Das ritual

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Die Kerzen, die Arthur, Jasper und ich aufgestellt hatten taten ihre Wirkung. Aus dem braven Pastel Traum von Wohnzimmer war ein romantisches Treffen mit einem Psycho twist geworden. Das Pentagram am Boden, dass sie mit kreide aufgemalt hatten, verstärkte das noch einmal. Wir standen alle mehr oder weniger in einem Kreis. Alle an verschiedenste Möbel gelehnt, nervös die Finger betrachtend.
Henry lehnte am Bücherregal. Amüsiert beobachtete ich Liv wie sie Henry anstarrte. Ihr Blick wechselte zwischen Ihm und den Liebesromanen meiner Tante. Einer verstörend großen Sammlung an in Pastell gebundenen Büchern. Henry schien es nicht zu bemerken.
Liv wirkte nervös. Ob es wegen Henry oder dem vermeintlichen Dämon war wusste ich nicht.
Gerade als Arthur zu sprechen ansetzte ergriff Grayson mein Handgelenk. Wenig sanft zog er mich wie ein Kleinkind aus dem Raum und in eine kleine Abstellkammer. Er drängte mich hinein und schloss die hohe Tür hinter uns sodass wir im Dämmerlicht für meinen Geschmack etwas zu nah voreinander standen. Auch wenn sein Parfüm erstaunlich gut roch.
» Was soll das werden? Werde ich jetzt ermordet?« Grayson schnaubte. Er lehnte sich gegen die Regale voll Gemüse und sah mich eindringlich an. Hier im halbdunkel waren seine Pupillen riesig.» May. Ich möchte dass du dir das genau überlegst! Ich weiß dass du nicht daran glaubst aber-« Ich unterbrach ihn und fragte ungläubig.» Du glaubst es also wirklich?« Grayson wandt dich unbehaglich.» Ja-nein. Ich möchte nur dass du dir der Möglichkeit bewusst wirst dass dir dein liebstes genommen wird solltest du...« »Und ich dachte du wärst ein rationaler Mensch.« Sagte ich etwas zu spöttisch. Grayson sah mich verzweifelt an.» Ich möchte dich und Liv da einfach nicht mit rein ziehen okay?« Ich überlegte was ich sagen konnte und nickte dann.» Das kann ich verstehen. Es fällt mir nur schwer daran zu glauben.«
Die Tür wurde aufgerissen und Henry stand in dem gleißenden Licht der Flur Beleuchtung.» Seid ihr dann mal fertig?« und dann mit einem amüsierten grinsen.» Oder habe ich euch gestört?« Grayson ignorierte den letzten Kommentar und nickte resigniert.» Ich denke schon.«
Er drängte sich an Henry vorbei, sichtlich unzufrieden. Henry beugte sich zu mir runter und flüsterte.» Da kommt sein beschützerinstinkt durch.« Er grinste mich an. Ich lächelte.» Den du scheinbar nicht hast.« Henry grinste fast schon stolz.» Warum sollte ich dich abhalten unserem kleinen Verein beizutreten. Du wirst schon wissen was du tust.«
» Gib's zu du hast nur sehr viel Freude am Leid anderer.« Henry zwinkerte.» Unterstellungen.«
Wir kehren zu den anderen zurück und
stellten uns in einem Kreis auf. Die Kerzen flackerten und warfen gruselige zuckende Schatten auf unser Gesichter.
Arthur schlug eine, Ja mehr als eine Kladde war das nicht, auf. Liv schien das Buch auch eher enttäuscht zu mustern. » Wo habt ihr dass eigentlich her?« fragte sie.» Annabelle hat es in einem alten Sekretär im Nachlass ihrer Mutter gefunden. In einem Geheimfach.« Ich hätte beinah gelacht.
Hatte er sich das ausgedacht? Henry musste meine zuckenden Mundwinkel bemerkt haben denn er schnitt eine Grimasse. Arthur warf uns ernste Blicke zu. Wie Schüler senkten wir unsere Blicke. Durch die gesenkten Wimpern beobachtete ich Arthur. Seine glatte Haut war fahl und er mutete fast wie ein Vampir an. Besonders mit den Kerzen um ihn herum.
Arthur räusperte sich und begann auf Latein zu rezitieren. Wieder war es schwer etwas zu verstehen.
Es spielte aber im Grunde keine Rolle. Dann wechselte er ins englische.» Fünf haben den eid geleistet und fünf werden das Tor öffnen wie es geschrieben steht.« Naja genau genommen sechs. Quasi als Ersatz. Ob der Dämon das durchgehen ließ?
» Wir sind heute zusammen gekommen um den Kreis wieder vollkommen zu machen und unseren eid zu erneuern.«
Er ließ Liv und mich ebenfalls Sätze aufsagen. Die allerdings wieder auf Latein. Ich übersetzte sie erst gar nicht.

