Teenage Years

FREMDE GEDANKEN

Einige Wochen später.

Seitdem das Mädchen und der Junge Freitag Nacht hier gewesen waren, waren viele weitere Gäste gekommen und gegangen. Und viele hatten an genau dem gleichen hässlich grauen Tisch in der hinteren Ecke des Diners gesessen.

Sie wusste genau, warum so viele Leute sich dort hinsetzten: man hatte seine Ruhe, wurde nicht beim Essen beobachtet und hatte zusätzlich sogar noch eine halbwegs schöne Sicht aus dem Fenster und – falls einem diese nicht gefiel – gab es immer noch die grüne Plastikpflanze, die direkt neben dem Tisch stand und einstaubte.

Doch etwas hatte sich seit Freitag verändert: Der Tisch. Sie wusste nicht, wie oder warum, aber irgendwie hatten sich die Kritzeleien dort vermehrt. Und zwar nur dort.

All die einsamen Menschen, die dort saßen, aus dem Fenster starrten und gelangweilt auf ihrem Essen herumkauten hatten angefangen, selbst Nachrichten darunter zu schreiben und auch wenn einige davon nie wieder kommen und hier essen würden hatten sie dennoch Ermutigungen für die anderen oder eigene Träume und Wünsche hinterlassen. Es war wie eine kleine Geschichte. Die beiden Jugendlichen hatten sie angefangen und jetzt schrieb sie sich von selbst weiter.

Immer wenn sie wieder zur Arbeit ging, oder nach einer Pause wieder ins Diner kam ging sie einmal an dem Tisch vorbei und las die neuen Nachrichten. Das machte sie glücklich, denn auch, wenn keine dieser Zeilen von ihr stammten fühlte sie sich dennoch mit eingebunden, denn sie hatte die Kritzeleien nicht weggewischt. Sie hatte das Gekrackel dort stehen lassen, damit es nicht in Vergessenheit geriet.

Doch heute war ein besonderer Tag. Heute hatte sie einen Kugelschreiber dabei und wenn ihre Schicht beendet wäre würde sie in die hintere Ecke des Restaurants gehen und selbst etwas auf den Tisch schreiben. Einen Wunsch.

Wenn ich genug Geld zusammen gespart habe werde ich an eine Hochschule für Film gehen und dort lernen, wie man Regisseurin wird.

Und dann würde sie alles daran setzten, diesen Traum in die Wirklichkeit umzusetzen. Sie wusste, dass es nicht einfach werden würde und ihre Chancen gering standen, aber irgendwas an diesem Tisch war besonders und wenn sie nur fest genug daran glaubte würde ihr Wunsch eines Tages vielleicht doch Wahrheit werden.