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Tag 3: Ein Stadtbesuch

Obwohl ich gestern noch so lange wach geblieben war, war ich schon um sechs Uhr aufgewacht. Wahrscheinlich sah man das an meinen Augenringen, die großteilig dadurch entstanden waren, dass ich eine Stunde lang im Bett lag und mir in meinem Kopf jede mögliche Szene mit Nicholas und Lydia ausgemalt hatte, wütend war, enttäuscht war und absolut nicht schlafen konnte. Das heiße Wasser in meinem Gesicht half den Kummer und alle schlechten Gedanken wegzuwaschen. Vergangenheit war Vergangenheit. Ich hatte immer noch eine 0,01 prozentige Chance. Bessere Chancen als im Lotto zu gewinnen. Um sieben ging Tyler ins Bad und ich verkrümelte mich über den Balkon zu unseren Mitbewohnern. Selbstverständlich hatte das einen Grund, denn ich hatte meinen Schlüssel nicht in unserem Zimmer, sondern in deren vergessen. Hatte ihn auf den Tisch gelegt und vermutlich vergessen als ich gestern so hektisch gegangen war. Darum klopfte ich wieder an die Balkontür, doch niemand öffnete. Ich versuchte an den Jalousien vorbeizuschauen, ohne Erfolg. Ich klopfte noch einmal, dieses Mal etwas lauter. Auf einmal zog Justin die Jalousien zur Seite und öffnete die Tür.

"Sorry, ich war nackt", sagte er einfach so. Nicht dass er weniger nackt war - hatte nur eine wirklich sehr enge Unterhose an. Gestern hatte ich ihn kurz oberkörperfrei gesehen, jedoch hatte ich nicht gedacht, dass er unter der Decke nackt war. Das verlieh mir einen ganz anderen Eindruck über die Offenheit von hetero Jungs untereinander. War das normal? Für mich war es das nämlich nicht, aber wenn es das war, warum war ich dann nicht hetero, verdammt? Ich versuchte meine männlichen Gefühle zu unterdrücken und Justin nicht weiter anzuschauen.

"Ich hab meinen Schlüssel hier vergessen - gestern Abend, da hast du geschlafen", erklärte ich meine Umstände.

"Oh, na dann, geh durch, die anderen sind gerade im Bad", ergänzte er und lächelte, während er die Balkontür verschloss. Seitdem ich hier war, hatte sich erstaunlich viel verändert. Überall lag was rum, Klamotten, Gläser, Flaschen, Tüten, Kondome. Kondome? Oh Gott. Ja, vielleicht war es gut, dass ich so früh gegangen war. Auf dem Holztisch lag tatsächlich noch mein Schlüssel und ohne weitere große Aufmerksamkeit verließ ich ihr Zimmer wieder. Als ich unser Zimmer aufschloss, hörte ich das Wasser im Bad laufen. War Tyler immer noch nicht fertig? Wie lange war ich drüben? Vielleicht zehn Minuten oder Fünfzehn? Mein Aufräumwimmel hatte mich bestimmt so fünf Minuten gekostet und meine Hormone die anderen zehn. Ich zog meine Schuhe aus, die ich für diesen kurzen Raumwechsel angezogen hatte, während sich hinter mir die Badezimmertür öffnete. In diesem Moment stand ich etwas zu schnell auf und stolperte fast gegen Nicholas.

"Cole?", erschrak ich, meine Hand auf seiner nackten Brust.

"Hey...", reagierte er genauso erschrocken.

Mit einer kurzen Verzögerung zog ich meine Hand zurück. Was zum Fick machte er in unserem Zimmer? Aber viel wichtiger: Warum war er nackt in unserem Zimmer?! Er hielt ein weißes Handtuch um seine Hüfte geschlungen, seine Bauchmuskeln waren durch seine Haare etwas nass getropft. Verdammt, dieser Anblick war göttlich. Am liebsten hätte ich ihn gleich zurück in die Dusche gedrückt und die Tür hinter uns verschlossen. Ich schluckte meinen Sabber runter und blinzelte. Meine Augen weiteten sich, checkten jeden Zentimeter von ihm aus, vor allem diese definierte Hüftenregion, die brachte jeden Schwulen zum Herzrasen.

"Hast du vielleicht eine Unterhose? Ich hab meine im Zimmer vergessen. - Ah, das ist mir so peinlich, tut mir leid!", entschuldigte er sich höflich bei mir.

Natürlich konnte ich kaum antworten, versuchte etwas zu sagen, aber mein Gehirn setzte zuerst meine Beine in Bewegeung, bevor mein Kopf etwas Dummes rauslassen konnte. In meinem Koffer hatte ich selbstverständlich mehr als genug Unterhosen - Erfahrungswerte. Mein einziger Gedanke kreiste allerdings darum, ob sein Penis nicht zu groß für meine Unterwäsche war. Ich meinte seine Hüfte, dass seine Hüfte zu breit war.

"Hier, ich hoffe die passt dir", erwiderte ich freundlich und unbekümmert.

"Du rettest mir das Leben!" Cole lächelte erleichtert und verabschiedete sich im Handumdrehen ins Bad. Auch ich atmete erleichtert aus, ehe ich Tylers Blick auf meinem Nacken spürte. Er saß im Schneidersitz auf seinem Bett und blickte zu mir hinunter.

"Du hättest was sagen können!", flüsterte ich mit ernstem Blick.

"Ich wusste von nichts, er kam eben einfach vorbei und hat gefragt, ob er bei uns duschen kann. Seine Mitbewohner sind wohl komisch oder so, meinte er", flüsterte Tyler zurück.

Das war zu erwarten, Cole hatte die schlimmsten Klassenkameraden von uns erwischt. Irgendwie tat er mir leid, auf der anderen Seite hätte ich dieses unglaublich prachtvolle Bild von Cole sonst niemals gesehen. Könnte ich malen, würde ich damit alleine reich werden. Niemand könnte sich seinem Charme widersetzen!

Nervös mit dir [boyxboy]Where stories live. Discover now