「Abschiedstanz」

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Die Wohnung ist klein und überschaubar - natürlich ganz anders als meine.
Mary agiert fast automatisch, wirkt in sich gekehrt und ruhig als sie mir eine Flasche Wasser hinstellt.

"Falls du...", murmelt sie.

"Danke."

Sie mimt die Starke, daß erkenne ich. Ich sehe mich gerade selbst in ihr, der kleine Junge der nach außen hin stark geblieben ist um der Welt da draußen keine weitere unnötige Angriffsfläche zu bieten. Aber innerlich total zerrissen.

"Ich gehe kurz,... Also...", flüstert sie und weicht meinen Blicken aus, verschwindet dann durch eine Tür und gibt mir so genügend Zeit mich umzusehen.
Absolut nichts in ihrer Wohnung ist darauf ausgelegt im Notfall zu reagieren : Keine Sicherheitsanlage, keine Kameras. Nicht einmal ein extra Türschloss. Ein Paradies für jeden, der hier einbrechen oder ihr sogar ans Leder will.

Ich inspiziere gerade die Fenster, als ich etwas höre. Etwas, das vorher nicht da war. Das Geräusch wird leiser, doch ich kann es noch hören.

Sie weint.

Jetzt stehe ich direkt vor der Tür, die sie vor mir abschirmt... Und ich habe keine Gott verdammte Ahnung was ich tun soll. Ich bin noch nie in einer solchen Situation gewesen und habe in diesen zwischenmenschlichen Dingen keine Erfahrung.

Eine Weile höre ich einfach nur zu, doch als ihr weinen nicht verebbt hebe ich die Hand. Ich klopfe an die Tür.

"Mary?"

Keine Reaktion. Ich wiederhole das klopfen. Wieder nichts. Genervt schließe ich die Augen und greife nach dem Griff. Die Tür ist unverschlossen.

Auf dem Boden zusammen gekauert und das Gesicht auf ihren Knien liegend finde ich sie vor. Was zum Teufel mache ich überhaupt hier?

Ich gehe neben ihr in die Hocke und überlege was ich sagen soll. Ich glaube das es nichts gibt was ich hier tun kann um an ihrer Haltung etwas zu ändern.

"Mary!", rufe ich. Langsam hebt sie den Kopf. "Steh auf. Na los."

Sie tut zwar was ich sage, sieht mich aber trotzdem nicht an. Vielleicht ist es besser so... Ich sollte gehen, sobald sie etwas entspannter ist.
Sie folgt mir zurück ins Wohnzimmer und setzt sich hin.

Ich schnaube als ich ihre Haltung sehe. "Was?", schnauze ich. "Was ist dein Problem? Es ist alles gut gegangen. Er wird ins Gefängnis wandern und du,... Du bist am wohlbehalten und unversehrt zuhause."

Jetzt trifft ihr Blick mein Gesicht. "Denkst du das ist alles? Mir ist ja nichts passiert und ich kanns vergessen? Schnee von gestern, oder so?"

Sie steht auf und kommt auf mich zu... Doch ich, die Mauer, der Eisblock, bleibe mit verschränkten Armen stehen.

"Du hast ja keine Ahnung wie sich das angefühlt hat! Was für eine Angst ich hatte! Und plötzlich tauchst du aus dem Nichts auf und tust so als sei alles gut? Weißt du was ich glaube... Ich glaube du steckst da mit drin... Warum? Was willst du!? Willst du mir das Leben zur Hölle machen? Oder das ich auf Knien vor dir rum rutsche und dich anbete weil du mich da raus geholt hast?", schreit sie plötzlich.

Ich kanns echt nicht fassen was sie da von sich gibt. Das sie mir unterstellt ich hätte daran irgend eine Beteiligung, nur um ihr eins auszuwischen. Ich winke ab und wende mich zur Tür, denn nach allem was war muss ich mir diesen scheiß von ihr nicht anhören.

"Ja, lauf weg. So wie du es schon immer getan hast. Du bist ein Feigling, Dylan. Ein elender Feigling."

Meine Wut brodelt wild, aber ich zügele mich,... Zumindest bis zu dem Moment als sie beginnt, Gegenstände nach mir zu werfen. Ich weiche aus als die Flasche Wasser an meinem Kopf vorbei schießt.

DylanTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang