50. Kapitel

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Seine Faust knallt gegen meinen Kiefer und lässt meinen Kopf zurückschnappen.
Ich stöhne und finde mich auf dem Boden wieder, auf mir liegt ein Tonnenschweres Gewicht, wie Stein, wie ein riesiger Felsbrocken, wenn nicht ein ganzer Berg.
Es kostet so viel Energie, Luft zu holen. Ich werde unter dem Gewicht zerquetscht, ganz langsam, während Hände meinen Unterleib hinabgleiten. Nicht sanft oder spielerisch, sondern hastig und besitzergreifend.
Ich versuche mich zu wehren, doch das Gewicht ist zu schwer.
Ich werde erdrückt, zermatscht.
Schwarze Strähnen Streifen mein Gesicht, und als ich aufschaue, da erkenne ich die Züge in der Dunkelheit.
"Nein", keusche ich, "Bitte. Hör auf" Doch er stoppte nicht und jetzt, da ich den Mund geöffnet habe, da kriechen Schatten in mich hinein, unter meine Haut, vermischen sich mit meinem Blut und werden mit jedem Herzschlag weiter durch meinen Körper getragen.
Ich will...
Ich will...

Satoru:

Satoru zappte durch die Fernsehsender und schaltete den Fernseher schließlich enttäuscht aus.
Er zog gerade die Decke über seine Schultern, als er ein kurzes Zucken der Energie spürte.
Kaum mehr als ein Wimpernschlag. Satoru runzelte die Stirn und sah sich um. Doch es schien alles normal, deshalb schloss er wieder die Augen.
Eine erneute Welle. Er riss die Augen auf. Nichts.
Dann wurde er plötzlich von einer riesigen Welle der Energie quer durch das Wohnzimmer geschleudert.
Satoru fing sich bevor er gegen die Wand knallte und landete kampfbereit auf den Füßen.
Was war denn jetzt schon wieder los?
Hatte sie doch beschlossen, ihn lieber umzubringen?
Die Unendlichkeit baute sich um ihn auf. Schatten erhoben sich brüllen um ihn und rasten auf ihn zu, doch sie erreichten ihn nicht.
Satoru ballte die Hände zu Fäusten und lief barfuß durch den Sturm der Schatten.
Dunkelheit tobte und Worte um ihn herum.
Er öffnete die Tür zum Flur und eine erneute Welle hätte ihn mitgeschwemmt, wenn die Unendlichkeit ihn nicht beschützt hätte. Asuna war nicht da. Die Tür zu ihrem Schlafzimmer stand einen Spalt breit offen. Er hatte wohl vergessen, sie zuzumachen, als er sie ins Bett gebracht hatte.
Schatten und Dunkelheit quollen aus der Tür hervor. Satoru trat in ihr Schlafzimmer und schirmte die Hand gegen die Fluten der Schatten ab.
Sie würden ihn durch die Unendlichkeit nicht erreichen können, doch er konnte spüren, mit welcher Macht sie dagegen drückten.
"Asuna?", fragte er, doch über dem Tosen der Schatten hörte er nichts. Er drängte sich weiter ins Innere.
"Asuna!" Er spürte ihre Fluchaura wie den Kern dieses Wütens. Das Auge des Sturms.
Sie hatte die Hände in ihre Decke gekrallt und ihre Lider flatterten. Satoru sank neben ihr aufs Bett und fasste ihren Arm. Sie wirkte so klein und zerbrechlich zwischen den Schatten und der Dunkelheit und er erkannte, dass ihre Wangen feucht waren.
Sie hatte geweint.
"Asuna!", rief er und rüttelte sie unsanft. Ihr Körper bäumte sich im Schlaf auf.
Und dann war es, als würde ihre Fluchaura plötzlich anschwellen und violett werden. Fast zeitgleich begann ihre Haut zu leuchten, so hell, dass er ihren Schädel hindurchscheinen sehen konnte.
Dann war der Augenblick vorbei und sie fiel in sich zusammen.
"Asuna!" Satoru rüttelte sie.
Schlagartig riss sie die Augen auf.
Asuna starrte ihn panisch an, dann knallte eine Welle von Dunkelheit gegen ihn und hätte ihn von ihr runter gerissen, wenn er nicht seine Unendlichkeit um sich gewickelt hätte.
"Nein!", schrie sie und versuchte sich von ihm loszumachen. Satoru, der wiederum befürchtete, sie würde weiter mit dem Chaos machen, ließ sie nicht los, auch nicht, als sie mit den Fäusten gegen ihn schlug- sie traf sowieso nur gegen die Unendlichkeit- und sich wegfallen wollte.
"Asuna!"
"Hör auf!", schrie sie und wollte sich wegrollen.
"Schau mich an!"
"Nein!", sie schluchzte auf, "Hör auf! Lass mich los! Lass mich sofort los!" Satoru blinzelte überrascht, dann ließ er ihre Arme los. Sie rollte sich auf die Seite, zog die Knie an die Brust und schluchzte heftig.
Satoru starrte auf ihre bebenden Schultern und versuchte zu begreifen, was er falsch gemacht hatte.
