Ich brauche dich

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POV: Jule

Ich machte langsam meine Augen auf und starrte in das Zimmer, welches mittlerweile nicht mehr so leer war. Alle meine Mannschaftskollegen waren da. Ich drehte meinen Kopf und sah genau in das Gesicht von Marco. Er sah müde aus. Um genau zu sein sehr müde.

„Hey, wie geht es dir?", fragte er mich.

„Besser, glaube ich".

Ich kratzte mir am Hinterkopf. Nun wussten alle, dass ich wach bin.

„Und wie geht es dir?", fragte ich ihn jetzt.

„Nur müde, mehr nicht", sagte er verlegen.

Ich nickte.

„Habt ihr schon irgendetwas von Kai gehört?", fragte ich in die Runde.

Alle schüttelten ihren Kopf.

„Leider nicht, aber es wird schon bald ein Arzt kommen", sagte Neuer.

Ich nickte und schaute auf die Uhr. Es war bereits nach 17:00 Uhr. Habe ich so lange geschlafen oder waren wir so lange auf dem Dach? Ich weiß es nicht.

Plötzlich öffnete sich die Tür und mein Bruder Jannis kam hereingestürmt.

„Oh Gott Jule, ich habe alles mitbekommen, wie geht es dir?"

„Alles gut soweit", sagte ich etwas zögerlich, da ich mit der Situation etwas überfordert war.

Er kam auf mich zu und umarmte mich. Die Umarmung tat gut, endete aber leider wieder viel zu früh. Wir redeten noch etwas, als ich es nicht mehr zurückhalten konnte und aufstand, weil ich aufs Klo musste.

„Wo willst du hin?", fragten mich meine Kollegen.

„Aufs Klo", sagte ich schulterzuckend und wollte gerade den ersten Schritt machen, als ich etwas schwankte.

„Ganz ruhig kleiner, du bist noch wackelig auf den Beiden", sagte Goretzka und kam auf mich zu um mir zu helfen.

„Danke", sagte ich und schloss hinter mir die WC Tür zu.

Ich drehte mich um und sah in den Spiegel. Ich sah schrecklich aus. Komplett blass im Gesicht. Ich schüttete mir etwas Wasser ins Gesicht und ging dann aufs Klo.

Ich verließ die Toilette wieder und alle starrten mich an. Ein Arzt war im Zimmer und schaute mich ebenfalls an.

„Jule, der Arzt von Kai ist da", sagte Marco besorgt.

„Wie geht es ihm?", fragte ich an den Arzt gewandt.

„Vielleicht wollen Sie sich zuerst setzen", sagte dieser ruhig.

„Nein ich will mich jetzt nicht setzen, ich will wissen, was mit Kai ist", sagte ich etwas stürmischer, als ich eigentlich wollte.

„Jule, setz dich doch erstmal", versuchte es nun Jannis.

Schließlich ließ ich mich überreden und setzte mich ins Bett. Nun begann der Arzt endlich zu reden.

„Die Wunde von Kai Havertz war sehr schlimm. Sie war tief und blutete viel. Er hat viel Blut verloren und während der Operation gab es einige Komplikationen", der Arzt stoppte kurz und schaute mich an, aber als er sah, dass ich noch ruhig auf dem Bett saß, fuhr er fort. „Sein Herz hat während der OP mehrere Male aufgehört zu schlagen, wir konnten ihn jedoch jedes Mal erfolgreich zurückholen".

Die ersten Tränen bildeten sich in meinen Augen. Mein Bruder strich mir beruhigend über den Rücken.

„Schließlich konnten wir auch seine Wunde schließen und brachten ihn auf ein Zimmer auf der Intensivstation".

Ich atmete aus, doch anscheinend war der Arzt noch nicht fertig.

„Leider ist das Ausmaß seiner Verletzungen so schwer, dass wir ihn ins künstliche Koma legen mussten. Das bedeutet wir wissen nicht wann und ob Herr Havertz wieder aufwacht. Es tut mir leid".

Mein Herz schlug schneller. Kai liegt im Koma und die Ärzte wissen nicht, ob er nochmal aufwacht. Ich brach in Tränen aus, womit ich die ganze Aufmerksamkeit auf mich zog. Alle schauten mich mit besorgten Blicken an. Jannis legte mir seinen Arm um meine Schulter und zog mich näher an ihn.

„Kann ich ihn sehen?", fragte ich den Arzt unter Tränen.

„Wenn Sie das wirklich wollen".

„Jule, willst du das wirklich?", fragte mich nun mein Bruder.

Ich nickte und stand langsam auf. Noch immer wackelig auf den Beinen, gingen Jannis und ich dem Arzt hinterher auf die Intensivstation. Nun waren wir angekommen. Der Arzt öffnete uns die Tür und verschwand danach.

Ich schaute in Kai sein Gesicht und fing wieder an zu weinen. Er war blass. Zu blass. Er sah schon fast tot aus. Ich ging langsam auf ihn zu und streichelte ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Überall waren Geräte und Schläuche, die an Kai angeschossen waren. Überall piepste es. Es war schlimm ihn so zu sehen.

„Bitte Kai, wach auf, ich brauche dich doch", flüsterte ich ihm in sein Ohr.

Auch der Abend verging, doch Kai gab kein Lebenszeichen von sich.

Kai am Limit (Kai Havertz und Jule Brandt ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt