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Gemeinsam waren Cole und ich nach unserer Zweisamkeit unter die Dusche gesprungen und ich half ihm sauber zu werden. Cole hatte sich vor mich gestellt, dass ich ihn von hinten umarmen und mit meinen Händen über seinen feuchten Brustkorb und mit meinem Mund um seinen Hals gleiten konnte. Ich wollte gar nicht aufhören, mit ihm zu duschen, denn eigentlich ging es hierbei gar nicht richtig darum, uns zu waschen, sondern unsere Nähe aufrecht zu erhalten. Mit ihm fühlte ich mich so geborgen, nicht mehr allein. Und das alles war wirklich gut, bis das Wasser plötzlich eisig kalt wurde. Erschrocken sprangen wir beide aus der Dusche. Vielleicht hatte unser Zimmer echt ein Problem mit der Regulierung des Wassers und letztes Mal war es gar nicht Tylers Schuld gewesen, dass ich nur das kalte Wasser abbekam...

"Jetzt haben wir das Lagerfeuer verpasst", erklärte ich Cole, der vermutlich noch gar nichts davon mitbekommen hatte.

"Was für ein Lagerfeuer?", fragte er überrascht. Wir hatten uns zusammen auf den Balkon gestellt, um den Gestank, den wir im Zimmer verursacht hatten, etwas zu entkommen. Zusammen blickten wir in den Himmel, wo der Vollmond hoch oben über dem See zwischen den dunklen Wolken hervorschaute. Unsere Arme waren auf dem Geländer des Balkons abgestüzt und obwohl wir uns noch keine Hosen übergezogen hatten, war es gar nicht so frisch wie ich erwartet hatte.
"Frau Bergold und Herr Schanzel hatten das geplant, war eine Überraschung", erzählte ich weiter und schaute nach unten auf die Anlage der Herberge.

"Was wir hier stattdessen gemacht haben, fand ich auch ganz schön", kommentierte Cole und lächelte mich an.
"Ja~", stimmte ich ihm zu und rückte wieder ein Stück näher zu ihm. Nach der Dusche glänzte seine Haut hundertmal prachtvoller. Mutig ergriff ich die Gelegenheit und gab ihm noch einen sanften Kuss. Es fühlte sich viel Befreiender an, als ich mir immer erhofft hatte. Ich konnte einfach nicht genug von ihm bekommen.

"Da hatte jemand aber Spaß!", rief uns auf einmal eine Stimme zu, die vor allem Cole ganz schön erschreckte. Das hatte ich ganz verdrängt: Niemand außer mir, Tyler und Amanda wussten von unseren Gefühlen. Vielleicht Justin noch, aber das wars. Dass Cole auch auf Männer stand, war noch ganz neu für ihn. Im Gegensatz dazu hatte ich mich schon mehrere Jahre damit auseinander gesetzt, viele dumme Sprüche abbekommen und mich geoutet. Für Cole war das eine andere Hausnummer. Mit seinen Eltern, seiner Sportkarriere und seinen Freunden. Ich machte mir wirklich Sorgen, nicht, dass der Druck, der jetzt auf ihn zu kam, zu überwältigend war. Zu unserem Glück waren es nur Tyler und Amanda, die gerade zufällig vom Lagerfeuer zurück zur Herberge liefen.

"Lässt du uns jetzt endlich raus?!", rief ich zurück. "Du hast unseren Schlüssel!" Vielleicht hatte Tyler das ja vergessen, aber er hatte den Schlüssel mitgenommen, weil er ja noch das Zimmer fegen wollte, was er ja dann nicht getan hatte. Vom Balkon zu springen, hätte auch nicht geklappt, da wir im zweiten Stock waren. Also blieb Cole und mir keine andere Wahl als hier darauf zu warten, endlich befreit zu werden.

"Das ist doch nicht die einzige Tür! Ihr steht doch direkt neben einer!", rief Tyler zurück und lief lachend mit Amanda davon. War das sein scheiß ernst? Die hässliche Balkontür war immer von der anderen Seite abgeschlossen - oder auch nicht, wie sich herausstellte, als Cole versuchte sie zu öffnen. Damit zogen wir uns wieder vollständig an und verließen unser Zimmer. Hatte Tyler dafür Frau Bergolds Schlüssel gebraucht? Um in das Zimmer der Sportler zu gelangen?

"Wir hatten also die ganze Zeit die Wahl, einfach zu gehen", merkte Cole an und hielt mir die Tür offen.

"Das ist bestimmt auf Amandas Mist gewachsen!", beschwerte ich mich bei ihm.

"Tyler hätte von vornherein gar nicht daran gedacht, uns einzuschließen, das war eigentlich schon klar, hatte mich auch schon gewundert", fügte er hinzu. Während wir zusammen zum Flur gingen, fiel mir wieder ein, dass er eigentlich Frau Bergolds Schlüssel für irgendwas haben wollte, bevor er zu Tyler und mir ins Zimmer gekommen war. Darum fragte ich ihn danach.

"Scheiße, das hab ich ja ganz vergessen!", erschrak er. Plötzlich griff er nach meiner Hand und zog mich mit sich die Treppen hinunter zur Eingangshalle der Herberge. Die Lampen waren bereits ausgeschaltet und keine Menschenseele war weit und breit zu erblicken.

"Verdammt!", klagte er. "Wir sind zu spät, tut mir leid."
Was meinte er damit? Hier war nichts Besonderes. Alles war wie immer, ein paar Pflanzen, Sessel und die Annahme gab es hier, das wars.

"Wovon redest du?", fragte ich neugierig.

"Egal, das ist eine Überraschung, das wirst du morgen sehen, wenn wir nach Hause fahren", versprach er mir.

"Okay, wenn du das sagst, Mr. Geheimnisvoll", antwortete ich gespannt und grinste ihm ins Gesicht. Er hatte noch immer meine Hand nicht losgelassen und das war ein tolles Gefühl.

"Was willst du jetzt machen?", fragte er mich. "Zurück ins Zimmer?"

Normalerweise hätte ich ja gesagt, doch ich hatte noch viel zu viel Energie von unserer gemeinsamen Zeit und irgendwie wollte ich dieses scheiß Lagerfeuer wieder ausgleichen.

"Können wir zum Steg gehen?", fragte ich hoffnungsvoll. Dabei hatte ich nicht darüber nachgedacht, was gerade mal vor zwei Tagen mit dem Kanu passiert war. "Also nur, wenn das für dich okay ist. Ich wollte nicht schwimmen gehen oder so, nur mit dir ein bisschen chillen, du weißt schon", hing ich nervös hinterher. Ich wollte nicht unbeabsichtigt mögliche schlechte Emotionen in ihm auslösen, aber das hatte ich auch gar nicht.

"Ja, warum nicht", entgegnete er und gab mir genau dieselbe Stimmung zurück, die ich selbst ausstrahlte. Ich war einfach überglücklich, wahrscheinlich grinste ich die ganze Zeit dumm wie ein Honigkuchenpferd, zumindest sagte Cole nichts dazu. Vermutlich fand er das auch noch süß!

Nervös mit dir [boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt