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Die Hauselfen hatten sich wirklich übertroffen. Sogar ich war völlig sprachlos und erkannte die Wohnung kaum wieder. Überall hingen Lichter und Girlanden aus Tannen und mehr Deko, als die armen Zweige ohne Magie aushalten würden.

Und natürlich Mistelzweige. Ich hatte völlig vergessen, die anderen darüber aufzuklären, warum Mistel Mistel hieß. Aber die kleine Elfe kam schon herangeschwebt und reichte jedem einen Becher mit heißem Kakao und dazu einen Mistelzweig zum Anstecken.

„Frohe Weihnachten. Frohe Weihnachten. Frohe Weihnachten", wünschte sie der reihum.

„Was hat es damit auf sich?", flüsterte Hermine mir zu.

„Mistel hat mal von dem Brauch gehört, dass man sich küsst, wenn man sich unter einem Mistelzweig trifft", erklärte ich so, dass die anderen es ebenfalls hören konnten. „Sie hat es so interpretiert, dass Misteln Glück bringen und verteilt sie deshalb an jedem Feiertag."

„Irgendwie niedlich", gestand Ginny und steckte sich ihren Zweig an ihren Pullover.

„Naja." Ich deutete an die Decke. Alle paar Meter versteckte sich ein Mistelzweig in der Deko. „So lange man nicht abergläubisch ist, ist es wohl okay."

Es lief soweit ganz gut, bis es um die Aufteilung der Zimmer ging. Sollten die jüngeren im oberen oder unteren Stock schlafen? Sollten Jungen auf der einen und Mädchen auf der anderen Seite des Flurs schlafen? Oder sollte einfach wer zu erst kommt, hat die Wahl entscheiden?

„Wo ist dein Zimmer?", fragte Maddie schließlich.

„Oben. Ich zeig euch vielleicht erstmal die Zimmer, bevor wir entscheiden."

Die Gästezimmer waren nicht nur einfach Zimmer. Sie alle hatten ein Thema oder Motiv. Da war ein Zimmer in sattem Grün, wo alle Möbel wenigstens wage an Pflanzen oder Blumen erinnerten - Maddie warf ihren Koffer auf das Bett, noch bevor alle das Zimmer gesehen hatten. Oder das Zimmer, dass einem Abenteurer aus dem 19ten Jahrhundert gefallen hätte - Fred blockierte die Tür und lieferte sich einen Ringkampf mit Ron.

Mein Zimmer war am Ende des Flurs. Mit einem Himmelbett, das eigentlich in ein Märchenschloss gehörte und einer Decke, die immer einen funkelnden Sternenhimmel zeigte. Ich hatte aus dem Augenwinkel gesehen, dass George an der Tür nebenan gelehnt hatte und nun still und leise seinen Koffer hinein schob. Zum Glück nahm Ginny das Zimmer genau gegenüber. Im schlimmsten Fall konnte ich immer noch zu ihr Flüchten.

Während alle ihre Sachen auspackten, ging ich runter in die Küche.
Wie immer wurde ich von drei glücklichen Elfen begrüßt. Ingwer und Karotte waren beide nicht so redselig, nickten mir aber ebenfalls von ihrem Plätzen am Herd zu.
Mistel, Lemon und Rübe zogen mich zu einem Stuhl.

„Wie schön so ein volles Haus", trällerte Lemon, die mir sofort einen Tee hinstellte. „Ich bin ganz aufgeregt. Ich hoffe, ihre Freunde werden sich hier wohl fühlen und häufig wieder kommen?"
Ich drückte ihre winzige Hand und blinzelte das Stechen in meinen Augen weg. „Das wäre schön, nicht wahr?"

„Aber Miss", flüsterte Mistel, die sich neben mich auf den Tisch gesetzt hatte und ebenfalls Tee aus einer winzigen Tasse trank. „Haben Sie Erfolg gehabt?"

So höflich war sie nur, wenn sie versuchte, etwas zu verstecken und es war jedes Mal viel zu offensichtlich. „Mehr als ich erwartet habe", gestand ich kichernd und Rübe hielt mir ein Glas Wein hin.

