34. Ich bin zurück

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Shinya's Sicht:

Es war geschehen. Ich hatte Mahiru zur Vernunft bringen können. Jedenfalls glaubte ich, dass es von nun an so war.

Wir hatten uns unterhalten. Ich bat sie, mit allem aufzuhören, was Guren in Gefahr brachte und konnte ihr zeigen, dass Guren auch ohne sie glücklich war. Die Diskussion ist zwar am Ende vollkommen eskaliert und wir hatten uns gegenseitig angegriffen, aber ich hatte es irgendwie hin bekommen, sie zu überzeugen. Ich gebe zu, ich hatte schon etwas Mitleid mit ihr, weil sie geweint und sich für all das entschuldigt hatte, was sie mir und den anderen angetan hatte.
Sie war ja schließlich doch irgendwo, tief im Innern, eine ganz nette Frau. Man muss sie nur kennen und ihre wahre Geschichte vor Augen haben.
Ich kenne ihre Situation. Immerhin war meine Vergangenheit nicht viel besser als ihre. Von den Eltern verachtet werden und nur das tun zu dürfen, wozu man gezwungen wurde, war eben unfair.
Ich verstehe sie. Sie fühlt im Prinzip nicht anders als ich. Sie wollte einfach nur....frei und glücklich sein.
Wir sind am Ende zum Entschluss gekommen, dass sie versucht sich zurück zu halten und ich Guren beschützen und die Liebe geben soll, welche er ebenfalls, von Anfang an, verdient hat.
Wir haben uns ein Versprechen gegeben und würden es auch halten.

Gott, wenn ich so darüber nachdenken, wie lange ich brauchen würde, um Guren alles zu erklären und warum ich überhaupt gegangen war, werde ich jetzt schon müde. Das würde ewig dauern alles bis ins kleinste Detail erzählt zu haben. Aber ich kann nicht anders. Er hat die Wahrheit immerhin verdient.

Nun sollte ich aber echt wieder zu ihm zurück. Wird auch langsam mal Zeit.
Ich habe ihn immerhin sehr lange allein gelassen was er mir wahrscheinlich niemals wieder verzeihen wird aber anders geht's nicht. Augen zu und durch.
Eines ist jedenfalls jetzt schon klar; Ich bin nach unserem Wiedersehen ganze drei Köpfe kleiner!

,, Byakkomaru?"
Ich sah mich um. Nirgends war mein Dämon zu sehen. Es gab nur weiß. Einfarbig und langweilig.
,,Hey, Byakkomaru?!"
Ich rief lauter. Es hatte diesmal funktioniert und er hatte mich gehört. Er tauchte blitzartig auf und stand direkt vor mir.
,,Shinya! Ich hatte schon jede Hoffnung verloren..."
Ich erkannte kleine Sorgenfalten auf seiner Stirn und musste mich zusammen reißen, ihn nicht sofort in den Arm zu nehmen.
,,Du musst mehr Vertrauen in mich setzen, mein Freund. Ich bin immerhin wieder da und du weißt, dass ich mich nicht leicht unterkriegen lasse."
Ein Grinsen meinerseits folgte und ich sah den Tiger an, welcher keine Reaktion zeigte.
Ich seufzte.
,,Hör zu. Es tut mir leid. Ich hab was illegales getan und Guren sowie auch dich enttäuscht. Du musst mir keinen Aufsatz vortragen, ich weiß selber, was ich falsch gemacht hab...."
Mein Blick wanderte auf den Boden, der ebenfalls weiß war.
Ich machte mich auf jede Beschimpfung bereit, die jetzt kommen würde.
Doch stattdessen verschränkte Byakkomaru nur die Arme und fing an, seine Mundwinkel leicht nach oben zu ziehen.
,,Oh Shinya. Glaub mir, der Aufsatz wird schon noch kommen aber nicht jetzt. Ich bin einfach so froh dass du wieder da bist und du, wie ich sehe, unversehrt bist. Ich bin stolz auf dich."
Irritiert sah ich die große Raubkatze vor mir an. Ich fing an zu lächeln und bedankte mich bei ihm. Er war immerhin der gewesen, der mir das ermöglicht hat.
,,Danke dir, mein Freund. Ohne dich hätte ich das niemals hinbekommen."
,,Schon gut. Und jetzt geh. Jemand wartet auf dich."
,,Ja. Danke dir nochmals. Ich bin dir was schuldig."
Gerade als ich verschwinden wollte, hielt Byakkomaru mich nochmals zurück.
,,Bevor du gehst muss ich dir noch sagen, dass er ziemlich übel aussieht. Er hat gelitten, weißt du. Bring ihn wieder auf die Beine"
Ich nickte.
,,Werde ich. Habe ich von Anfang an vor gehabt."
,,Gut. Und jetzt geh schon."
Ich nickte erneut und verschwand.
Nun musste ich mir einfallen lassen, was ich sagen geschweige denn tun sollte.

Guren's Sicht:

Die Beerdigung war vollendet worden und ich saß hier immer noch in der Kapelle während ich auf meine Hände starrte. Tränen liefen mir immer noch über die Wangen und ich konnte sie nicht stoppen.
Mein Körper zitterte und konnte es nicht übers Herz bringen, diesen Ort jetzt schon zu verlassen. Alle anderen waren schon gegangen weswegen ich ganz alleine war und meine Ruhe somit hatte. Mito hatte mich zwar dazu aufgefordert auch nach Hause zu gehen aber ich erklärte ihr, dass ich gerne noch etwas für mich sein wollte.
Sie war überraschenderweise damit einverstanden und ging daraufhin.
Und jetzt saß ich hier. Vor dem Sarg der meinen besten Freund beeinhaltete.
Ich saß hier weinend und schwach.

Gureshin-Entscheide. Ich oder die Anderen? Where stories live. Discover now