FREMDE GEDANKEN

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Als Herr und Frau Brown früh morgens an einem Sonntag in ein Hotel am Lake Louise eincheckten baten sie den sehr zuvorkommenden Herrn hinter der Theke um einen Lageplan, welchen sie später noch brauchen würden, um sich eine schöne Wanderroute auszusuchen.

Der junge Mann gab ihnen ein Prospekt in dem sich neben einem Plan noch einige andere Informationen, wie die zur Gründung des Parks oder den bedrohten Tier- und Pflanzenarten befanden.

Von letzterem war besonders Herr Brown fasziniert, hatte er doch bis vor kurzem noch an einer kleinen Schule in Black Diamond Biologie und Pflanzenkunde unterrichtet. Inzwischen hatte er allerdings gekündigt, damit er und seine Frau in ruhe durch die wunderschönen Nationalparks Kanadas würden wandern können.

Von der nicht enden wollenden Faszination ihres Mannes genervt riss Frau Brown ihm das Prospekt aus der Hand und schlug es auf, um sich die Karte genauer ansehen zu können.

Der Park war groß und um ihn herum führte ein langer Wanderweg, der sich an einigen Stellen abzweigte und zu weiteren schönen Orten um den See herum führte.

„Was ist das den, Schatz?", Herr Brown – der sich trotz seiner Sehschwäche strikt weigerte eine Brille zu tragen – deutete auf eine mit Hand geschriebene Notiz.

Frau Brown runzelte die Stirn und hielt sich den Plan noch etwas näher vors Gesicht.

„Oh, nichts besonderes, Liebling.", antwortete sie ihm mit ihrer immer etwas zittrig klingenden Stimme. „Jemand hat dort nur einen Teil des Ufers eingekreist und etwas darüber geschrieben. Es ist aber sehr krakelig, meine Güte, das muss ein schlampiger Junge gewesen sein, der das geschrieben hat.", merkte sie an.

Über dem eingekreisten Uferstück befand sich ein Pfeil und darüber stand:

ein schöner ort zum existieren

„Ach, Schatz, bestimmt ist das ein Tipp des jungen Herrn, der uns das Prospekt gegeben hat.", überlegte Herr Brown. „Lass uns dort hingehen und ein kleines Picknick an dem Ufer machen. Das würde dir doch mit Sicherheit auch gefallen, oder nicht, meine Liebste?", fragte er und nur wenig später saß das alte Ehepaar am Ufer des Sees, dort wo der nette Herr von der Rezeption ihnen geschrieben hatte, dass es sehr schön sei. Und das war es.

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