vol. 66: Shotos Auszug

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Es vergehen einige Tage, in denen sich endlich alles beruhigen zu scheint. Ich fühle mich wohl, seit wirklich jede Verbindung zu meinem Vater gekappt wurde und mit jedem Tag, an dem nichts passiert, beruhigt sich auch mein Verstand langsam. Shoto schafft es gut, mich von meinen Gedanken an Dabi abzulenken und hilft mir so, dieses Trauma zu bearbeiten.

Inzwischen sehe ich nichts als meinen Freund, wenn ich das Türkis seines linken Auges sehe, Dabi kommt mir nicht einmal mehr ansatzweise in den Sinn. Es scheint, als würde endlich alles gut werden, als würde ich mich endlich wirklich komplett auf meinen Werdegang zur Heldin konzentrieren können.

Meine Freunde um mich herum unterstützen mich mit allem, was sie können, sind für mich da und behandeln mich wie einen richtigen Menschen. Das ist wirklich das Beste, was sie für mich tun können, es macht mich unglaublich glücklich, dass ich von ihnen trotz unnatürlicher Entstehung als Mensch angesehen werde.

Selbst Katsuki nutzt diese neu aufgedeckte 'Schwäche' von mir nicht ansatzweise aus, generell ist er, was das angeht, ruhiger geworden.

So zieht sich die Zeit dahin und mit jedem Tag geht es mir besser. Durch konstantes Training habe ich es inzwischen auch wieder geschafft, vollständig fit zu werden und meine neu entdeckten Fähigkeiten aus dem Ferienlager zu manifestieren.

Neben der neuen Geschwindigkeit dank der Luft kann ich jetzt auch auf Wasser laufen, so Wellen reiten, wenn ich es denn möchte, und damit mehr Wassermassen auf einmal bewegen. Das Feuer habe ich ebenfalls besser unter Kontrolle, kann die Intensität und Hitze der Flammen variieren und auf meinen Körper verteilen, nicht wie vorher nur auf meine Hände beschränkt.

Es ist allerdings immer noch so, dass das Element Feuer außer Kontrolle gerät, wenn ich wütend werde, daran konnte ich immer noch nicht allzu viel ändern. Die Erde kann ich jetzt schnell in bestimmte Formen umwandeln, genau so kann ich Erdbeben, die ich auslöse, besser kontrollieren. Ich kann Richtung, Stärke und Zerstörungspotential der Erdbeben bestimmen, wenn es aber schnell gehen muss, setze ich meistens maximale Zerstörung ein, eben nur auf einen bestimmen Bereich begrenzt.

In der gesamten Klasse gibt es viele Fortschritte zu verzeichnen, langsam lernen alle ihre Spezialität kennen und lieben, entwickeln bestimme Moves, die ihnen Vorteile verschaffen, und passen sich und ihre Fähigkeiten aufeinander ab.

Es ist spannend, meine Mitschüler zu beobachten und ich bin sicher, dass es mit der Zeit immer schwerer werden wird, sich gegen sie durchzusetzen. Einige sind stärker als andere, aber mit Sicherheit ist niemand hier zu unterschätzen, jeder entwickelt seine Strategie, um erfolgreich sein zu können.

So gut ich mich momentan auch halte, irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem Herr Aizawa, Shoto und ich vereinbart haben, es mal wieder zu probieren, ob ich auch ohne Shotos ständige Anwesenheit klarkomme. Das bedeutet, dass es für Shoto wieder Zeit ist, zurück zu Mashirao zu ziehen und Ochako dafür wieder zurückkommen zu lassen.

Klar, ich bin traurig, dass Shoto jetzt nicht mehr die ganze Zeit hier ist, aber ich freue mich auch darauf, dass Ochako zurückkommt, denn so absurd es auch klingen mag, aber ich habe ihre konstant gute Laune vermisst.

Shoto packt gerade noch seine letzten Sachen zusammen, da wird die Tür geöffnet und die Braunhaarige kommt freudestrahlend hereinspaziert, ihren Koffer fröhlich hinter sich herziehend.

"Halloho, ich bin wieder hier!" verkündet Ochako lauthals, weshalb ich lachen muss und Shoto kurz innehält. Als Ochako den Jungen ebenfalls bemerkt, stoppt sie kurz in ihrer Bewegung und lacht dann beschämt auf.

"Oh hallo Shoto, ich wusste nicht, dass du noch hier bist." murmelt sie dann und kratzt sich am Hinterkopf, weshalb ich lauter lachen muss.

