Dann lass es uns versuchen

227 16 1
                                    

POV: Jule

Als Kai auf mir eingeschlafen war, streichelte ich ihm über den Rücken. Ich wusste nie, dass er so über sich selbst denkt. Das er meint, dass er nicht gut genug ist, oder eine Last für uns ist. Was muss alles in seiner Vergangenheit passiert sein, dass er so über sich denkt. Er tut mir so verdammt leid, er hat das alles nicht verdient. Er sollte glücklich sein und sein Leben genießen.

Nach zwei Stunden bewegte sich der braunhaarige neben mir. Langsam setzte er sich auf und sah mich verschlafen an.

„Gut geschlafen?", fragte ich mit einem leichten lächeln.

„Auf dir immer", sagte er und versuchte leicht zu lächeln, was ihm jedoch nicht so gut gelungen ist.

Mit dieser Antwort war ich mehr als zufrieden und stand auf um Kai etwas zum trinken zu holen.

„Danke", murmelte er, als ich ihm das Glas überreichte.

„Wie fühlst du dich?", fragte ich leicht besorgt.

„Ich weiß es nicht. Ich bin so durcheinander, in meinem Kopf reden Stimmen mit mir. Anderseits bin ich von deinen Worten so gerührt. So etwas hat noch nie jemand zu mir gesagt".

Ich legte eine Hand auf seine Schulter, damit er mich wieder ansah: „Das Chaos in deinem Kopf bekommen wir schon wieder hin. Wie gesagt ich bin für dich da Kai. Und es tut mir leid, dass du solche Worte nie zu hören bekommen hast, aber dafür bin ich da. Kai, du bist wundervoll und ich bin froh, dass es dich gibt".

„Danke Jule, für alles. Ich möchte etwas dagegen machen, aber ich weiß nicht wie. Ich habe einfach zu viel Angst vor Psychologen, ich weiß nicht, ob ich das schaffe". Er sah mich traurig an.

„Kai, was ist, wenn wir uns im Internet über Dr. Braun schlau machen? Wenn uns irgendetwas komisch vorkommt, vergessen wir ihn ganz schnell wieder. In Ordnung?"

„Das klingt nach einem guten Vorschlag", sagte Harvey und lächelte mich leicht an.

Ich holte meinen Laptop und ging auf die Seite von Dr. Braun. Wir recherchierten Stunden und konnten nur gutes Feedback entdecken, nichts merkwürdiges oder schlechtes über ihn.

„Was meinst du? Er schaut doch relativ nett aus", fragte ich den braunhaarigen neben mir.

„Ja, er schaut zuverlässig aus, aber ich weiß nicht. Jeder Anschein kann trüben, was ist, wenn er nur vorgibt so zu sein?", aus seiner Stimme konnte ich Angst heraushören.

„Vielleicht kann ich da ja etwas machen. Warte kurz".

Ich nahm mein Handy und verschwand ins Schlafzimmer. Nachdem ich einige Telefonate beendet hatte, ging ich wieder zurück ins Wohnzimmer, wo Kai etwas auf seinem Handy schaute.

„Also, ich habe etwas geregelt, ich hoffe, dir gefällt die Idee", sagte ich, als ich mich wieder neben ihm setzte.

Gespannt schaute er mich an. „Ich konnte einige Patienten von ihm dazu bringen, herzukommen, um dir etwas Sicherheit zu geben".

Er überlegte lange bis er etwas sagte: „Meinst du, dass würde mir helfen?"

„Wir sollten es auf jeden Fall ausprobieren".

Er nickte und wir warteten, bis Dr. Brauns ehemaligen und jetzigen Kunden klingelten. Ich öffnete die Tür und bat alle ins Wohnzimmer. Dort begrüßten sie Kai und setzten sich gegenüber von uns hin.

„Erstmals danke ich euch allen, dass ihr euch dazu bereiterklärt habt, herzukommen. Das ist wirklich nicht selbstverständlich". Dankend blickte ich ihn die Runde.

„Solange wir helfen können, ist das kein Problem", sagte einer der Männer.

„Kai, was willst du genau wissen?"

„Wie ist er so? Ich meine, wie verhält er sich gegenüber euch. Ist er vertrauenswürdig?"

„Ist er definitiv. Er gibt dir deinen Raum, macht keinen Körperkontakt, solange du das nicht willst. Er ist freundlich und hält Abstand zu dir. Du kannst immer gehen, wann du willst. Es ist deine Entscheidung". Sagte einer der Leute.

Nach einigen weiteren Erzählungen, hatte ich ein relativ gutes Bild von dem Psychologen. Ich denke, auch Kai fühlt sich jetzt sicherer. Jedenfalls hat sich seine Körperhaltung verändert.

„Was meinst du Kai?", fragte ich ihn, als die anderen gegangen waren.

„Ich denke, ich werde es versuchen. Er scheint sehr freundlich zu sein, aber ich weiß nicht, ob ich allein mit ihm in einem Raum sein möchte", sagte er ehrlich.

„Das ist kein Problem, wenn du willst, kann ich oder jemand anderes gerne mitkommen".

Er lächelte mich leicht an: „Dann lass es uns versuchen".

Glücklich nahm ich ihn in den Arm und noch am selben Abend, riefen wir gemeinsam Dr. Braun an um einen Termin auszumachen.

Kai am Limit (Kai Havertz und Jule Brandt ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt