27.

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Sie sang es zuerst ganz leise, doch dann als sie sich in der Melodie verlor immer lauter und bemerkte nicht wie die Augen des Drachen bei ihrem Gesang leise zu glühen begannen und er den Kopf leicht anhob, überrascht von ihrer nicht nur süßen, sondern wirklich lieblichen Stimme.
Das hatte er so wirklich nicht erwartet.
Sie sang wunderschön. Und Worte, die er so noch nie gehört hatte, die ihn tief in der Seele berührten.
Es war ihm sogar, als würde sie da gerade von ihm singen, der tatsächlich von sehr weit in der Vergangenheit kam, der sehr lange geschlafen hatte und ihr nun ein neues Leben schenken wollte.

Die Sehnsucht in ihrer Stimme weckte sein bisher noch immer so stilles Herz und ließ es lebendiger schlagen, sich mit pulsierenden, warmen Gefühlen anfüllen.

Sie wiederholte die gesungenen Worte drei Mal bevor sie nur noch leise vor sich hinsummte, mit nun angezogenen Beinen, die sie mit ihren Armen umschlungen hielt. Ihr Gesicht dem Licht zugewand, mit bereits sanft geröteten Wangen und den nur sehr knapp und wenig bedeckenden Kleidern am Leib, die eher einem Jungen beim Kampftraining des Clans zugestanden hätten, als einem Mädchen. Doch gab er zu das diese Art der Kleidung ihrer Figur wohl schmeichelte und ebenfalls sein Blut in Wallung brachte und sein Herz noch schneller schlagen ließ.

Er wollte sie berühren.
So unbedingt.
Also stand er mit letztem Blick auf die allmählich zuende heilende kleine Eis auf, tat einen leisen, Ja blitzschnellen Schritt und legte sich in nun deutlich geringem Abstand neben seiner Connonfäe nieder, die gerade immer noch sehr verträumt und entspannt dasaß und summte und seine schnelle aber sachte Bewegung noch gar nicht bemerkt hatte.

Gut so.
Langsam verlor sich also ihre ständige Achtsamkeit und Vorsicht. Sie begann ihm zu vertrauen, dachte Darren zufrieden und wartete darauf, dass sie aus ihrem eigenen Traumlied wieder erwachen würde... und ihn bemerken musste. Hoffentlich würde sie seine Nähe diesmal akzeptieren...

*

Mell fühlte sich wohl so in der Sonne sitzend und leise summend. Sie hatte den Text noch hinbekommen aber nur die erste Strophe, nicht mehr.
Es klang schöner als sie gedacht hätte. Gut dass sie vorher in der Höhle noch mal was getrunken hatte. Darren hatte derweil kein Geräusch von sich gegeben. Ob ihm das reichen würde, als Gegengabe für ihre Bitte, den kleinen Drachen zu verschonen?

Wenn nicht, konnte sie es auch nicht ändern. Sie war nun schon wieder so müde und schläfrig und legte ihr Gesicht auf die Knie, wobei sie tief ausatmete, bevor sie schließlich wieder blinzelnd hochsah und sich zu dem Drachen hinwandte.

Ihr Schreck war wiederum riesengroß, als sie sich Auge in Auge mit ihm wieder fand. Er war nun deutlich näher an sie herangerückt.
Woah...
Keine Zehn Zentimeter trennten sie mehr von seinem gigantischen Auge.
„Boah, was tust du? Was soll das...?", entfuhr es ihr schrill und sie krabbelte hastig von ihm weg. Doch das nahm er nur zum Anlass um die Hinterbeine zu heben und sich zentimeterweise hinter ihr her zu schieben...
What a...???
„Hey nein, lass das! Warum komst du so nahe an mich rann? - Ey, du bist ein gigantischer Drache, Mann. Wenn du mich gleich zermalmst, bin ich Geschichte, also bleib mir vom Leibe ...", regte sie sich unwillkürlich auf, bevor sie sich noch bremsen konnte.
Der Drache aber kroch einfach weiter Vorwärts, vollkommen unbeeindruckt... bis zu dem Felsen hin an den sie gerade mit dem Rücken stieß. Sie stolperte über einen Stein und saß schon im nächsten Moment auf einem anderen drauf.
Hu? Wo war der nur hergekommen? Der war doch eben gerade noch nicht da gewesen, oder? Der Drache aber legte sich nur wieder gemütlich vor ihre Füße und damit auch Nase und sah sie einfach nur weiter an.

„Das... das war aber so nicht ausgemacht! Ich sollte nur ein Lied singen und in der Sonne sitzen und das hab ich auch getan.", beschwerte Mell sich kieksend und wollte weiter über den Felsen von ihm fort klettern, doch sie war in einer Nische gelandet und um sie herum war blanker hoch aufragender Fels.
Mist!
Sie war gefangen.
Also drehte sie sich schließlich doch wieder zu ihm um.
„Geh doch weg! Ich ... ich mag das nicht so nahe... ich... Darren, du bist ein riesiger Drache und kein Schoßhund... Also geh wieder weg, bitte ..."
Seine Klaue legte sich sachte auf ihre Beine, als sie unwillkührlich wieder aufspringen und irgendwie am Fels hochziehen wollte und hielt sie so am Boden fest.
Woah...!
Diese riesigen Säbelkrallen waren  messerscharf...
Hastig atmete sie ein und versuchte es erneut, sich darunter hervor zu winden und besser auf den Stein hinauf zu steigen, auf dem sie saß, doch da verstärkte sich der Druck seiner Krallen noch
„DARREN NICHT!!!", schrie sie ihn ängstlich keuchend an, doch er sah sie nur unverwand an und grummelte dabei leise.

Ice Dragon - Die Seele der DrachenWhere stories live. Discover now