1: Die Yokosuka Oberschule

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POV. Giichi

Die Yokusuka Oberschule war auf den ersten Blick ein etwas bröckeliges, altes Gemäuer mit einem parkähnlichen Schulhof. An einem Nebengebäude befand sich ein großer Turm unter dessen Spitze sich eine riesige Glocke befand, die einen unfassbar lauten Klang ausstieß.
«Hey Giichi! Du solltest nicht so im Weg rumstehen!»

Giichi Tomioka,
(Nachfahre und Reinkarnation von Giyu Tomioka)

Ich wirbelte herum, doch Sae hatte mich schon am Rucksack gepackt und zog mich mit sich.
«Nicht so schnell!» rief ich und versuchte meinen Rucksack aus seinen Griff zu befreien ohne zu stolpern.
Sae war recht stark für sein Alter und dies unterschätze er oft.

Seit der Grundschule waren wir befreundet und hatten beinahe alles gemeinsam bestritten, wie zum Beispiel die Aufnahme ins Schwimmteam in der Mittelschule und der spätere Wechsel auf die Tomara-Schwimmschule gegenüber der sogenannten Sekirei-Mädchenschule mit ihren merkwürdigen Uniformen und dem trostlosen weißen Gebäude. Im Gegensatz dazu wirkte die Yokosuka fast schon märchenhaft.
Die Glocke ließ erneut einen ohrenbetäubenden Laut ertönen und ich hielt mit dir Ohren zu.
Sae rief mir etwas zu und gestikulierte wie wild in Richtung Eingang.
«Was?!» schrie ich und er verdrehte die Augen.
«Wir kommen noch zu spät, wenn du dich nicht endlich beeilst!!» zischte er mir zu und wir liefen ins Hauptgebäude.

Vor uns lag ein langer Flur und an dessen Ende eine Treppe. An den Seiten befanden sich weiße Wände und der Boden war dunkel gefliest. Über den einzelnen Türen im Gang standen die Buchstaben A - E mit jeweils einer zwei davor.
Hier sind also die Räume für den zweiten Jahrgang...
«Sae? Hast du deinen Zettel?»
Ich winkte mit meinen eigenen Zettel.
Wir müssen zu der 1 - B...
«Klar!» rief Sae und kramte seinerseits den Zettel und sein Handy aus seiner Tasche, «Ich glaube wir müssen nach oben... Masami hat mir vorhin eine Nachricht geschickt.»
Er hob das Handy und deutete auf seine letzte Nachricht.

„Wo bleibt ihr? Ihr müsst nach oben, den Gang runter und dann rechts. Beeilt euch, sonst sind die guten Plätze bald weg und irgendwann wirkt krieg ich mehr als nur komische Blicke ab, wenn ich mich weiter über drei Stühle ausbreite!!"
~ Masami, 8:12 Uhr

Sae und ich wechselten einen schnellen Blick und hasteten los.
Der Klassenraum der 1 - B war bereits voll, als wir eintrafen. Masami winkte uns von der hinteren Ecke aus zu und deutete mit Nachdruck auf die letzten beiden Plätze vor sich mitten im Gang.
«Ihr seid zu spät!» blaffte sie und warf uns einen anklagenden Blick zu.
«'tschuldige.» brummte Sae, «Giichi hat verschlafen.»
Jetzt war ich an der Reihe ihn anklagend anzusehen. Masami legte ihren Kopf schief und musterte mich.
«Du musst so langsam mal lernen deine Krawatte ordentlich zu binden.» bemerkte sie und zupfte sie zurecht.
Masami war ebenfalls auf der Schwimmschule gewesen und war dort besonders durch ihren eleganten Schwimmstil herausgestochen. Sie hatte etwas mütterliches, aber gleichzeitig auch etwas kindliches. So trug sie zum Beispiel immer einen dieser kitschigen, blauen Blumenanstecker in ihren schwarzen Haaren und bunte Socken, die nicht immer zu der jeweiligen Schuluniform passen wollten.
Die jetzige Uniform bestand aus einem grauen Pollunder über einem weißen Hemd mit roter Krawatte und einer schwarzen Hose. Das Gleiche für die Mädchen nur ohne Krawatte, sondern mit Schleife, und mit einem schwarzen Rock.

«Und du hast dir nicht einmal die Mühe gemacht!» rief sie und blickte zwischen Saes Kopf und seiner offenen Krawatte hin und her, ehe sie ihn zu sich rüber zog und sich daran machte auch seine zu richten. Sae lief leicht rosa an und versuchte sich zu befreien, doch gegen Masamis Ordnungswahn war selbst er machtlos.
«Darüber hinaus habt ihr mal wieder vergessen euch über die Ferien die Haare zu schneiden! Die sind viel zu lang!!» beschwerte sie sich weiter und zog an einer von Saes hellen fuchsfarbenen Strähnen.
«Also ich finde lange Haare würden mir ganz gut stehen.» erwiderte er und sah zu mir, «Und Giichi würde mit so einem Zopf auch mehr aus der Masse herausstechen.»

