Als Harry Ginny von seinen Gedanken nach Albus' Geburt erzählte

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Januar 2006

Der Trubel war größtenteils vorbei und zurück blieb die Stille des Krankenhauszimmers. Von draußen gelangten keine Geräusche in das Zimmer, da die Fenster fest verschlossen waren, um der Januar Kälte zu entgehen. Das einzige Geräusch, welches sie momentan wahrnahmen, war das gleichmäßige, leise Atmen des Babys, das neben seiner Mum im Bett lag und friedlich schlief.

Es war ungewöhnlich, dass seine Mum es ihm nicht gleichtat, wenn man bedachte, was an dem Tag zuvor alles geschehen war. Stattdessen lag sie auf ihrer Seite und beobachtete wie sich Albus' kleine Brust hob und wieder senkte, während sie ihm ab und zu über sein rabenschwarzes Haar strich. Harry wiederum beobachtete seine Frau eindringlich. Er schien jede Bewegung von ihr genau zu verfolgen.

„Was?"

Sie hatte bemerkt, wie er sie angeschaut hatte. Natürlich hatte sie das; sie war eben Ginny.

Harry räusperte sich. „Was meinst du?"

„Was schaust du mich so an als würde ich jeden Moment verschwinden?", fragte Ginny vorsichtig und schaute zu ihm auf. Ihr Blick glitt dann wieder schnell nach unten auf ihr Baby, setzte sich selbst etwas auf und hob Albus langsam hoch, ehe sie ihn in das Bettchen neben ihrem Bett legte. Mit einer Hand klopfte sie auf den nun frei gewordenen Platz neben sich.

Langsam ging Harry auf sie zu und ließ sich auf das Bett sinken. Sobald er seine Beine hochgelegt hatte, legte er seinen Kopf auf Ginnys Schulter, die anfing ihm durch die Haare zu streichen.

„Ich dachte du würdest sterben", sagte er dann so leise, dass sie es um ein Haar nicht verstanden hätte. Er räusperte sich erneut. „Für einen Moment – nein, nicht nur für einen Moment. Für Stunden dachte ich, dass du sterben würdest." Seine Stimme brach. „Dass Al nie seine Mum wirklich kennenlernen würde. Dass Jamie seine Mum nie wieder sieht. Dass ich die beiden alleine großziehen muss-"

Ginny umfasste mit einer Hand seine Wange und spürte, wie ihm Tränen dort hinunterliefen. Sie sagte jedoch nichts.

„Ich war so glücklich als Al da war, ich habe mich so darauf gefreut ihn das erste Mal zu halten, die ersten Stunden mit ihm zu verbringen. Und dann kurze Zeit später wurde alles weggerissen. Al wurde von dir gerissen und mir hektisch übergeben; ich habe einen Moment gebraucht, um mitzubekommen, dass ich gerade unser Baby zum ersten Mal halte. Dann haben sie dich weggebracht und überall, wo ich hingeschaut habe, habe ich nur Blut gesehen; an Al war noch etwas Blut, an den Händen und Kitteln der Heiler, die noch im Raum waren und auf dem Boden. Ich war dabei ein Albus' ersten Stunden, ich war dabei als er das erste Mal untersucht wurde, als ich ihn das erste Mal gehalten habe, als ich ihn das erste Mal gewickelt habe. Ich war dabei, aber nicht anwesend." Harry atmete stockend aus.

Derweil versuchte Ginny sich zusammenzureißen. Würde sie es zulassen, wäre es nicht schwer für sie auch in Tränen auszubrechen. Aber sie wollte Harry zuhören, wollte wissen, wie er sich gefühlt hat. Das war schon seit Jahren der Grund, warum sie mit ihren Problemen relativ gut umgehen konnten und ihre Ehe nicht darunter zerbrach; Offen sein und zuhören.

Nach einer Weile fuhr Harry fort: „Für ein paar Stunden konnte niemand mir sagen, was mit dir ist weder was passiert ist noch ob du es überstehen wirst. Das Einzige, was mich vor dem durchdrehen bewahrt hat, war Al und sein Herzschlag, den ich spüren konnte als er auf meiner Brust lag. Unser Baby hat mir so viel Kraft gegeben und trotzdem waren die schlimmsten Szenarien in meinem Kopf präsent. Ich habe mich schon auf deiner Beerdigung gesehen. Ich habe mich gesehen, wie ich Jamie erklären muss, dass seine Mummy nicht mehr nach Hause kommt; verdammt, in meinem Kopf hat sich sogar das Szenario abgespielt, dass Jamie seinen kleinen Bruder hasst, weil er ihm die Schuld dafür gibt. Aber dann-"

„Dann kam die Entwarnung", vervollständigte Ginny.

„Dann kam die Entwarnung", bestätigte Harry und wischte sich die Tränen weg. „Aber ich konnte erst wieder ruhig atmen als sie dich zurück ins Zimmer geschoben haben. Und ich wusste erst, dass alles wieder gut wird als du aufgewacht bist." Er machte eine Pause. „Ich hatte so eine scheiß Angst um dich, Gin. Du bist die Liebe meines Lebens und wärst du gestern gestorben... ich glaube nicht, dass ich je wieder glücklich geworden wäre."

Ginnys Unterlippe bebte. „Oh, Harry!"

„Bleib bei mir, Gin." Weitere Tränen rannen Harrys Wangen herunter. Auch Ginny konnte sich jetzt nicht mehr zusammenreißen. „Versprich mir, dass du immer bei mir bleiben wirst und wir irgendwann zusammen gehen."

„Ich verspreche es, Harry!"

FOREVER (until the end) - Missing MomentsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt