Kapitel 16 (Wille)

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Wie könnte ich nein sagen, so wie Simon fragt?
„Danke, Wille!" Er haucht mir einen Kuss auf die Wange und verschwindet schnell hinter den Türen.
Ich muss mich beeilen, um ihm überhaupt in mein Zimmer hinterherzukommen. Es ist wie eine kleine Verfolgungsjagd.
„Hast du noch eine Badehose?"
„Klar." Ich habe unzählige. Ich reiche Simon eine lilane, er trägt immer lila.
Ich bin froh, dass er gerade so glücklich ist. Zum Glück hat er die ganzen Artikel von gestern noch nicht gesehen, ich hoffe, dass er sie einfach vergessen hat. Die Artikel waren nämlich furchtbar.

Schwedens Nachrichten; Gestern, 17:46:
Der Kronprinz Wilhelm wurde heute händchenhaltend mit dem Jungen, Simon Eriksson, in Stockholm gesichtet.

Einige Wochen zuvor wurde von Kronprinz Wilhelm und Simon Eriksson ein Sex-Tape veröffentlicht, in dem der Prinz zuvor noch leugnete, dass er dies sei.
Heute sah man die Beiden in der Hauptstadt Schwedens. Sie küssten sich und der Junge hatte einen deutlichen Knutschfleck auf seinem Nacken. Ob dieser wohl von unserem Kronprinz stammt?
...

Sweden's News; Gestern, 17:54:
Erst vor kurzem gab Kronprinz Wilhelm seine Homosexualität offen im Fernsehen bekannt.
Schon heute lief er mit Simon Eriksson, dem Jungen aus dem Skandal-Video, das vor ein paar Wochen veröffentlicht wurde, Hände haltend und küssend durch Stockholm. Wir fragten die EinwohnerInnen Schwedens, was sie davon halten.

Mann 1:
„Naja, ob wir schwule Leute hier so akzeptieren sollten, sei hingestellt. Aber ein Kronprinz hat eine Frau zu heiraten, die Königin wird und Kinder zu zeugen, die eines Tages Schweden regieren. Und vorallem ist so ein gewöhnlicher schwuler Junge, der sich beim Sex hat filmen lassen, nicht würdig für einen Prinzen."
Mann 2:
„Wenn die beiden zusammen sein wollen, sollen sie das privat machen. Der Kronprinz soll sich für die Öffentlichkeit eine Frau suchen, Kinder bekommen und nicht mit so einer Schwuchtel rummachen."
Frau 1:
...

Der Rest der Artikel war genau so. Ich bin immernoch schockiert, wie homophob die Menschen heutzutage noch sind. Schweden gilt als ein sehr liberales Land, das offen für alle ist. Und trotzdem sehen die BürgerInnen es so, wenn der Prinz einen Mann liebt? Simon darf diese Artikel nicht sehen, aber ich kann sie auch nicht herunternehmen lassen, weil es als „Pressefreiheit" gilt.
Simon hat heute Morgen normal gegessen, da wollte ich ihm nicht von ihnen erzählen, sonst ginge es ihm sicherlich wieder schlecht.
Als ich die Artikel gestern Abend gelesen habe, als Simon unter der Dusche war, hätte ich mich fast übergeben. Ich liebe Simon so unfassbar sehr und zu sehen, wie Leute von ihm denken, versetzt mir einen tiefen Stich ins Herz.

„Willeeee? Kommst du?"
„Klar, Schatz."
Da wir nicht halbnackt durchs Schloss laufen wollen, ziehen wir uns noch einen Pulli über und machen uns auf den Weg zurück zum Wasser.

