Als Ginny und Harry eine schlaflose Nacht hatten (Lily)

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Juni 2008

Ein Blick auf seinen Wecker verriet ihm, dass es noch mitten in der Nacht war. Ein Blick nach rechts verriet ihm, dass auch Ginny wach war. Ein Blick etwas weiter nach rechts ließ ihn realisieren, dass es seine drei Tage alte Tochter war, die beide aufgeweckt hatte.

Sie hatten gedacht, James wäre ein schlechter Schläfer gewesen, aber er war kein Vergleich zu seiner (erst drei Tage alten) kleinen Schwester. Ginny und Harry waren beide die letzten paar Monate Luxus gewöhnt. James hatte endlich angefangen durchzuschlafen und Albus war schon immer ein guter Schläfer. Das bedeutet, dass sie – bis auf ein paar Nächte gegen Ende von Ginnys Schwangerschaft als alles unbequemer und anstrengender wurde – sehr entspannte, ununterbrochene Nächte erlebt hatten. Doch damit war jetzt Schluss.

Das allein reichte jedoch nicht. Wäre Lily wenigsten so leicht zufrieden zu stellen wie James es damals war. Bei ihm reichte es, wenn man seine volle Windel wechselte, ihn kurz auf den Arm nahm oder ihn fütterte. Oder alles drei. Doch Lily brauchte allein ewig bis sie endlich Mal anfing zu essen.

„Komm Lily-Maus, bitte fang endlich an zu essen, damit Mummy wieder schlafen kann", hörte er Ginnys leise Stimme und ein Blick zur Seite verriet ihm, dass sie Lily bereits im Arm hielt und versuchte sie zu stillen. Doch ihre Tochter hörte nicht auf zu schreien. „Ich weiß du bist müde und hast Hunger also bitte iss jetzt auch. Mummy und Daddy sind auch müde und wollen weiter schlafen. Du würdest die ganze Sache etwas einfacher machen, wenn du jetzt essen würdest."

Harry lehnte sich an das Kopfteil des Bettes und rutschte näher an seine Frau heran. Einen Arm legte er um sie und die Hand seines anderen Arms, auf den Rücken seiner Tochter und strich ihr beruhigend darüber. „Lils, Mummy will schlafen. Iss wenigstens und dann kannst du mich weiter terrorisieren. Von mit aus können wir auch ein bisschen durch das Haus gehen, aber bitte, tu Mummy und mir den Gefallen."

Mit einem Finger versuchte Ginny vorsichtig Lilys Kopf in die richtige Position zu drehen, doch Lily drehte ihn immer wieder weg.

Harry seufzte. „Vielleicht hat sie einfach keinen Hunger", schlug er vor, doch Ginny schüttelte leicht verzweifelt den Kopf.

„Sie muss Hunger haben, Harry. Wir haben Lily gewickelt, sie rumgetragen, nochmal gewickelt und wieder rumgetragen. Nur getrunken hat sie noch nicht."

Es dauerte noch einige Minuten, bis Lily endlich nachgab und Ginny sie stillen konnte. Harry blieb währenddessen die ganze Zeit wach und beobachtete seine liebsten Frauen in seinem Leben. Trotz der Müdigkeit war ein glückliches Lächeln auf seinem Gesicht.

Eine halbe Stunde später glitten alle drei glücklich und zufrieden wieder zurück in den Schlaf. Doch für Harry blieb es nicht lange so, denn etwas hatte ihn schon wieder aufgeweckt. Diesmal war es nicht seine Tochter, sondern sein fast fünf Jahre alter Sohn, der auf Harrys Seite des Bettes stand und seinen Vater mit einem Finger antippte.

Harry öffnete langsam seine Augen und erblickte James. „Was gibt es, Jamie?", fragte er gähnend und so leise, dass er Ginny nicht weckte.

„Ich hatte einen Albtraum", sagte James leise und rieb sich über die verschlafenen Augen. „Kann ich bei Mummy und dir schlafen?"

Sein Vater seufzte. Er hätte am liebsten nein gesagt, weil sie schon genügend unterbrochenen Schlaf hatten, da brauchten sie nicht noch von James' Armen und Beinen geweckt werden, mit denen er im Schlaf wie wild um sich schlug. Doch wie konnte er seinem Sohn – der Ginnys Augen und damit auch ihren Hundeblick hatte, dem er nicht widerstehen konnte – den Wunsch ausschlagen.

„Okay, Jamie." Dann überlegte er kurz. „Aber du kannst nicht zwischen Mummy und mir schlafen sondern hier auf meiner Seite." Er rutschte weiter nach hinten zu Ginny und klopfte auf die Matratze vor sich, zwischen ihm und seinem Nachtisch Schrank.

„Warum?", fragte James leise, gehorchte aber seinem Vater und legte sich neben ihn.

Harry zog seinen Sohn näher an sich und deckte ihn mit seiner Decke zu. „Weil Mummy vor drei Tagen ein Baby bekommen hat und sie noch Aua am Bauch hat und müde ist, weil Lily in der Nacht oft wach wird", erklärte er ihm geduldig. „Und wenn du dich so viel im Schlaf bewegst, dann könntest du Mummy noch mehr Aua machen oder sie wie Lily aufwecken."

„Wir können Lily auch in den Müll werfen", schlug James vor und kuschelte sich weiter an seinen Vater.

Fast hätte Harry laut losgelacht, machte sich aber eine mentale Erinnerung, dass er am besten einen Kindersicherungs Zauber auf alle Mülleimer im Haus legte. „Nein, wir werfen Lily nicht in den Müll. Und jetzt schlaf ein bisschen, Daddy ist auch müde."

„Okay", erwiderte der kleine Junge und gähnte.

Die nächsten paar Stunden bewies James, warum es besser war, dass er nicht direkt neben seiner Mutter schlief. Nicht selten hatte Harry in der Nacht ein Bein oder ein Arm an sein Gesicht, seinen Bauch oder sein Bein bekommen.

Ein paar Stunden später als langsam die Sonne aufging, wachte er von einem leisen Wimmern auf. Blinzend öffnete er seine Augen und schaute zum Fenster, vor dem er seine Frau erblickte. Ginny schritt langsam vor dem Fenster auf und ab, während sie Lily in ihrem Armen wippte.

„Shhh", versuchte sie ihre Tochter zu beruhigen.

Langsam wurde Harry wacher und nahm wahr, dass etwas auf ihm lag und ihn weiter in die Matratze drückte. Er hob seinen Kopf und erblickte den zweijährigen Albus, der auf seiner Brust lag. Harry konnte spüren, wie sich Albus' kleine Brust langsam hob und wieder senkte. Schon seitdem er ein Baby war, gab Albus (Harrys und Ginnys Meinung nach) sehr viel Körperhitze für einen so kleinen Menschen ab. Auch das bekam Harry langsam zu spüren, dem unglaublich warm wurde, was nicht wirklich am Juni-Wetter lag.

Er schaute nach links und merkte, dass James nicht mehr dort lag, sondern sich im Schlaf über seinen Vater geworfen und doch zwischen seinen Eltern geschlafen habe.

Harry drehte seinen Kopf wieder zu seiner Frau. „Hey", sagte er leise und schenkte ihr ein Lächeln.

„Hey." Sie erwiderte sein Lächeln. „Du bist über Nacht wohl ein paar Kilo schwerer geworden", bemerkte sie amüsiert und deutete mit einem Kopfnicken auf Albus.

„Wann ist Al zu uns ins Zimmer gekommen?"

„Genau weiß ich es nicht. Ich habe ihn auch erst bemerkt als ich vor zehn Minuten wach geworden bin", antwortete sie und setzte sich auf den Sessel, der in der Ecke ihres und Harrys Schlafzimmer stand.

Harry runzelte die Stirn. „Ich habe Lily heute seitdem James zu uns gekommen ist gar nicht mehr gehört."

„Das liegt daran, dass sie sich seitdem auch nicht mehr gemeldet hat. Erst jetzt, nachdem ich schon wach war, wurde sie unruhig. Ich bin eben durch einen kleinen Fuß wach geworden, der mich in meinen Oberschenkel getreten hat." Ginny blickte vielsagend zu James. „Ich bin froh, dass Jamie mich nicht in meinen Bauch getreten hat."

Harry beobachtete, wie seine Frau Lily zum stillen anlegte und ihr beruhigend über den Kopf strich. „Eigentlich lag er erst auch nur neben mir, aber du weißt, wie unser Sohn ist, wenn er schläft. Ich könnte schwören, er tritt schlimmer als ein wildgewordener Hippogreif."

Sie schmunzelte. „Willst du dich nochmal schlafen legen?"

„Willst du dich nochmal schlafen legen?", stellte er die Gegenfrage.

„Nein", sagte Ginny kopfschüttelnd. „Ich hatte jetzt vier Stunden Schlaf am Stück, was echt Luxus ist. Ich gehe lieber runter ins Wohnzimmer und ruhe mich noch ein bisschen aus. Al gibt wieder viel zu viel Körperwärme ab."

Ihr Mann lächelte amüsiert. „Hast du was dagegen, wenn ich mich dir anschließe?"

„Nicht im Geringsten. Du musst es nur irgendwie schaffen Al von dir zu bekommen, ohne ihn aufzuwecken."

FOREVER (until the end) - Missing MomentsWhere stories live. Discover now