The truth untold

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Yoongi verkrampft sich und sitzt steif da, während stumme Tränen über seine Wangen rennen. Nico weiß es doch. Nico weiß, dass der Junge, der versucht hat vor seinen Augen Suizid zu begehen, Min Yoongi war.Suga. Und dieses Wissen könnte Yoongi zurück bringen ins BigHit Entertainment, auf die Bühne, die Orte, die er nie wieder betreten wollte. Bei dem Gedanken wird Yoongi schlecht, erneut beginnt sich die Welt um ihn herum zu drehen und er klammert sich an seinen letzten Ankerpunkt,Nico. „Ich werde nichts sagen", murmelt Nico in Yoongis Schulter, „But why? Why did you try to kill yourself? Why did you tell everyone here, to be someone else?", die echte Sorge in Nicos zitternder Stimme lässt Yoongi davor zögern, sich erneut in Lügen zu verstricken. In Lügen, die Nico ihm sowieso nicht glauben würde. Yoongi holt tief Luft, versucht seinen Herzschlag zu kontrollieren, dann beginnt er stockend ins Halbdunkel hinein zureden.

„Let me tell you something: This thing, the whole KPop Industry, BTS, it's a purple hell with no escape. I am catched in a lie. Everybody just see our smiles, we pretend to be joyous. Do you really think I smilein front of the camera, because I am happy?I smile because I have to. The Entertainment told me to. It's the job of idols to care about their fans. Nobody cares about us. Our healthy or our happieness. How are we supposed to be happy if we wear a mask allthe time. We are not ourselves, we play the role that has been assigned to us. It doesn't matter how we're doing, as long as the fans love us. And for this love we all suffered so much. We have to show up when we're not feeling well, we have to smile through the pain. We are not callous machines. We are normal people like everyone else who can feel love,pain and sadness, yet everything has to be absolutely perfect. If it's not, we're dropped and we're left alone. Broken, just like me. And nobody knows how alone, sad and overworked we are, because nobody is really allowed to find out. And even if they know, they don't care. It's the untold truth about KPop. It's a fucking purple hell. We're pretending all of this is great fun, but it's all too much now. I love dancing,  I love my band members, but I can't do it anymore. And I don't t want to", es fühlt sich so befreiend an, all das erzählen zu können.

All die Worte auszusprechen, die jahrelang in seinem Kopf umher spuckten. Endlich die Wahrheit erzählen zu können, die ihn solange gequält hat. Es bricht aus Yoongi heraus.

Nico ist überrascht von dem plötzlichen Redeschwall des Älteren, er fühlt sich, als hätte ihm jemand einen kräftigen Schlag in die Magengrube versetzt. „Warum verlässt BTS nicht einfach?" „Ich kann nicht,ich habe einen Vertrag unterschrieben ', und selbst wenn ich könnte,was soll ich meinem Leben anfangen?", erklärt Yoongi und Nico seufzt. Traurig schaut er Yoongi in die Augen, sieht den Schmerzdarin. Zaghaft öffnet Nico den Mund um etwas zu erwidern, ihm Mut zuzusprechen, doch das Idol schüttelt kaum merklich den Kopf. Yoongi weiß, dass er Nico eine Erklärung schuldet, für sein Verhalten. Eine Entschuldigung. Er weiß, er müsste sich bedanken, dass Nico ihm sein Leben gerettet hat, aber er kann es nicht. Er hat nie um Rettung gebeten. Und Yoongi wird es wieder versuchen, endlich Erlösung zu finden. Erneut beginnt die Stimme in seinen Kopf ihn zu rufen. Es ist der Ruf des Todes. Yoongi zuckt heftig zusammen, dann steht er wie in Trance auf, greift nach seiner Jacke, die zum Trocknen am Fußende liegt und wühlt in der linken Jackentasche. Seine Finger schließen sich um den kalten Griff der Klinge. Er zieht sie hervor und beginnt den Verband an seinem linken Arm abzuwickeln. Dunkle Narben kommen zum Vorschein, entschlossen setzt Yoongi das Messer an,als eine Hand sein Handgelenk umfasst und ihn fest hält. Wütend starrt Yoongi Nico an und versucht sich loszureißen. Er scheint Nicokaum wahrzunehmen, seine Umgebung hat er komplett ausgeblendet, er fixiert das Messer in seiner Hand. Er ist sich seinem Handeln nicht bewusst, fühlt nur den Drang, sich selbst Schmerz zu zufügen. „Yoongi, hör auf damit!", Nicos Griff festigt sich, er zieht das Messer immer weiter weg von Yoongis Unterarm, egal wie sehr Yoongi sich sträubt.

„Das bringt doch nichts, glaube mir", der Unterton in Nicos Stimme ist ernst. Einen Moment lang lässt Yoongi nach, Nico entwindet ihm die Klinge und schleudert sie in in den Papierkorb in der Ecke des Zimmers. „NEIN!",schreit Yoongi und funkelt Nico an. Dieser atmet erleichtert auf, ist kurz unaufmerksam.

Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern reißt Yoongi sich los und schlägt seinem Gegenüber heftig ins Gesicht. Es ist das Blut, das Yoongi aus seiner Trance erwachen lässt. Das Blut, das unaufhaltsam aus Nicos Nase läuft und über sein Gesicht strömt. Sich mit Tränen vermischt. „Es tut mir leid. So unendlich leid",wispert Yoongi, wagt es nicht Nico anzusehen. „Es ist okay. Wenn der Boden unter einem wegbricht, man nichts mehr fühlst, braucht man die Gewissheit, noch zu leben, etwas fühlen zu können, sei es Schmerz. Man verliert die jegliche Kontrolle", Nicos Worte sind mehr ein Eingeständnis zu sich selbst und doch treffen die Worte Yoongi hart. Zaghaft nimmt Nico Yoongis Hand in seine, hält sie fest. Blut rinnt aus Nicos Nase und tropft auf ihre verschränkten Finger. Yoongi lehnt seinen Kopf an Nicos Schulter. Eine Weile sitzen die beiden Jungen schweigend auf Yoongis Bett, genießen die Stille. Es ist eine angenehme Stille, voller Verständnis. Verständnis zwischen zwei längst verlorenen Seelen, die verzweifelt versuchen, der ernüchternden Realität zu entkommen. Es stehen unendlich viele Worte zwischen ihnen, unausgesprochen und doch vom jeweils anderen verstanden. Nach einer Weile ergreift Yoongi das Wort und Grinsen schleicht sich auf sein verweintes Gesicht. „Wie heißt du eigentlich mit Vornamen, Herr Jin? Ich muss doch wissen, wer mir hier das Leben, ohne meine Erlaubnis gerettet hat.."

„Ich bin Nico, aber du kannst auch mich Mr. Jin, Superheld und Retter in der Not, stets zu Ihren Diensten, nennen. Und tut mir überhaupt nicht leid, dass du unter Wasser keinen Vertrag zur Rettung unterschreiben könntest", grinst Nico und streckt Yoongi die Zunge heraus,welcher empört nach Luft schnappt und Nico gegen den Arm boxt. Die Stimmung ist ausgelassener als zuvor, die Beiden albern ein wenigherum, bis Nicos Blick schließlich auf Yoongis übel zugerichteteUnterarme fällt. Tiefe Narben zerfurchen die blasse Haut, Nico kannkaum einen Blick auf diese werfen, ehe Yoongi seinen Arm hektisch mitder Decke bedeckt. Schuldbewusst weicht Yoongi Nicos Blick aus, dochdieser zieht nur vorsichtig Yoongis linken Arm wieder hervor und hebtden achtlos weggeworfenen Verband vom Boden auf. Schweigendwickelt er den Verband wieder um Yoongis Arm und macht schließlich eine sorgfältige Schleife, mit den beiden Enden, was Yoongi leise auflachen lässt. Als beide Hände wieder verbunden sind, steht Nicoauf um ihn sein Bett zurück zu krabbeln, doch Yoongi hält ihn fest.

„Kannst du hierbleiben?", fragt er und Nico hört in seiner Stimme, dieÜberwindung, die ihn diese Frage gekostet hat. Er nickt einfach und kuschelt sich dann neben Yoongi.

„Ich liege hier gerade neben einem minthaarigen, fremden Irren in einemKrankenhausbett, wenn meine Eltern das wüssten...", stellt Nicobelustigt fest und auch Yoongi muss grinsen. Er wundert sich selbst, warum er Nico, einen völlig Fremden, so nah an sich heranlässt. Vielleicht, weil Nico sein eigenes Leben riskiert hat, um Yoongi zu retten. Vielleicht, weil sich in seinen Augen der selbeSchmerz spiegelt. Und es spielt für Yoongi auch keine Rolle. Ihm ist klar, dass sich ihre Wege wieder trennen werden, sich bald wiedertrennen werden. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Yoongi zurück ins Entertainment gebracht wird, Nico verlassen wird. Und obwohl ihm all diese trüben Gedanken durch den Kopf gehen, weint er zum ersten Mal seit Ewigkeiten nicht in den Schlaf.

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It's my fate
Don't smile to me
Light on me
Because I can't get closer to you
There's no name you can call me

You know that I can't
Show you me
Give you me
I can't show you a ruined part of myself
Once again I put a mask on and go to see you
But I still want you

Bloomed in a garden of loneliness
A flower that resembles you
I wanted to give it to you
After I take off this foolish mask

But I know
I can't do that forever
I have to hide
Because I'm a monster

I am afraid
I am shattered
I'm so afraid
That you will leave me again in the end
Once again I put on a mask and go to see you

The untold truth -inner demonsWhere stories live. Discover now