Simon rennt auf es zu und springt mit hinein. Ich muss lachen und steige langsam hinein. Ich war schon ewig nicht mehr hier, aber wenn man damit aufwächst, ist es auch nicht mehr so besonders.
„Ab jetzt bin ich nur noch mit dir zusammen, damit ich irgendwann hier im Schloss wohnen kann und jeden Tag schwimmen gehen kann."
Dieser Satz versetzt mir kurz einen Kloß in meinen Hals. „...damit ich irgendwann hier im Schloss wohnen kann?" Das meint ja indirekt, dass wir heiraten und er Teil der königlichen Familie wird, oder? Mache ich mir gerade zu viele Gedanken darüber? Aber das will ich doch auch, oder?
Natürlich. Ich will Simon heiraten und für immer mit ihm zusammen bleiben. Simon reißt mich aber auch wieder sofort aus meinen Gedanken.
„Keine Angst, musst gar nicht so entsetzt gucken. Ich mag dich natürlich auch, deswegen bin ich auch mit dir zusammen. Und wenn es das war mit dem „damit ich irgendwann hier im Schloss wohnen kann", ich muss hier ja nicht wohnen, vielleicht hat sich das ja schon in 1,5 Jahren abgehakt." Er scheint etwas wütend.
Meint er das gerade ernst?
„Simon, hey. Nein, das war es nicht. Ich liebe dich und ich will auch, dass du irgendwann hier wohnst."

Nach diesen Worten, die ich übrigens vollkommen ernst meine, kommt Simon auf mich zu, schlingt seine Beine um mich, während ich ihn an den Hüften hielt, und küsste mich innig.
Mit seinen Händen glitt er meinen Bauch hinab.
Kichernd flüstere ich ihm etwas ins Ohr.
„Hey, Simon? Nicht, dass ich das nicht genieße, aber hier sind Überwachungskameras."
Simon weicht von mir weg und grinst mich an, bevor wir beide losprusten.
Ich glaube, damit hat er nicht gerechnet.
„Sorry", sagt er leise. „Wir können ja nachher da weitermachen, wo wir jetzt ja leider aufhören mussten, aber zuerst will ich noch was machen."
Hä?
Bevor ich realisieren konnte was passiert, tunkt Simon mich in das Wasser und drückt mich an den Schultern hinab. Nach kurzer Zeit taucht auch er ab, und grinst mich von unterwasser an.
Als wir auftauchen, fange ich sofort an Wasser auf ihn zu schütten.
Sofort macht er das selbe bei mir und wir setzten dies so lange fort, bis wir vor Lachen nicht mehr konnten.
„Okay, komm. Lass und zurück in mein Zimmer gehen. Wir haben viel vor und außerdem wird meine Haut schon ganz schrumpelig."
„Na gut."

Nachdem wir uns abgetrocknet haben, gehen wir wieder zurück in mein Zimmer.
Ich freue mich wirklich auf den restlichen Tag. Wie schon gesagt: das beste Weihnachten.
Ohne mich umzuziehen, schmeiße ich mich auf mein riesiges Bett und liege erstmal reglos da. Die Wasserschlacht war ganz schön anstrengend, außerdem muss ich mich kurz ausruhen, um mich auf das, was mir noch bevorsteht, vorzubereiten.
Simon gluckst leicht auf, als er mich hier so liegen sieht.
„Ist das etwas so lustig?"
„Nein, nein. Es sah nur süß aus, wie du dich so aufs Bett geworfen hast."
„So, so. Süß, also? Du findest mich süß?"
„Vielleicht ein bisschen..."
„Warte, Simon! Du willst, dass wir mehr als Freunde sind? Das kann ich nicht, ich stehe nicht auf Jungs!"
Ich ziehe ihn auf und etwas beleidigt lacht er auf.
Um ihn aufzumuntern flüstere ich: „Ich finde dich übrigens auch süß. Und jetzt komm her!" Den letzten Satz sage ich etwas lauter. Ich will wirklich, dass er herkommt.
„Warte! Ich muss kurz mein Handy checken und gucken, ob Zarah oder Mama mir geschrieben haben. Das hab ich gestern und heute vollkommen vergessen."
Fuck. Bitte nicht.
Entsetzt sieht Simon mich an.

„Wille?"

sonne; young royals fanficWhere stories live. Discover now