiehlt sie mir und obwohl ich schon bald 19 Jahre alt werde, gehorche ich ihr. Wohl wissend, dass wenn ich mich jetzt schon dagegen wehre, die ganze Angelegenheit nur noch schlimmer als schlimm endet.

Aber ich habe keine Angst, ihr meine Meinung zu sagen und meinen Standpunkt zu verdeutlichen, denn ich weiß, wofür oder viel mehr für wen ich das alles mache. Diesmal wird sie nicht gewinnen, denn Nick ist nicht mehr mein Lehrer und ich nicht mehr seine Schülerin. Nichts an unserer Beziehung ist mehr illegal oder verboten. Sie hat nichts mehr gegen uns in der Hand.

Ich atme tief ein, richte meine Schultern auf und sammle all meinen Mut zusammen, den ich finden kann und trete durch die Tür ins Esszimmer, in dem meine Mutter und mein Vater bereits am Tisch sitzen und auf mich warten.

Sie sind zu zweit. Mist. Damit habe ich nicht gerechnet. Aber das letzte Mal, stand mein Vater auf meiner Seite, vielleicht auch heute?

Bevor mich mein Mut vollkommen verlässt und mir meine Mutter zuvorkommt, poltere ich darauf los.

„Ja, ich weiß, du bist wütend, weil ich einfach weggefahren bin, ohne einem von euch Bescheid zu sagen, aber ihr, vor allem du, hättest es mir ausgeredet. Und ja, ich war in Köln bei Nick und es ist auch nichts passiert, versprochen. Aber das wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich dort gewesen bin! Nick und ich sind wieder ein Paar und dagegen kannst du nichts tun. Denn dank dir, ist er nicht mehr mein Lehrer und ich nicht seine Schülerin. Es ist also nichts Illegales an unserer Beziehung, zumal ich am nächsten Samstag mein Zeugnis erhalte und somit mit der Schule fertig bin!"

Völlig außer Puste sinke ich auf dem Stuhl vor ihnen zusammen und warte auf eine Antwort. Allerdings warte ich vergeblich. Der Gesichtsausdruck meiner Mutter droht jede Sekunde zu entgleisen, hingegen das Lächeln meines Vaters immer breiter wird.

„Das ist alles, was ich dazu zu sagen habe. Entweder du akzeptierst es oder du lässt es", füge ich hastig hinzu und erhebe mich so schnell ich mich auf dem Stuhl niedergelassen habe wieder. So sprachlos habe ich meine Mutter schon ewig nicht mehr erlebt und bevor sie mir die Worte im Mund herumdreht, wie sie es so gerne tut, verschwinde ich aus dem Esszimmer.

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