Masami murmelte etwas vor sich hin, während Sae mir dabei lachend auf die Schulter klopfte.
«So groß will ich aber gar nicht auffallen.» sagte ich verlegen und entzog mich Sae.
Ich setzte mich auf den Platz in der Mitte und kramte meine Schulsachen heraus.
«Du Spielverderber! Mit dieser Einstellung wirst du wohl kaum großen Erfolg bei den Frauen haben.»
Was meint er damit?
Sae ließ sich hinter mich auf seinen Stuhl plumpsen und reckte seinen Kopf zu Masami herum, die wie ich gerade auf ihrem Stuhl saß und mit undurchsichtiger Miene nach vorne starrte.
«Hey Masami! Wirst du dich dieses Jahr auch für den Schwimmclub eintragen? Giichi sagte er sei sich noch nicht sicher, aber wenn du mitmachst wird er sich bestimmt überreden lassen.»
Ich glaube nicht...

Das ich dieses Jahr nicht beitreten wollte lag daran, dass meine Noten nicht mal passabel waren im letzten Jahr. Nichts wollte ich lieber, als Schwimmen, doch aktuell würde ich mich sehr anstrengen müssen um mit meinen Noten nicht in Rückstand zu geraten.
Sae wird wohl trotzdem nicht aufgeben...
Masami lächelte.
«Der Schwimmclub? Ich habe mich bereits vor den Ferien erkundigt und mich heute morgen eingetragen. Warum willst du denn nicht mitmachen Giichi?»
Ich kam nicht mehr dazu ihr diese Frage zu beantworten, denn genau da kam unsere neue Lehrerin rein und stellte sich vor.

——————

«Kommst du für die Mittagspause mit nach unten?» fragte mich Masami nachdem wir den ersten Teil unseres Schultags überstanden hatten.
«Klar gerne!»
Ich sprang auf.
«Was ist mit dir Sae?» fragte ich, während dieser sich ächzend aufrichtete und sich streckte.
War der Unterricht heute so anstrengend? Oder warum wirkt er so kaputt?
«Ich werde gleich runtergehen und mir die Club-Listen ansehen. Wahrscheinlich komme ich dann nach.»
Damit schlurfte er aus dem Klassenraum und Masami und ich gingen in die entgegengesetzte Richtung zur Cafeteria. Eine riesige Schar an Schülern drängten sich um uns herum vorbei, bis wir schießlich zwischen Cafeteria und Tür stecken blieben.

Ich war groß genug, um über viele der Köpfe hinweg sehen zu können, aber ich sah keinen Weg der Schülermasse in irgendeiner Form entkommen zu können.
«Entschuldigung, darf ich bitte... Entschuldigung... Verzeihung...»
Ein Mädchen drängte sich durch die Masse und schob sich vor zur Theke. Mit einem eleganten Sprung landete sie auf einem der Tische.
Sie kommt mir irgendwie bekannt vor...
In meinem Kopf tauchte ein verschwommenes Bild auf, das ich vor einigen Jahren erlebt haben musste.
Das Mädchen hatte schwarze Haare mit lila Spitzen, die ordentlich hinten zusammengesteckt waren und große dunkle Augen.
Oh...

Sie hob ihre Hände und klatschte.
«Alle bitte einmal her hören!!» rief sie und lächelte fröhlich als Stille einkehrte, «Der Schülerrat hat beschlossen, um dieses Gedränge zu unterbinden auch draußen einen Stand aufzubauen. Die ersten beiden Jahrgänge werden hier anstehen und der dritte geht bitte nach draußen. Danke!!»
Sie sprang wieder runter und bahnte sich erneut einen Weg, diesmal nach draußen.
«Ich komme gleich wieder!» rief ich Masami zu und schob mich ebenfalls durch die Menge.

«Kato-san... wenn ich einmal älter bin... Wirst du meine Frau werden?!! Ich würde dich dann auch beschützen! Und dir Essen kochen! Mutter sagt ich wäre schon ganz gut.»
«Machen wir daraus doch ein Versprechen. Unter einer Bedingung: Eines Tages musst du größer sein... » sie kicherte, «...Tomioka-san...»

Shinju Kato,
(Reinkarnation von Shinobu Kocho)

Was macht sie hier?

Giichi und Shinju - GiyuShino Where stories live. Discover now