8: Eifersucht

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                                 Shinju POV.

Missgelaunt blickte ich über die Blätterhaufen, die die drei mehr oder weniger in ihren Händen hielten, bis mein Blick auf die ineinander verschlungenen Hände von Giichi und Nanami fiel.
Meine Wut nahm ein mir bis dato unbekanntes Ausmaß an.

«Was wird das hier, wenn es fertig ist?!» zischte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.
Wie vom Blitz getroffen löste sich Nanami und stellte sich rasch wieder auf, während ihr Blick weiterhin auf dem Stapel ruhte.
Sie will mir nicht in die Augen sehen...
War wohl besser so. Meine Eifersucht zu unterdrücken gelang mir gelinde gesagt eher mäßig. Ich wand meinen Blick von ihr ab und fixierte nun Giichi, der noch immer neben dem Stapel hockte und mich mit schief gelegten Kopf musterte. Als sich unsere Blicke kreuzten sah er schnell zur Seite und richtete sich ebenfalls wieder auf.
Was ist hier los?!
Sind er und Nanami...?! Oder mag er sie?!!

Mir fiel der Traum von der letzten Nacht wieder ein und mir wurde heiß. Diese Träume fühlten sich wirklich unfassbar real an und in diesem Traum hatte ich den Atem von Giichi, oder zumindest dem Traum-Giichi nur wenige Millimeter entfernt auf meinen Lippen gespürt. In meinem Inneren war ein Feuerwerk explodiert und ich hätte mir nicht sehnlicher gewünscht, als das seine Lippen endlich auf meine trafen, doch dann endete diese Szene abrupt und alles um mich herum wurde schwarz. Ich war nicht aufgewacht, aber an alles, was danach passiert war konnte ich mich nicht erinnern.

«Geht es dir gut, Kato-san? Du siehst so aus, als würdest du gleich umkippen.»
Masami schlich sich in mein Sichtfeld mit den restlichen Zetteln auf dem Arm.
Jetzt riss Giichi wieder seinen Kopf hoch und blickte mir sofort in die Augen, sodass mein Magen vor lauter Schmetterlingen haltlos anfing zu kribbeln. Besorgt richtete er sich auf und musterte mich.
Mein Gehirn schaltete auf Durchzug und ich genoss seine Aufmerksamkeit, genauso wie den Gedanken, dass mich doch nicht ignorierte. Jedenfalls solange, bis Masami mir auf die Schulter fasste und ich erschrocken zusammenzuckte.
Herrje! Dieser Traum hat mich anscheinend doch etwas mehr... verwirrt.

«W-Was? Nein, mir geht es ausgezeichnet! Jedenfalls...» jetzt erinnerte ich mich wieder an den eigentlichen Grund, warum ich hier stand.
Ich wollte mich mit dem Schülersprecher treffen und hatte Masami beauftragt dafür einige Zettel zu holen. Das Ganze war anscheinend jedoch schwieriger, als vermutet, jedenfalls was die Zettel anging.
«... diese Zettel sollen bitte in die Schülervertretung und waren eigentlich nicht dafür gedacht gemeinsam den Boden zu reinigen.» sagte ich und schaute dann runter zu Nanami, die sich als einzige noch nicht erhoben hatte. «Und was machst du eigentlich hier, Nanami?» fragte ich und hoffte, dass man den leicht giftigen Unterton nicht gehört hatte.

Nanami richtete sich ebenfalls wieder auf, wenn auch etwas langsamer und strich sich die Haarsträhnen ihres Ponys leicht zur Seite, ehe sie mir einen entschuldigenden Blick zu warf, den ich nicht so recht deuten konnte.
«Ich bin nur hier, weil ich dich suchen wollte. Das Organisationsteam braucht deine Hilfe bei den Vorbereitungen für das Halloweenfest.»
Oh! Das Halloweenfest...
Das hätte ich beinahe vergessen.
Wenn du sie begleitest wirst du mit ihr reden können!
«Verstehe. Kommst du mit?» ohne eine Antwort abzuwarten schob ich sie schon mit mir, «Stellt die Sachen ruhig vor die Tür, ich trage sie dann gleich rein.» fügte ich an Giichi und Masami gewandt hinzu und war kurz darauf mit Nanami um die erste Ecke gebogen.

