22| »Konsequenzen«

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Erleichtert gebe ich den kleinen Jungen in die Obhut der Sanitäter und denke ehrlich gesagt kurz darüber nach, im Rettungswagen mitzufahren um bei dem Kleinen zu bleiben, bis seine Eltern oder irgendein verantwortlicher Erwachsener auftaucht, ich entschließe mich jedoch dagegen. Ich bin schließlich niemanden eine Hilfe, da ich genauso wenig wie jeder andere aus dem Park über den Jungen weiß. Ich entferne mich also mit ein wenig wackeligen Knien von der schaulustigen Menge und gehe zu meinem Sitzplatz von vorhin, wo noch mein Handy liegen sollte. Bei dem Glück, welches ich heute gehabt habe, ich sage nur gestohlener Rucksack und Reanimation eines Kindes, bin ich mehr als froh, dass dieses noch an Ort und Stelle ist.

Als ich mich wieder hinsetze, lässt das Adrenalin langsam nach und ich fange zu zittern an, da mir klar wird, dass diese ganze Situation auch hätte anders ausgehen können. Ich sitze also im Schatten einer Palme und lasse die Geschehnisse der letzten Minuten auf mich wirken, als ich mehrere Polizeisirenen in der Ferne wahrnehme, welche mit der Zeit immer lauter werden. Verwundert sehe ich nacheinander sicher um die zehn Polizeiautos mit hoher Geschwindigkeit auf den Parkplatz des Beach Parks einbiegen und mit quietschenden Reifen zum Stehen kommen. Der Krankenwagen mit dem Jungen darin steht nach wie vor an derselben Stelle, dieser wird anscheinend immer noch versorgt. Mehr als zwanzig Polizisten strömen aus den Autos, die meisten von ihnen verteilen sich im Gelände und die restlichen nehmen Kurs auf den Rettungswagen und sprechen mit den Sanitätern. Mich stört der große Auflauf ziemlich, deshalb stehe ich langsam auf, lasse mein Handy in die Hosentasche gleiten und mache mich daran, den Park zu verlassen. Für heute habe ich Aufregung genug gehabt und möchte eigentlich nur noch in Ruhe die Abendstimmung genießen. Kurz bevor ich am Gehweg ankomme, höre ich laute Rufe und blicke automatisch in die Richtung, aus der sie kommen.

Ein junger Polizist, vielleicht zwei Jahre älter als ich, läuft mir nach. Verwundert bleibe ich stehen und warte auf ihn, denn er scheint irgendetwas von mir zu wollen. Er scheint gut trainiert zu sein, denn er atmet ganz normal als er bei mir ankommt, was bei der Entfernung eine recht passable Leistung ist.

„Hey, sind Sie diejenige, die dem kleinen Jungen das Leben gerettet hat?", fragt er äußerst höflich und mit einem bewundernden Unterton in der Stimme. „Ja genau. Um was geht es denn? Ich habe gerade gehen gewollt", sage ich.

„Nun, das kann ich Ihnen leider nicht hier erzählen, kommen Sie bitte mit?", sagt er mit einem bedauernden Lächeln. „Warum soll ich mitkommen? Ich habe nichts verbrochen!", rufe ich ein wenig lauter, denn ich bin nur noch müde und möchte von dem Ganzen hier nichts mehr wissen. Er sieht mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an: „Ich kann mich nur wiederholen: Das Honolulu Police Department Waikiki Station muss in einer wirklich dringenden Angelegenheit mit Ihnen sprechen. Aus diesem Grund bitte ich Sie, mitzukommen. Wir wollen Ihnen nichts Böses, okay?"

Ich gebe mich geschlagen und nicke, woraufhin er erleichtert grinst und gemeinsam gehen wir zu einem der Polizeiautos, er öffnet die Beifahrertüre für mich und schließt diese, nachdem ich eingestiegen bin. Danach umrundet er das Auto und setzt sich neben mich ans Steuer. Sein Funkgerät rauscht und zwischendurch höre ich ein paar hawaiianische Wörter. Er antwortet und daraufhin setzt sich der Krankenwagen in Bewegung und biegt auf den Kalaniana'ole Highway ein. Der Polizist startet das Auto und folgt dem Krankenwagen, was ich ziemlich komisch finde, aber was solls, heute wundert mich eigentlich gar nichts mehr.

