i

64 9 3
                                    

Seine Nächte sind gefüllt von verschüttetem Wein auf Klangtasten, klebrig süßer Schwere an seinen langen Klavierfingern.

In den Tagesstunden blinzelt Eros in die Sonne, als könnte sie ihm eine Antwort auf die Sehnsucht geben, die sich in seiner Brust windet. Sie tut nichts dergleichen, brennt nur in seine Netzhäute, bis seine rehdunklen Augen von Tränen gefüllt sind, die er hinter seinen Lidern einschließt, damit sie ihm nicht über die schönen Wangen laufen. Eros schluckt seine rau-nackte Trauer herunter; sie schmeckt metallen - seine Kehle brennt und er wünscht, er müsste seinen Schmerz nicht immer beschönigen, um weiteratmen zu können. Wenn er die Augen öffnet, kann er eine Weile nicht klar sehen, weil Eros zu lange in die Sonne gestarrt hat.

Er fragt sich, warum er nach dem Gott der Liebe und nicht nach Ikarus benannt ist, der der Sonne auch zu nah kam.

Eros versteckt sich in Tagträumen, bis die Welt nicht mehr verschwommen flimmert und er wieder frei atmen kann. Dann setzt er sich ans Klavier, huldigt Dionysos und seine Klavierfinger kleben von rot-berauschendem Wein. Doch selbst dann kann er ihn nicht vergessen; die versteckten Lächeln hinter den Lippen seiner Liebe.  Ember, denkt Eros dann und die Tasten des Klaviers entgleiten seinen Fingern, bis die Töne hart und unharmonisch in die Stille tropfen.
Ember, Ember, Ember.

magnum opus Where stories live. Discover now