Und langsam stellte sich bei mir doch eine leichte Nervosität ein. Auch die anderen Jungen waren stumm geworden. Selbst Jasper sagte nichts. Er füllte lediglich den teuren Wein seines Vaters in ein Glas. Auf dem Tisch lag das Jagdmesser. Ich kannte es gut. Wenn ich hier als Kind zu Besuch gewesen war hatte ich höllische Angst davor gehabt. Jetzt nahm es Arthur und drückte es leicht gegen seinen Daumen. Blut trat direkt heraus was er in den Wein tropfen ließ. Gesundheitlich fragwürdig, schoss es mir durch den Kopf. Henry machte weiter.
Der gab das Messer Grayson. Er drückte seinen Ballen nur leicht gegen die Klinge und es begann Blut zu fließen. Er legte mir das Messer in die Hand. Henry und er sahen besorgt zu wie ich es gegen meinen Zeigefinger drückte. Der Schnitt war tiefer als beabsichtigt. Ich ließ einige Tropfen in den Kelch fallen. Dann gab ich es Liv.
» Ich kann kein Blut sehen.« Henry machte einen Schritt auf sie zu.» Ich kann es für dich machen.« » Oder du machst einfach deine Augen zu, wie ich.« Warf Jasper ein. Liv drückte ihren Ballen dagegen und schloss kurz die Augen. Einige Tropfen blut traten aus. Ich fuhr zusammen. Jemand hatte meine Hand genommen und etwas gegen meinen verletzten Finger gedrückt. Grayson. Es war ein Taschentuch. Ich lächelte ihn dankend an. Das Taschentuch färbte sich rot. Auch liv bekam eins. Als letzter war Jasper an der Reihe. Er vollzog es tatsächlich blind.
Dann kam der eklige Teil.
Das trinken.
Etwas Wiederwillig nippte ich an dem Wein. Das Blut schmeckte man nicht, es war trotzdem eine komische Vorstellung. Als wären wir Vampire.
Auch Liv trank kaum etwas. Jasper und Arthur dagegen umso mehr.
Arthur stellte den Kelch ab.» Jetzt zu euren wünschen. Wisst ihr was ihr wollt?« Liv nickte. Ich ebenfalls obwohl ich keine Ahnung hatte. Ich hatte tatsächlich darüber nachgedacht. Nicht dass ich keine Wünsche hatte. Aber ich hätte gerne etwas genommen an dem ich beweisen konnte dass es den Dämon nicht gab. Arthur reichte uns kleine Zettel und Stifte.
Im Zeitdruck kritzelte ich darauf:
> Ich wünsche mir dass Nora und ich nicht mehr bei mum und sad Leben müssen.<

Dass war verdammt unwahrscheinlich. Zumindest für Nora. Aber mir war nichts besseres eingefallen. Henry schielte unauffällig auf meinen Zettel, schien aber nichts erkennen zu können. Ich warf ihm einen bösen blick zu und grinste dann. Ich legte den Stift weg und faltete den Zettel zusammen. Zusammen mit Liv verbrannte er in der Flamme einer kleinen Kerze.» Willkommen im bunde.«
Sagte Arthur mit viel Pathos.
Eine Gänsehaut bildete sich auf meinen Armen. Irgendwie war die Sache doch ernster als gedacht.

Was deutlich weniger mystisch und geheimnisvoll war war das aufräumen.
Der Duft des Rauchs war zwar großartig, das einsammeln der ganzen Kerzen aber weniger. Ganz zu schweigen von dem wegschrubben der Kreide vom Holz. Arthur war schon nach Hause gegangen und auch Liv hatte sich verabschiedet. Es waren nur noch Jas, Henry, Grayson und ich. Ich saß gerade auf dem Boden und wischte die Kreide weg als Grayson sich neben mich plumpsen ließ. Er war wieder deutlich besser gelaunt als zuvor.

Silber  fanfiction Where stories live. Discover now