„Ich heiße übrigens Liko Akana, es tut mir wirklich sehr leid, dass ich dich aufhalte, aber ein Gespräch mit dir ist nun mal von höchster Priorität für uns", sagt der Cop. Ich schaue in prüfend von der Seite an: „Na ja, ist schon... okay. Ich heiße Aislynn MacKenna, aber wahrscheinlich weißt du das längst."

Er schüttelt den Kopf: „Nein, ich weiß es tatsächlich nicht. Wir konnten deine Personaldaten noch nicht ermitteln. Aislynn also... ist ein richtig schöner Name. Du kommst aus Irland? Oder hat Schottland diese Art der Nachnamen?". Letzteres sagt er eher zu sich selbst und weil er beim Nachdenken richtig süß aussieht, bin ich so freundlich und erlöse ihn von seiner Unwissenheit: „Ich komme aus Irland, genauer gesagt aus Killimor. Du kommst von hier?".

Er grinst und weicht einem Radfahrer aus, bevor er mir antwortet: „Ja, ich bin hier geboren, meine Eltern sind jedoch vor meiner Geburt von Chile hierhergezogen." Ich schaue ihn erstaunt an: „Chile, mhm? Wow, ist ja gar kein Unterschied zu Hawaii, oder?". „Schon", sagt er, „ sie haben aber immer gesagt, dass ihnen die Umstellung relativ leicht gefallen ist. Aber sag mal, bist du überhaupt nicht neugierig, warum nicht nur das Department sondern auch das FBI dich befragen will?". Ich reiße die Augen auf und blicke Liko an: „Das...das FBI wie in „Federal Bureau of Investigation" will MICH befragen?!". Was zur Hölle läuft hier nur verkehrt, denke ich mir und versuche, meinen in die Höhe geschnellten Puls unter Kontrolle zu bringen.

Liko neben mir sagt die restliche Fahrt, welche ungefähr fünf Minuten gedauert hat, gar nichts mehr sondern blickt angestrengt auf die Straße, als ob gleich ein Grizzlybär dort auftauchen würde. Als wir im Department ankommen, stehen bereits einige Polizeiautos und auch ein FBI-Truck davor. Der Cop neben mir sieht mich vor dem Aussteigen aufmunternd an und steigt danach mit mir zeitgleich aus dem Auto. Wir werden bereits von einem FBI-Agenten erwartet, dieser winkt Liko zu sich und die beiden sprechen kurz miteinander, bevor der Agent auf mich zu kommt und auf eine Türe hinter mir deutet. Auf dieser steht in großen Lettern „Verhörraum - Zutritt nur mit Befugnis" und ich muss schlucken. Ist das die Belohnung dafür, dass ich einem Kind das Leben gerettet habe? In einen Verhörraum geschliffen zu werden, obwohl man für den heutigen Abend eigentlich etwas ganz anderes vorgehabt hat?

Liko steht mittlerweile wieder neben mir und beugt sich vor, um die Türe für mich zu öffnen. Dabei flüstert er unauffällig: „Sei einfach ehrlich und erzähle genau, was passiert ist, okay?". Ich nicke und betrete den gleißend hellen Raum.

Meine Augen müssen sich erst an das grelle Licht gewöhnen und somit sehe ich zuerst nur die Schemen des Agents, welcher mich „verhören" wird. Ein paar Sekunden später werden meine Augen noch größer als sie ohnehin schon sind, denn vor mir steht eine Person, mit der ich am allerwenigsten gerechnet hätte.

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Tja, wer das wohl ist.... Any guesses?

Ich habe beschlossen, dass alle noch kommenden Kapitel länger sein werden, da ich nun mehr Zeit zum Schreiben aufwenden kann. Was sind eure Gedanken dazu?

Längere Kapitel =>
Gleiche Länge wie sonst auch =>

Zur besseren Imagination habe ich übrigens auf Pinterest ein Foto vom Kawaikui Beach Park gepinnt - Schaut gerne dort vorbei, den Link findet ihr hier auf meinem Profil...

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