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Kunst und Liebe leben unbeständig.

Ihr Magnum Opus wandelte sich zu Agonie und wenn Eros Ember betrachtete - den sanften Schwung seiner dunklen Wimpern und die warme Haut an seinem weichen Hals - fühlte er nichts mehr dabei.

Mit dem Sommer war etwas an ihnen zerbrochen und als Ember schließlich ging - Tränen salzig auf seinen schönen Wangen, die Eros noch einmal in die Hände nahm - verlor auch Eros einen Teil von sich selbst, den er erst später begann zu vermissen.

Das Klavierspielen ist nicht mehr dasselbe ohne Ember; die Sommerwiesen viel zu grell von bunten Blumen und der Bach zwischen den Glockenblumen zu laut. Eros sieht in die Sonne, bis seine Augen brennen und hinter seinen Lidern Sterne explodieren und jeden Abend huldigt er Dionysos, bis er durch seine verschwommen Pupillen Ember neben sich sitzen sieht.

Seine Kunst ist noch immer großartig aber sie ist schrecklich traurig. Eros benennt all seine Opera nach Ember.
Geliebter, Familie, Freund, Künstler, Muse, Genie.

Manchmal geht er nachts auf die Wiese und legt ein Ohr auf die Erde, um den Nachhall ihrer Gedichte zu erhaschen. Doch sie schweigt nur in dunkler, bodenfeuchter Kühle und der Mond scheint fahl auf Eros' Gesicht - Eine graue, kalte Maske. Er verweilt dennoch dort in der Stille - Knie aufgeschürft, Kleidung von Erde und Wangen von Tränen benetzt.

Eros kommt oft, um sich zu erinnern. Und manchmal ist es fast ein wenig, als würde Ember noch immer neben ihm liegen.

magnum opus Where stories live. Discover now