„Den zum Abendessen?" Er rückte die Fliege seiner markellosen Uniform zurecht. Rübe und Lemon waren sowas wie die Haushälter. Sie kümmerten sich in erster Linie um die Planung und Verwaltung, während Ingwer, Karotte und Mistel taten, was immer anstand.
„Vielleicht für die Eltern, aber ich denke, die anderen trinken keinen Wein."
„Wie Sie wünschen."

„Stell dich nicht so an. Sie hat doch gesagt, wir dürfen uns überall umgucken." Rons Stimme drang vom Flur herein, hier und da unterbrochen von Hermines eindringlichem Gemurmel.

„Ihr könnt rein kommen", rief ich und lachte leise über die peinlich berührten Gesichter. „Alle Türen, die aufgehen, dürft ihr auch auf machen", versicherte ich noch einmal.

„Wünschen Sie etwas, junger Herr", kam sofort Rübe auf Ron zu. Der Weasley stammelte vor sich hin, während Harry freundlich in die Hocke ging und sich mit dem Hauself unterhielt.

Hermine kam zu mir herüber und bekam prompt einen Stuhl und einen Tee von Lemon angeboten. „Du hast also fünf Hauselfen", stellte sie recht sachlich fest. Ich konnte sehen, dass ihr das Konzept der Hauselfen nicht gefiel.

„Zucker?", bot Mistel von ihrem Sitzplatz aus an und löffelte sich selber Zucker mit einem winzigen Löffel in ihre Tasse.

„Sie sind alle freiwillig hier. Ich bezahle sie, sie haben Pausen und freie Tage und Urlaub. Auch wenn sie meistens nicht wissen, was sie damit anfangen sollen", erklärte ich.

„In meinem letzten Urlaub wollte ich Töpfern lernen", erzählte Mistel voller Begeisterung. „Aber mir hat keiner gesagt, das Ton so kalt ist!" Sie schüttelte ihren Kopf und ihre Ohren wippten.

Zögernd nahm Hermine den Tee an und sah sich weiter in der Küche um. „Ihr seid eine reinblütige Familie?"

Ich zuckte die Schultern. „So halb. Mütterlicherseits ja, aber ich habe auch nicht-magische Verwandte auf der Seite meines Vaters."

„Und du bist schon immer so aufgewachsen?"

„Ja und nein." Ich zog den Mund schief. „Wir hatten immer Geld. Aber einen Großteil meiner Kindheit habe ich mit meinen Eltern auf der Reise verbracht. Unsere Zelte waren zwar magisch, aber immer noch Zelte."

„Es muss sehr aufregend gewesen sein", träumte Mistel, als wären wir nur drei Freundinnen, die etwas plauderten. Im Hintergrund sah ich, wie Rübe Ron und Harry Kekse zusteckte, sie aber belehrte, dass sie nichts heimlich einstecken mussten. Alle Keksteller im Haus wurden regelmäßig nachgefüllt.

„Ich verstehe." Hermine tunkte ihren Keks in den Tee. „Es spricht für dich, dass du kein Wort bei den Weasleys gesagt hast."

„Worüber?"

Sie zuckte die Schultern. „Dass die Betten durchgelegen sind. Oder dass wir uns alle ein Badezimmer teilen mussten."

„Über sowas habe ich nicht einmal nachgedacht." Ich nickte Hermine zu, mir wieder aus der Küche zu folgen und wir ließen die beiden Jungen zurück. Mistel winkte uns und wir wünschten ihr noch eine schöne Pause. „Wenn ich ehrlich sein soll, ich würde jeden Cent, den wir besitzen sofort für eine Familie eintauschen, die so fest zusammenhält, wie die Weasleys."

In eben diesem Moment traten die Weasleys ein und Misses Weasley drückte mich an ihre Brust, noch ehe ich sie begrüßen konnte.

Weasleys, Pranks and other CursesWhere stories live. Discover now