"Es war", ging er an, "Nur ein böser Traum" sie antwortete nicht. Er berührte ihre Schulter. Asuna zuckte zusammen. Satoru starrte sie an und schluckte.
Dann stand er auf und ging in die Küche.
Satoru kramte in der Schublade und dem Tiefkühlfach, bevor er wieder zu ihr zurückging.
Asuna hatte sich in der Zwischenzeit aufgesetzte und wischte sich mit dem Handrücken über die Nase.
Sie sah erst auf, als er ihr einen Becher Eiscreme hinhielt.
"Was ist das?", fragte sie.
"Albtraumeiscreme", erklärte Satoru, versuchte es mit einem Grinsen und ließ sich neben sie aufs Bett fallen, "Hat mein Großvater mir immer gebracht, wenn ich Albträume hatte" er stellte den Becher zwischen sie und hielt ihr einen Löffel hin.
"Hat dein Großvater auch immer mitgegessen?", fragte sie und deutete auf seinen Löffel.
"Jedes verdammte Mal", er grinste, "Iss, das hilft. Ganz bestimmt" Asuna nahm ihm den Löffel ab, ließ ihn aber sinken, während er schon den Deckel abzog und ordentlich zulangte.
"Die Schlafzimmertür ist normalerweisezu", sagte er mit vollem Mund, "Und du hast das Zimmer mit einem Fluch belegt, oder? Damit deine Fluchkraft nicht nach draußen schwappt" Asuna starrte auf ihren Löffel und nickte langsam.
"Deshalb spüre ich deine Fluchaura nicht mehr, wenn du hier drinnen bist"
"Ich hab das nicht", sagte sie, "Wegen dir gemacht. Es ist... ich will nicht, dass jemand auf meine Fluchkraft aufmerksam wird. Und ich will nicht, dass jemandem etwas passiert"
"Aber heute war deine Tür nicht zu. Hab ich wohl vergessen. Und so ist deine ganze Fluchkraft herausgestürmt" Sie zuckte die Achseln, kratzte schließlich in der Eiscreme und steckte sich den Löffel in den Mund.
"Das heißt, du hast solche Träume öfter, oder?" Asuna kaute auf ihrer Eiscreme.
"Das ist belanglos", sagte sie schließlich.
"Und dann bist du ganz alleine? Hier eingesperrt in der Dunkelheit und zwischen den Schatten?", fragte er.
"Es ist nicht so, als könne die eigene Fluchkraft einen verletzen", sagte sie reserviert und löffelte noch ein wenig Eiscreme.
"Hmm", Satoru überlegte, "Als ich klein war hatte ich panische Angst, meine Kuscheltiere würden mich im Schlaf erwürgen. Ich bin Nachts immer aufgewacht, bis mein Großvater gekommen ist, und mir Eiscreme gebracht hat. Er hat gesagt, ich sollte meine Kuscheltiere in den Schrank packen, wenn ich solche Angst davor hätte"
"Ein weiser Rat", murmelte Asuna. Satoru grinste und zuckte die Schultern.
"Ich wollte aber nicht alleine schlafen", sagte er und fügte Flüsternd hinzu, "Und ich war der Meinung, wenn sie in den Schrank gesperrt wären,würde ihre Rache fürchterlich sein" Asuna lachte kurz und leise.
"Ein berechtigter Einwand" Satoru spürte, wie ihm ein Stein vom Herzen fiel.
"Was ist mit dir?", fragte er und überlegte, "Du hast sicher panische Angst vor der Dunkelheit"
"Nein", sagte sie langsam, "Ich finde die Dunkelheit eher tröstlich" Asuna schwieg kurz.
"Ich habe sehr viel Angst", murmelte sie, "Vor bestimmten Leuten. Das ist allerdings nicht halb so cool, wie deine Angst vor Kuscheltieren."
"Das stimmt vielleicht", sagte Satoru und grinste, "Aber, wenn du dich dann sicherer fühlst, ich bin hier. Und an mir kommt niemand vorbei. Ich passe auf dich auf"
"Du musst nicht auf mich aufpassen", sagte sie, "Das schaffe ich alleine" Satoru warf ihr einen Blick zu und Asuna holte tief Luft.
"Ich meine, nach allem, was geschehen ist... ich bin immer noch hier. Das heißt doch, dass ich sie überstanden habe" Satoru streckte die Hand aus und berührte ihre Wange. Asuna zuckte kurz zurück.
"Klar", sagte er, "Willst du trotzdem, dass ich hier bleibe" Asuna legte die Hand auf seine, dann zog sie sie von ihrer Wange.
"Netter Versuch", sagte sie, "Ich komme schon klar"
"Naja, du weißt ja", er beugte sich vor und grinste, "Ich kenne die eine oder andere Methode, um die Albträume verschwinden zu lassen" Satoru zwinkerte. Asuna drückte sein Gesicht von ihr.
"Ich will schlafen!"
"In Ordnung", Satoru nahm sich den Becher Eiscreme, "Dann träum süß von mir" sie verdrehte die Augen. Er ließ ihre Tür einen Spaltbreit offen, bevor er die Eiscreme in die Küche brachte und wieder auf seine Couch ging.
Dann lauschte er ihren ruhigen Atemzügen, bis er selbst einschlief.

Asuna:

Asuna erwachte am nächsten Morgen mit klebrigen Fingern und tiefen Ringen unter ihren Augen.
Gähnend setzte sie sich auf und trottete unter die Dusche.
Sie zog sich an, ehe sie in die Küche lief. Satoru stand am Herd und rührte in Misosuppe.
"Guten Morgen", trällerte er.
"Morgen", murmelte sie und fand den Becher geschmolzene Eiscreme neben dem Kühlschrank.
"Sieht wohl so aus, als ob es keine Eiscreme mehr gibt", sagte sie.
"Dann kannst du ab jetzt einfach keine Albträume mehr haben", sagte er grinsend und holte zwei Schalen Reis hervor.
"Und was machen wir mit der geschmolzenen Eiscreme?" Satoru nahm ihr den Becher ab und kippte ihn herunter.
"Schmeckt fast genauso gut", sagte er. Asuna holte Stäbchen und Tassen hervor und ließ sich auf dem Stuhl nieder.
"Man, Du siehst echt scheiße aus", bemerkte Satoru und stellte ihr Reis, Misosuppe und Omelett hin, "Als hätte man 24 Stunden mit einem Baseballschläger auf dich eingeprügelt"
"Wer weiß" Er ließ sich ihr gegenüber fallen und zog seine Suppe zu sich.
"Ich sehe natürlich super aus", sagte er und schaufelte Sein Omelett in sich hinein.
"Natürlich" Asuna stocherte lustlos in ihrem Reis.
"Ich muss heute zum Unterricht", sagte er mit vollem Mund, "Danach können wir los, und Golems jagen"
"Muss sowieso zur Arbeit", erwiderte Asuna.
"Das heißt wir sehen uns später?"
"Na was denn sonst?", fragte sie.
"Also könnte man das als Date bezeichnen", sagte er triumphierend.
"Also wenn du Monsterjagd ein Date nennen willst, dann bitte. In dem Fall nenne ich es dann ziemlich schlecht", antwortete Asuna.
"Na du willst doch nicht, dass ich dich normal ausführe", sagte er, "Sonst könnten wir ja auch was spaßigeres machen. Wir könnten essen gehen oder ins Kino. Oder in den Freizeitpark"
"Schon, allerdings würde das ja voraussetzen, dass beide Parteien romantisch aneinander interessiert sind. Und ich für meinen Teil bin es nicht", erwiderte sie.
"Das glaub ich dir nicht", Satoru grinste, "Du bist unglaublich in mich verknallt. So wie jede Frau. Ubd Jeder Mann"
"Bis zum Mond und weiter", erwiderte Asuna mit ihrem ironischen Lächeln.
"Punkt für dich, aber ich bleibe bei meiner These", sagte er.
"Mach dass", antwortete Asuna ubd stand auf, "Ich muss los"
"Wir sehen uns also später", rief er ihr hinterher und setzte ein sinnliches Lächeln auf, "Zieh dir was hübsches an" Asuna verdrehte die Augen, holte ihren Mantel, ihre Geige und die Schuhe und zog die Tür hinter sich zu.

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