Kapitel 15 I Vertrauen?

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Nervös kaute Elisabeth an ihren Fingernägeln, Diese blöde Angewohnheit war sie eigentlich schon seit Wochen los, nur nicht heute. Das der Enttäuschung gestern wusste sie nicht, ob sie ihren Plan wirklich durchsetzen sollte, doch eine andere Chance hatte sie nicht. 

Vertrauen. Nie hätte sie gedacht, dass dieses Wort in ihr so viele Zweifel auslösen würde. Was, wenn sie wieder falsch lag? Was, wenn dann alles umsonst war? Doch es gab keinen Ausweg. Nachdenklich klopfte sie an die Tür. Hoffentlich würde auch wirklich sie öffnen! Ihr Kopf wanderte zum Fenster. Ein Glück! Es war wirklich Melanie, die ihr nun öffnen würde.  

"Was machst du denn hier? Ist den Haus doch schon wieder belagert worden?" Sie war immer noch etwas beleidigt. 

"Geplündert. Aber das macht jetzt nichts zur Sache. Darf ich hereinkommen?" Melanie ließ sie an sich vorbei und machte die Tür zu. 

"Weißt du eigentlich, was mit Kira ist?" Elisabeth schluckte. Eigentlich wollte sie das nicht fragen, aber es war ihr einfach herausgerutscht. 

"Kira? Die ist doch vor kurzem zurückgekommen. Hat sie dich etwa auch um Geld gebeten?" Elisabeth war verwirrt. Geld? Also wusste Melanie nichts von Kiras seltsamen Plan? Doch woher wusste sie, dass Kira zurück war? 

"Also nein. Sie ist wohl pleite, weshalb sie ihre Ferien abbrechen musste." Melanie zuckte gleichgültig mit den Schultern. Offenbar hielt sie es für eine normale Information, doch in Elisabeths Kopf drehte sich alles. 

Pleite. Schulden. Kira. Gerichtsvollzieher. Mails. Kira. Mord? Alles wirbelte umeinander. War vielleicht sogar Kira die Mörderin? Nein! Das konnte einfach nicht wahr sein! Es musste eine vernünftige Erklärung dafür geben! Doch wie oft hatte sie schon nach Erklärungen gesucht, wenn sie direkt vor ihr waren. 

"Seit wann weißt du davon?" Obwohl sie nicht weiter reden wollte, drängte etwas in ihr nach einer Antwort. 

"Zwei Wochen. Dann ist sie auch wieder zurückgekommen. Wieso fragst du?" Melanie war misstrauisch geworden. Diese Fragerunde gefiel ihr nicht sonderlich. 

"Weißt du, dass sie zu denen gehört, die mein Haus geplündert haben?" Elisabeth war mittlerweile sauer. Zwei Wochen. Kurz bevor die Morde anfingen, nach der einmaligen Enttäuschung und den neuen Erkenntnissen war ihr Vertrauen in Kira verschwunden. Wie konnte Kira sich nur so viel erlauben? Planten Melanie und Kira vielleicht etwas zusammen? Das würde sich schnell herausstellen, wenn sie keine Unterstützung in ihr fand, bei dem neuen Plan. 

"Kira? Niemals. Das kann einfach nicht möglich sein. Da musst du dich versehen haben." Sie setzte sich aufs Sofa und schlug die Beine übereinander. 

"Ich habe sie aber erkannt! Du weißt, dass man sie nicht verwechseln kann!" Nun setzte sich auch Elisabeth. Ihre Beine taten schon weh vom ganzen Stehen, doch auch immer mehr Nervosität kann in ihr auf. Sie log doch nicht! Wieso glaubte Melanie ihr dann nicht? Tränen schossen ihr in die Augen. 

"Verwechslungen geschehen häufig. Bist du also ganz sicher?" 

"Ja, verdammt!" Die Tränen rollten aus ihren Augen und sie konnte sich kaum zurückhalten. 

"Dann ist es wohl so. Ich hätte etwas mehr Stil von ihr erwartet. Aber sie war schließlich schon immer etwas seltsam. Man kann nicht viel von ihr erwarten, auch wenn es schade ist." 

Elisabeth war sprachlos. Melanie traf es offenbar nicht so schwer wie sie. Aber sie war ja auch nicht in Todesgefahr. Schweigend saßen beide nebeneinander. Lange Zeit redete niemand, bis Elisabeth das Gespräch von neuem begann. Sie konnte trotz allem ihrem Plan nicht aufgeben. Sie musste ihn bis zum bitteren Ende durchführen, mit oder ohne Melanies Hilfe. Damit würde sich nur die  Frage der Loyalität klären. 

Leise erklärte sie ihr den Plan, damit Melanies Vater nicht zu früh etwas davon mitbekam. Melanie stimmte ihr in jedem Detail zu. Nachdem die Tür sich schloss und Elisabeth Nachhause ging, war sie einerseits glücklich und anderseits beschämt. Sie konnte ihren Plan durchsetzen! Ohne die andere Seite hätte sie am liebsten laut gejubelt. Doch sie hatte Melanie misstraut, obwohl diese sie nun liebend gerne unterstützte. Wie konnte sie nur? Sie fühlte sich schäbig. Dafür würde es nie eine Ausrede geben. 

Zum Mord bestimmtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt