Kapitel 6

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Der Eingang der Schwimmhalle fiel mir ins Auge. „Hey, was macht der Rettungsdienst denn hier?“, wunderte ich mich und mein Vater folgte meinem Blick. Zwei Sanis mit vollem Equipment und die Empfangsdame liefen um das Becken. „Bei Ihnen alles ok?“, fragte der eine Sani die Menschen im vorderen Bereich. „Bei Ihnen auch?“, wandte er sich an uns und verwirrt nickten mein Vater und ich. Die Sanis verschwanden in die Umkleiden. „Was machen die denn hier?“, wiederholte ich meine Frage und strich mir über die Augen, da diese zu jucken begannen. „Vielleicht bekommen wir das ja noch mit“, murmelte mein Vater.

Ein Schrei ließ uns wenige Minuten später zusammenfahren und mit großen Augen suchte ich nach der Geräuschquelle. „Da treibt einer im Wasser!“, stieß ich aus. „Wo ist der Bademeister?“, fluchte mein Vater, stieß sich vom Beckenrand ab und schwamm zu dem anscheinend bewusstlosen Mann. Gekonnt griff mein Vater nach ihm und schwamm in Richtung Beckenausgang. Mit großen Augen und offenem Mund beobachtete ich ihn dabei. Die Sanitäter tauchten auch noch auf und halfen meinem Vater bei der Bergung des Mannes. Wieder strich ich mir über die Augen und musste leicht husten. Was war denn das für ein beißender Geruch? Mein Vater kam nach der absolvierten Rettung wieder zu mir geschwommen und strich sich ebenfalls über die Augen. „Alles ok?“, fragten wir beide gleichzeitig und nickten synchron.

Einer der Sanitäter stürmte an uns vorbei. „Kommen Sie, kommen Sie schnell nach vorne! Wir haben hier wahrscheinlich irgendeinen Ausbruch von Gas, kommen Sie.“ Mein Herzschlag beschleunigte sich und ich sah meinen Vater mit großen Augen an. „Ok, Jette. Bleib ganz ruhig. Komm, wir gehen raus aus dem Wasser und vor die Schwimmhalle. Bleib einfach nur bei mir und ruhig weiteratmen“, versuchte mein Vater mich zu beruhigen. Ich kletterte aus dem Reifen und kraulte so schnell ich konnte zur Treppe. Hastig stieg ich diese hoch und zog mir auf dem Weg nach draußen noch meine Badeschlappen an. Mein Vater legte einen Arm um meine Schulter und nahm ihn die ganze Zeit nicht mehr weg.

Am Eingang versammelten wir und die anderen Badegäste uns. Ich schlang meine Arme um mich selbst und begann zu zittern. Zum einen war es einfach noch kalt, vor allem nach dem warmen Wasser. Und zum anderen hatte ich gerade unheimlich Angst. Immer wieder strich ich mir über meine Augen. Sie juckten und tränten leicht. „Ganz ruhig, alles gut“, murmelte mein Vater und legte auch noch seinen anderen Arm um mich. Der Sani funkte mit seiner Leitstelle und in wenigen Minuten waren weitere Sanitäter und die Feuerwehr da. Ich drückte mich fester an meinen Vater, als der eine Sani was von Chlorgas und konterminiert faselte. „Schaut mal an alle, hier haben wir ein paar Decken.“ Die dazugekommenen Sanis holten ein paar eingepackte weiße Decken. „Junge Dame, hier“, sprach der eine Sani mich an. Ich löste mich leicht von meinem Vater und hielt meine Hände bereit. Der Sani warf. Ich fing die Decke, öffnete die Verpackung und legte sie mir um die Schultern. Erleichtert atmete ich aus, als es etwas wärmer wurde. Ich wartete, bis mein Vater ebenfalls eine Decke umlegen hatte und drückte mich dann wieder an ihn. Kurz musste ich husten und strich mir wieder über die Augen.

„Meine Damen und Herren. Wir haben unten auf dem Parkplatz ein Dekonterminationszelt aufgebaut. Bitte begeben Sie sich alle dort hin. Meine Kollegen werden Ihnen dann Weiteres erklären.“ Mein Vater lief mit mir im Arm sofort los und wir kamen als eine der ersten vor dem kleinen Dixi Klo-förmigen Zelt an. „Die Kleine zuerst. Die Kleine bitte zuerst“, rief ein Feuerwehrmann mit kompletter Sicherheitsausrüstung. „Pass auf. Du gehst da jetzt einfach rein und bleibst ein paar Sekunden stehen. Keine Angst, das ist nur Wasser. Wir spülen das Chlorgas ab. Dann kannst du dort hinten hingehen, dich abtrocknen und dir einen Trainingsanzug schnappen. Alles klar?“ Ich nickte und trennte mich von meinem Vater und meiner Decke. In dem Zelt rubbelte ich extra noch über meine Haare, mein Shirt und meine Beine, ehe ich aus der Dusche trat. Schnell nahm ich das Handtuch des zweiten Feuerwehrmanns entgegen und rubbelte mich trocken. Danach nahm ich mir einen der Trainingsanzüge und zog ihn in Rekordzeit an. Erleichtert legte ich mir meine Arme wieder um meinen Körper. Es war schön warm und ich war nicht mehr konterminiert.

Die ganzen restlichen Sachen überließ ich meinem Vater und versuchte nicht daran zu denken, was alles hätte schief gehen können. Nach einigen Formalitäten und einem kurzen Check-Up durften wir gehen. Meinem Vater und mir war die Lust auf einen Stadtbesuch vergangen. Stattdessen fuhren wir beide nach Hause, wo wir erst einmal duschen gingen – gut, dass wir zwei Bäder im Haus hatten. Dann machten wir uns zwei Tiefkühlpizzen, kuschelten uns auf dem Sofa zusammen und schauten irgendwelche Filme im Fernsehen.

*Inspiriert von einer Auf Streife - Die Spezialisten Folge

Der neue Freund meiner Mutter (AS FF)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora