Kapitel 40

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Gabriel:

Ich hielt immer noch seinen Kopf in meiner Hand und zeigte diesen dem Publikum. Es war so ein befreiendes Gefühl, dieses Arschloch endlich getötet zu haben. Er hatte eh so ein unbegründet riesiges Ego. Bei mir war es etwas anderes. Dieses Ego hatte ich mir erkämpft. Und ja es stimmt... keiner könnte mich im Boxen besiegen. Darin war ich einfach der Beste.

Mein Nacken tat höllisch weh, aber zum Glück war er nicht gebrochen. Jedoch hatte es meine Rippe erwischt. Ausgerechnet die war schon mal gebrochen. Ich musste mich unbedingt zum Ringsanitäter begeben.

Was mich dazu brachte aufzustehen, wusste ich nicht, aber ich konnte mir schon denken weswegen. Die Schreie meiner Freundin gaben mir den nötigen Adrenalinkick, um aufzustehen und ihm das zu geben, was er verdiente.

Mein Blick huschte kurz zum Ringrichter, der sich auf den Weg zu mir machte. Er sah mich respektvoll an und zeigte mir mit einem kleinen Nicken, dass er von mir beeindruckt war. Ein kleines Grinsen schlich sich auf meine Lippen, welches sofort durch Schmerz ersetzt wurde.

,,Ich denke wir haben einen Sieger.", meinte er dann und winkte den Ringsanitäter zu uns. ,,Ich hatte nichts anderes von dir erwartet, Seth.", grinste er imponiert. Ich hob meine Mundwinkel noch einmal kurz an, um ihm wenigstens eine kleine Geste zu schenken. Insgeheim glaubte ich ihm nicht. Aus seiner Sicht hätte ich schon längst tot sein sollen. Zwischen uns herrschte eine Art Hassliebe.

Er war in einem großen Drogenkartell tätig, was ihm einige Kontakte einhandelte, die er jederzeit gegen mich einsetzen könnte, wenn ich nicht respektvoll mit ihm umginge. Es war ein verdammt dünnes Eis, auf dem ich mich bewegte, aber ich wusste, wie ich den kleinen André mundtot machen konnte. Er wusste genau, dass wir beide keine Fehler machen sollten. Er hatte seine Kontakte und ich hatte meine Scheune. Er kannte zwar meine Scheune nicht, aber er wusste, dass durch mich schon einige Menschen verschwunden und nie wieder aufgetaucht waren.

Eine wunderschöne junge Frau betrat den Ring. Sie rannte auf mich zu und schlang ihren Körper um meinen. Kurz musste ich deswegen schmerzerfüllt aufzischen, aber erwiderte dann ihre Umarmung. Elena hatte Tränen in den Augen und quickte durch die Gegend. Ich lachte leicht und ließ mich dann auf den Boden nieder. Meine Süße folgte mir sofort und setzte sich direkt vor mich hin.

,,Ich dachte wirklich, du schaffst es nicht.", wimmerte sie. Obwohl sie so herum winselte, war sie glücklich. Glücklich, weil ich noch lebte. ,,So schnell bringt mich nichts um. Auch nicht so ein Egopisser.", grinste ich und ließ den Ringsanitäter an meine Rippe. Er half mir so gut er konnte und begab sich dann an meinen Nacken. Dieser war scheinbar nur stark geprellt. Laut ihm solle ich eine Woche warten... dann sei der Schmerz weg.

Noch kickte das Adrenalin, welches mir den elenden Schmerz ersparte, aber sobald der weg war, würde ich nur noch liegen und jammern. Bis das passiert, musste ich unbedingt wieder zu Hause sein.

Der Ringrichter war derweil weg und holte das, worauf ich schon seit dem Ende des Kampfes gewartet hatte. Mein Preisgeld. Kurze Zeit später tauchte er wieder neben mir auf und gab mir mit einer herablassenden Geste die Belohnung. 10.000€.

Elena starrte verblüfft auf das Geld und sah mich dann an. ,,Naja... irgendwie muss ich ja meine Villa und mein Auto finanzieren. Außerdem habe ich mir jetzt ein Neues gekauft, wie du gesehen hast. Zum Glück habe ich schon vorher ein wenig was zurückgelegt.", meinte ich dann und zuckte mit den Schultern.

Elena entspannte wieder ihre geweiteten Augen und grinste mich dann wohlwollend an. Kurz darauf spürte ich einen starken Schmerz an meinem Nacken. ,,So... gleich sollte der Schmerz wieder weg sein.", meinte der Sanitäter und verließ den Ring. Ein dreckiges Grinsen verfolgte meine Bewegungen. Meine Hand fand Platz an meinem Nacken und rieb an diesem. ,,Hast du nichts besseres zu tun? Dreckiges Miststück.", knurrte ich und stöhnte dann, wegen dem Schmerz auf. Elena fing bloß schallend das Lachen an und legte eine Hand auf meine Schulter.

,,Komm schon. War doch lustig." ,,Wenn ich deinen Arsch unter meinem Schuh habe, finde ich das auch lustig." Mein Blick verfinsterte sich zu einem teuflischen Grinsen, während Elena einen Schritt zurück wich. Ich machte Anstalten aufzustehen und sie kam direkt wieder auf mich zu, um mir hoch zu helfen.

,,Schon so alt?", kommentierte sie meine Bewegungen. ,,Du bist heute ein wenig zu frech, meiner Meinung nach.", meinte ich dann und sah sie schmunzelnd an. ,,Dann hast du wohl auch noch eine Wahrnehmungsstörung. Das Alter ist doch wirklich schlimm.", lachte sie wieder. ,,Sobald meine Schmerzen weg sind, bekommst du alles zurück, Kleines. Damit das klar ist.", hauchte ich in ihr Ohr. Eine Gänsehaut bildete sich auf ihren Armen, weswegen ich dann rau das Lachen anfing.

,,Lass uns gehen.", meinte ich dann und bat ihr meine Hand an. Diese nahm sie nach kurzem Zögern und folgte mir in die Umkleide. Dort angekommen duschte ich kurz und zog mich um. Die ganze Zeit über schwiegen wir. Es war jedoch kein unangenehmes Schweigen... eher ein wohltuendes.

,,Wir fahren jetzt erst mal zu dir, damit zu deine Sachen holen kannst. Danach fahren wir zu..." ,,Hey Boys and Girls. Geiler Kampf. Hätte nicht gedacht, dass du nach gestern so gut bist. Hast ja schon gut was abbekommen.", platzte Ryan in den Raum. ,,Ähm... ja. Danke.", winkte ich ab. ,Warum muss er immer dann reinplatzen, wenn ich rede? Hat er nichts besseres zu tun? Grace vögeln zum Beispiel.', ging es mir durch den Kopf. Manchmal nervte er wirklich.

,,Wow. Ich hab da jetzt aber mehr erwartet. Hab dir grade voll das gute Kompliment gemacht.", bockte er und drehte sich beleidigt weg. ,,Du bist ein ganz schönes Kleinkind. Schon mal was von ,beschäftigt' gehört?", gab ich zurück. ,,Nein.", grinste er nun scheinheilig. ,Idiot.' Ich verdrehte die Augen und sah rüber zu Elena, die genau das Gleiche tat.

,,Hab ne Idee. Ich hol Elena's Sachen und wir treffen uns bei dir zu..." ,,NEIN! GARANTIERT NICHT!", schrien Elena und ich gleichzeitig. ,,Ich will nicht, dass du meine Unterwäsche siehst." ,,Du wirst auf gar keinen Fall in Elena's Sachen rumkruschen.", maulten wir beide Ryan an. Dieser sah uns bloß aus großen Augen an. ,,Ok... ja schon klar. She is your's. Wollen wir dann wenigstens zusammen zum Auto gehen?", fragte er dann immer noch leicht irritiert. ,,Meinetwegen.", sagten wir wieder gleichzeitig. ,,Jap... ihr passt perfekt zueinander.", grinste Ryan. Dann lachten wir drei laut auf und begaben uns aus der Tür. Beim Lachen tat mit zwar die Rippe weh, aber es war komischerweise auszuhalten.

Draußen angekommen, verabschiedeten wir uns voneinander. Ryan stieg in seinen Wagen und meine Schöne, wie auch ich stiegen in meinen neuen Wagen. In diesem roch es immer noch stark nach Leder, was ich aber mit einem Duftbaum vor hatte zu übertrumpfen.

Nach einer halben Stunde kamen wir an dem kleinen Landhaus an. Es war schon am Dämmern, als ich mit zusammengekniffenen Augen zu dem süßen Häuschen rüber sah. Die Tür stand sperrangelweit offen.

,,Du bleibst hier. Ich gehe."

Love is what you needWo Geschichten leben. Entdecke jetzt