Kapitel 1 (Wille)

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!TW: SELBSTVERLETZUNG, BLUT!

Mir ist noch nie wirklich aufgefallen, wie sehr ich Stille hasse. Aber jetzt, wo ich in diesem Auto sitze und außer meinen Gedanken nichts höre, merke ich es.

Ich habe alles zerstört.
Dieser Gedanke überrollt gerade die ganze Zeit meinen Kopf. Ich kriege ihn nicht heraus. Ich sitze seit 2 Stunden in diesem scheiß Auto,aber ich kann nicht aufhören an Simon zu denken. Mein Herz schlägt so schnell wie sonst was und ich habe das Gefühl, dass mein Schädel gleich explodiert, wegen den ganzen Fragen, Gedanken und Vorwürfen. Gott, diese Vorwürfe.

Habe ich jetzt alles zerstört? Was ist wenn er mich nicht mehr sehen will? Immerhin habe ich ihn erst „verstoßen" und jetzt sage ich ihm, dass ich ihn liebe? Ich hätte etwas tun müssen, um allen zu zeigen, wer ich bin, wen ich liebe, dass ich tun kann was ich will. Ich, nein wir, haben nichts falsch gemacht.

Ich liebe Simon, Gott und wie ich diesen Jungen liebe. Er verdient die Welt und mehr, aber bin ich da wirklich gut für ihn?

Simon, Simon, Simon... Nur er geht mir durch den Kopf. Seine schönen Augen, seine weiche Haut, seine schönen Locken, seine weichen Lippen... Werde ich ihn nie wieder spüren dürfen? Hätte ich nicht „Ich liebe dich" sagen sollen? Aber es ist die Wahrheit. Ich liebe ihn, nur ihn, und ich will nie mehr etwas anderes tun, als ihn zu lieben.

Die Weise, wie er meinen Namen sagt, wie er lächelt, wie er lacht, wenn etwas lustiges passiert.
Ihn weinen zu sehen, bricht mir das Herz. Vorallem weil ich weiß, dass in letzter Zeit meistens ich der Grund dafür war. Bin ich so ein schlechter Freund gewesen? Waren wir überhaupt zusammen?
So viele Fragen, die ich noch klären möchte, aber vielleicht nicht kann.

„...heit? Hoheit? Hoheit!" Shit.

„Ja?"

„Sie sind zu Hause".

"Zuhause". Was ist das schon für ein Begriff? Als ob ich mich im Königsschloss bei meiner Mutter wohlfühle, als ob sie mich annähernd so sehr mag, wie Simon es getan hat. Als ob ich sie annähernd so sehr liebe, wie ich Simon liebe.

„...les in Ordung bei Ihnen?" Mist, ich muss aufhören, die ganze Zeit abzuschweifen...

"Ja, alles in Ordung. Danke Malin."

Nachdem ich aus dem Auto gestiegen bin, laufe ich geradeaus in mein Zimmer. Ich möchte gerade niemanden sehen, nicht meine Mutter, nicht meinen Vater, nicht einmal Erik würde ich gerade sehen wollen. Obwohl es doch eine Person gibt, die ich gerade gerne bei mir hätte. Doch es ist nicht möglich.

Ich lege mich in mein Bett und lasse meinen Gefühlen freien Lauf als mein Handy klingelt.
Eine Nachricht? Aber von wem? Simon? Nein.

Instagram: simoneriksson hat einen Beitrag
gepostet.

War ja klar. Aber ich versuche jetzt nicht in Selbstmitleid zu versinken, sondern ich öffne den Beitrag. Selbstverständlich like ich ihn sofort ohne überhaupt auf das Bild zu achten.

Ist das komisch? Gruselig? Wieso mache ich mir darüber überhaupt Gedanken? Was macht dieser Junge nur mit mir?

Es ist ein Bild von Simon, er trägt seinen lila Pulli und sieht glücklich aus. Ich muss lächeln. Er sieht gut, nein, er sieht wunderschön aus.

„Frohe Weihnachten🎅🏻🎄:)"

Das steht in der Bildbeschreibung. Sofort kommt wieder alles von diesem Vormittag hoch. Natürlich gucke ich in die Kommentare.

tim2768: du siehst sehr heiss aus 🔥
             -simoneriksson: ;)💞

saraheriksson: 🥰🥰🥰 *geliked von simoneriksson*

Was? Aber wir sind doch gerade mal ein paar Tage "getrennt".
Ok, ich muss mich beruhigen. Dieser Kommentar muss schließlich nichts bedeuten. Oder?

Schon wieder merke ich, wie sich in meiner Brust alles zusammenzieht. Fuck, plötzlich habe ich das Gefühl ich bekomme keine Luft. Ich muss aus diesem Zimmer, niemand darf mich so sehen.

Ich renne schnell ins Bad, dort kann ich abschließen.
Ich reiße das Fenster auf um an mehr Luft zu kommen, aber es hilf nichts. Hilfesuchend schaue ich um mich. Ich brauche etwas. Irgendetwas. Irgendetwas, was mich den Schmerz vergessen lässt. Was mich ablenkt, von allem, was gerade passiert.

Mein Kopf dröhnt, meine Ohren bekommen nichts mehr mit und meine Lunge schreit nach Luft.

Auf dem Schrank liegen noch Rasierklingen von Erik. Er hat sich immer rasiert, er meinte, es sehe gepflegter aus. Es ist verlockend. Wirklich verlockend.

Ich greife eine und sehe dies irgendwie als zwischenzeitigen Ausweg für meinen Schmerz. Ich habe das noch nie gemacht, um ehrlich zu sein, fragte ich mich, wieso man dies überhaupt tun sollte, aber jetzt verstand ich es. Sollte ich es tun? Ich werde es bereuen. Aber... Ich brauche es. Also übe ich mit der Klinge leichten Druck auf meinen Arm aus und warte, bis sie in meine Haut sinkt.

Das Gefühl ist schmerzhaft, aber angenehm zugleich. Es ist irgendwie beruhigend, zu sehen, wie das Blut langsam aber stetig aus den Wunden quillt. Wie es auf den Boden tropft, in dem schönen rot...
Für einen kurzen Moment achtete ich nur auf das Blut in den vielen Schnitten und vergesse alles andere.

Nur nicht Simon.

sonne; young royals fanficWhere stories live. Discover now