"Schon okay Ochako, alles gut." winkt mein Freund dann schnell ab und steht auf, um seinen Rucksack schultern zu können und nach seinem eigenen Koffer zu greifen.

"Hast du alles?" frage ich ihn zur Sicherheit nochmal und Shoto nickt, weshalb wir zur Tür gehen und er sie öffnet, bereit, zu gehen. Bevor er sich allerdings wirklich auf den Weg zurück zu seinem eigentlichen Zimmer macht, stellt er seinen Koffer ab, dreht sich noch einmal um und legt seine Hände auf meine Wangen, um seine Lippen auf meine legen und mich so küssen zu können. Als er sich wieder löst, grinst er leicht und streicht mit seinen Daumen über meine Wangen.

"Jetzt habe ich wirklich alles." murmelt er, weshalb ich das Gesicht verziehe und ihn lachend von mir drücke.

"Ew Shoto, du bist so ein Schleimer!" rufe ich aus und entlocke dem Jungen somit ebenfalls eines seiner wundervollen Lachens, während er wieder nach seinem Koffer greift und seinen Rucksack richtet.

"Wir sehen uns morgen im Unterricht." meint er sanft und ich nicke, während ich mich entspannt an den Türrahmen lehne.

"Bis morgen, Sho." flüstere ich und warte ab, bis mein Freund losgegangen und schließlich auch aus meinem Sichtfeld verschwunden ist, bevor ich die Tür wieder schließe und zurück ins Zimmer gehe. Ochako grinst mich breit an, als sie mein verträumtes Lächeln sieht, während ich mich auf meine Bettkante setze und laut ausatme.

"Diese Art von Lächeln steht dir besonders gut, Akira." meint das braunhaarige Mädchen dann und setzt sich mir gegenüber hin, mein Gesicht genauestens betrachtend.

"Was meinst du?" frage ich blöd nach und lege den Kopf leicht schief. Ochako zeigt mit dem Finger auf meine Lippen und schmunzelt.

"Genau das meine ich. Dieses fröhliche Grinsen, fast schon, als wärst du verliebt."

"Bin ich ja auch, Ochako. Ich liebe ihn." meine ich dann, was mir einfacher fällt, als gedacht. Normalerweise war es mir immer unangenehm, offen über Gefühle zu reden, aber jetzt, speziell im Zusammenhang mit Shoto... das ist etwas anderes, es fühlt sich gut an, das gerade heraus zu sagen.

Ochako auf der anderen Seite hält inne und ich sehe, wie ihre Augen sich auf die maximale Größe weiten, was erstaunlich ist, wenn man bedenkt, wie groß ihre Augen auf natürliche Weise bereits sind. Ich lächle sanft und zucke mit den Schultern.

"Ich liebe Shoto, er liebt mich. Warum soll ich das vor dir geheimhalten? Es fühlt sich gut an, das zu sagen." füge ich hinzu, während Ochako nun etwas perplex blinzelt.

"Habt ihr... hast du ihm das auch so gesagt?" fragt sie fast schon vorsichtig, woraufhin ich nicke.

"Vor ein paar Wochen, nach dem Kampf gegeneinander. Er hat angefangen, ich habe die Worte erwidert." fasse ich kurz zusammen, bevor Ochako schon aufspringt und mir um den Hals fällt, um mich glücklich zu umarmen.

"Oh man das ist so toll! Ihr zwei seid so süß und jetzt habt ihr den nächsten Schritt gemacht, das wird ja immer besser!" quietscht sie aufgeregt, weshalb ich leise lache und ihre Umarmung erwidere. Sie löst sich wieder und schaut mir in die Augen, ihre Wangen ganz rot vor Aufregung.

"Ich freue mich so für dich, Akira. Wirklich, Shoto tut dir unglaublich gut, andersherum genau so. Ich bin froh, dass ihr euch gefunden habt."

Ich nicke und bedanke mich glücklich bei dem Mädchen, dem ich einiges zu verdanken habe, wenn man darüber nachdenkt. Durch Ochako habe ich angefangen, meine Gefühle zu hinterfragen und so den ersten Schritt in Richtung mögliche Beziehung einzuleiten, wahrscheinlich bin ich mir deshalb schneller klar darüber geworden, dass ich etwas für Shoto empfinde. Sie ist quasi der Grund dafür gewesen, dass ich heute in dieser glücklichen Beziehung sein kann.

elementary || shoto todorokiOnde histórias criam vida. Descubra agora