Frag sie!!
«Nanami!»
Das war etwas lauter, als beabsichtigt...
«Ja!» Erschrocken riss sie die Augen auf und sah mich an.
«Bist du in Tomioka-san... verliebt?»
Ihre Antwort darauf war mir beinahe klar, doch ich wollte sichergehen.
«Ja, bin ich.»
Sie blieb stehen und griff nach meiner Hand. Im Gang um uns herum war nun alles still. Die meisten waren im Unterricht und die, die Ausfall hatten trafen sich meist draußen im Park oder in der Cafeteria. Alles daran machte dieses Gespräch um einiges heikler.
Ich mochte solche Gespräche noch nie, aber mittlerweile sah ich das, was ich wirklich wollte klar vor mir und war ebenso bereit dafür zu kämpfen, auch wenn es gegen eine gute Freundin sein würde.

«Ich auch.»

Meine Stimme war kaum mehr ein Flüstern.
«Das weiß ich doch.»
Nanami kicherte und umklammerte nun auch mit ihrer anderen Hand die meine.
«Es ist natürlich nicht schön, wenn man als Freundinnen auf den selben Jungen steht, aber ich bin bereit ihn aufzugeben, wenn er dich auch lieben sollte.»
«Aber Na-»
«Kein ‚Aber'!» unterbrach sie mich und löste sich von mir. «Gerade... als ich seine Hand gehalten haben hat sich das schöner angefühlt, als das beste Erdbeereis im Sommer, aber so wie er dich danach angesehen hat, wurde mir klar, dass ich nie eine Chance haben würde. Ich weiß nicht genau, aber es ist fast, als wärt ihr beide mit einem unsichtbaren Band verknüpft, dass sich einfach nicht trennen lässt! Immer wenn ihr euch seht wird es fester.»
Jetzt lächelte sie, doch ihre Augen schimmerten.
«Oh, Nanami!»
Ich zog sie zu mir ran und drückte sie fest an mich.
Sie ist deine Freundin... wegen dir sollte sie nicht zu leiden haben, aber dennoch warum fühlt es sich, wie eine Befreiung an?

——————

Im Chorus eines «Danke Kato-sama!!» verließ ich den Raum des Organisationsteam und versuchte nicht daran zu denken, wie sinnlos das gerade eigentlich war. Für das Gespräch mit Nanami - das mir immer noch im Magen lag - war ich dankbar, aber mich einfach zu dem Orga-Team zu schleifen nur um zu bestätigen, dass die Farben der Festtagsgirlande auch wirklich den Interessen des Schülerrates entsprechen, war mir der Aufwand dessen doch etwas... dumm.
Seufzend näherte ich mich dem Raum das Schülerrats und kramte nach dem Schlüssel.

«Kato-san?»
Vor Schreck ließ ich den Schlüssel fallen.
Giichi!!
Der Traum und Nanami gingen mir nun gleichsam durch den Kopf, während wir beide abtauchten und nach dem Schlüssel griffen.
«Erdbeereis im Sommer trifft es wohl ganz gut...» murmelte ich.
«Hm?» fragend legte er den Kopf schief.
Ich merkte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss und ließ schnell seine Hand los, gemeinsam mit dem Schlüssel, und stand auf. Giichi erhob sich ebenfalls wieder und reichte ihn mir, noch immer fragend.
«Ähm danke sehr, Tomioka-san. Möchtest du etwas?»

Jetzt war er es, der sich verlegen am Hinterkopf kratzte, was seine Haare noch strubbeliger aussehen ließ, als sie ohne schon waren.
«Das könnte jetzt vielleicht etwas komisch klingen, aber ich habe da so ein Gefühl, dem ich nachgehen wollte.»
Gefühl?! Was für eins?!!

«Hast du auch seltsam, realistische Träume, oder Deja-vus aus der Vergangenheit?»

Was?







Danke an alle, die weiterhin diese Geschichte verfolgen!

Giichi und Shinju - GiyuShino Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt