Let me know

35 6 1
                                    

Ein schrilles Piepen schneidet durch die unendliche Leere, die in Yoongis geschundener Seele zurück geblieben ist. Ein stechender Schmerz fährt durch sein Bein und mit einem Schlag erinnert er sich. Wie er gesprungen ist, hinab gefallen und eingetaucht ist, in die unendliche Schwärze, dann setzt seine Erinnerung komplett aus. Er hat Angst die Augen zu öffnen. Es wäre die Gewissheit, noch am Leben zu sein. Und er darf nicht am Leben sein, er will es nicht. Seine Gedanken rasen, Frust und Trauer machen sich in ihm breit, als er eine eindeutig menschliche Stimme vernimmt.

„When we pulled up in the ambulance, two freezing, wet boys were lying next to each other in the snow, unconscious. If we understood the emergency call correctly, one attempted suicide and the second boy saved him. With the water temperature, it's a miracle they both survived!", die weibliche Stimme scheint sich vor Aufregung zu überschlagen. Eine männliche Stimme antwortet etwas doch Yoongi kann sich aufgrund seiner immensen Kopfschmerzen nicht darauf konzentrieren , die englischen Worte zu übersetzen und hört schon nicht mehr hin. Innerlich schreit er frustriert auf, er ist nicht tot. Er ist verdammt nochmal nicht tot, sondern seiner Vermutungnach  im Krankenhaus - und das alles wegen diesem dämlichen Jungen. Yoongi ist kurz davor, aufzustehen, seinen Retter zu suchen und ihm einen kräftigen Schlag zu verpassen, doch sein Körper widersetzt sich. Er ist zu erschöpft, um die Augen zu öffnen, geschweige denn sich zu bewegen. Missmutig bleibt er einfach im Bett liegen und versucht einzuschlafen, was ihm irgendwann glücklicherweise auch gelingt. Als Yoongi wieder erwacht und zögernd die Augen öffnet, scheint Sonnenlicht durch ein großes bodentiefes Fenster in das Zimmer und lässt die penibel weiße Bettdecke, in die er gehüllt ist, erstrahlen. Der zweite Dezember ist angebrochen. Der Tag, den Yoongi nie erleben wollte.

Missmutig setzt er sich im Bettauf und sein Blick schweift prüfend durch das Zimmer. Über den kleinen Tisch mit den zwei Stühlen, bis zum Bett an der gegenüberliegenden Seite des Raumes. Dort bleibt er an dem dort liegenden Jungen hängen, der konzentriert in einem Heft herum kritzelt und Yoongi gar nicht wahrzunehmen scheint, obwohl dieser ihn mit wütenden Blicken durchbohrt. Erst als eine Krankenschwester ins Zimmer gerauscht kommt und Yoongi sein Mittagessen in die Hand drückt , wendet er den Blick ab, den Nico weiterhin gekonnt ignoriert. Die junge Frau hat schwarzes Haar und freundliche dunkle Augen, die Yoongi neugierig mustern. Sie stellt sich als Miss Kim vor und erkundigt sich nach Yoongis Namen.„Minho", ohne mit der Wimper zu zucken stellt sich das Idol vor, erleichtert noch nicht erkannt worden zu sein. Seine Laune sinkt erst wieder in den Keller, als er von ihr erfährt, dass er auf Grund einer schweren Lungenentzündung noch etwas im Krankenhausbleiben und außerdem täglich zur Therapie muss. Entnervt stocherter in seinem Essen herum ohne etwas zu sich zu nehmen, und stellt es dann auf den kleinen wackeligen Tisch, sobald Miss Kim mit ihrem federleichten Gang zur Tür hinaus verschwunden ist. Eine unangenehme Stille tritt ein, bis Yoongi schließlich ganz leise das Wort an Nicorichtet.

„Du hättest mich sterben lassen sollen!", Yoongis Wörte schnüren Nicos Kehlezusammen und für einen Moment verschwindet die Gleichgültigkeit aus seinem Gesicht, macht Sorge, Verzweiflung und Trauer Platz.„Bitteschön, dass ich dir dein dämliches Leben gerettet habe!",knurrt er, als er sich wieder gefangen hat.

„Erwartest du ernsthaft,dass ich dankend vor dir nieder knie, weil du mich in diese Hölle zurückgebracht hast?!", schießt Yoongi zurück. Trotzig schweigt Nico und obwohl Yoongis schlechtes Gewissen sich meldet, sagt er nichts mehr.Während Nico auf irgendeinem Zettel herum kritzelt, auf dessen Rückseite ein Kinderausmalbild abgedruckt ist, schielt er immer wieder auf das Handy, das neben ihm auf dem Kopfkissen liegt. Nochimmer hat seine kleine Schwester sich nicht gemeldet. Enttäuscht legt er das Gerät bei Seite und widmet sich wieder seiner Zeichnung. Nach weiteren zwei Stunden, in denen Nico zeichnet und sein Zimmernachbar schweigend vorsich hin existiert, reißt das Klingeln des Handys die beiden aus ihren Gedanken. Nico bemerkt nicht wie sich sein Gegenüber beim Klingelton verkrampft.

The untold truth -inner demonsWhere stories live. Discover now