Kapitel 13: Mörderin

154 6 0
                                    

„Scheisse!" fluchte ich. Sowas konnte auch nur mir passieren! Weil ich ihn da nicht liegen gelassen hab! Ok, ok, lass dich jetzt nicht von deiner Wut leiten. Es muss einen Ausweg geben. Denk logisch nach. Ich raufte mir durch die Haare. Was jetzt? Ich konnte doch nicht einfach warten, das er wieder zu Kräften kam! Ich musste jetzt weglaufen! Irgendwo hin! Hauptsache weit weit weg. Doch dieser Blödmann hatte das natürlich sofort vereitelt. Mir wurde klar, das ich ab dem Zeitpunkt verloren hatte, an dem dich unsere Augen das erste mal trafen, als er auf den Waldboden lag. Diese dunkelblauen Augen, die mich so faszinierten. Der Typ, dem diese Augen gehörten beobachtete mich amüsiert. Da war wieder dieses glitzern in seinen Augen. Er schien wieder so wissend, aber seine Augen? Nichts als Geheimnisse. 

Ich tat, was ich immer tat, wenn ich schwer nachdachte. Ich lief hin und her. Ich wurde immer noch beobachtet, doch irgendwann richtete sich mein gegenüber langsam auf.

„Bleib ja da unten" ich versuchte möglichst selbstbewusst und bedrohlich zu klingen.
Tatsächlich hatte ich auch das Gefühl, das mir das ziemlich gut gelang. Er glitt wieder auf den Boden. Dann hob er seine Hände über beschwichtigend über seinen Kopf.

„Ist ja gut, ist ja gut. Entspann dich."

„Denkst du ich warte einfach bis du wieder bei Kräften bist?! Ich bin doch nicht dumm verdammt! Ich weiß genau, das das hier meine Chance ist! Vielleicht die letzte! Genau so gut wie du!"

„Ich finde das eigentlich eine ziemlich gute Lösung."

„Ja genau, abgesehen davon rette ich dir das verdammte Leben und was machst du?! Sperrst mich ein! Ich hätte dich verrecken lassen sollen!"
Er antwortete nicht mehr. Kurz blitzte etwas in seinen Augen auf. War es Traurigkeit? Enttäuschung? Nein, als ob der Gefühle hätte! Hatte ich mir bestimmt nur eingebildet.
Ich blickte auf seine Hände, die er jetzt wieder runter nahm. Da fiel es mir ein: Er hatte eine Pistole, ich musste sie mir nur schnappen! Es gab immer einen Eratzschlüssel in so gut wie jedem Haus. Es musste einfach einen geben! Ansonsten würden wir eh früher oder später verhungern, weil die Vorräte nicht ewig ausreichen konnten. Und wenn der Typ daran nicht gedacht hatte, dann fresse ich n Besen. Schließlich schien er immer an alles zu denken. Ich fixierte die Tasche, in die er die Pistole wahrscheinlich zurückgesteckt hatte, schließlich hatte er sie ja auch da rausgeholt. Wenn er meinen Blick bemerken würde, würde er mich zuerst mit der Pistole bedrohen. Dann wäre alles vorbei. Er hätte wieder die volle Macht über mich. Dann wäre ich endgültig verloren. Das durfte ich nicht zulassen! Er würde es bemerken, wenn ich mich ihm näherte. Auch, wenn ich da wahrscheinlich maßlos im Nachteil war, musste ich es mit Schnelligkeit versuchen, schließlich hatte ich den Überraschungsmoment. Ich packte all meinen Mut, sprang förmlich auf die Tasche zu, da war sie! die Pistole! Ich packte sie und rappelte mich so schnell es ging auf, ich richtete sie auf meinen Entführer, dessen Augen immernoch blau waren... er war nicht wütend? Warum? Warum hatte er verdammt nochmal keine Angst? Ich hatte es geschafft! Wie konnte er nicht damit rechnen? War das einfach Glück? Mich überkam keine Erleichterung... es war irgendwie zu einfach.. Ja beschwer dich doch nicht sondern freu dich das es einfach war! Ermahnte ich mich selbst.
„Wo ist der ersatzschlüssel oder der andere weg nach draußen?" Ich könnte danach suchen, allerdings würde ich mich wahrscheinlich sofort verlaufen. Dann würde ich verhungern, weil ich die Küche nie wieder fand. Das konnte ich nicht riskieren. Außerdem könnte er mich finden, wenn er wieder bei Kräften war und dann war ich am Arsch. Die Zeit hatte ich einfach nicht.
„Woher willst du wissen, das es einen gibt?" Dieser durchdringende Blick, der so viel zu lesen schien machte mich verrückt! Er sas da seelenruhig! Warum war er so ruhig verdammt!
„Wir würden verhungern, wir haben nicht unendlich viele und ich bin mir sicher, das du daran gedacht hast."
„Du schmeichelst mir." er grinste.
„Sag mir jetzt sofort wie ich hier rauskomme, oder ich..."
„Oder du was? Willst du mich umbringen? Dann bist du eine Mörderin. Kannst du wirklich mit dieser Schuld leben?" Er hatte recht. Mich würde es mein ganzes Leben verfolgen. Aber ich konnte jetzt nicht aufgeben. Ich durfte jetzt nicht aufgeben.
„Wie.komme.ich.hier.raus?"
Er setzte diesen Hundeblick auf. Warum sah er so unschuldig aus?! Das ist alles eine Maske! Er manipuliert dich! Aber es wäre wie einen hundewelpen in Not zu erschiessen.
Ich kniff meine Augen zu.

„Bitte, Em. Ich will doch nichts Böses. Töte mich nicht. Bitte." es klang so flehend.
„Sei leise! Hör auf damit!" doch er hörte nicht auf. Er sprach mir weiter flehend zu. Seine Stimme hallte in meinem Kopf. Ich hielt mir die Ohren zu. Es brachte nichts! In diesem Moment klang er so verdammt unschuldig! So ängstlich! So schmerzvoll! Doch das war alles eine Maske. Er wollte mich manipulieren! Doch es klang so ängstlich, als ob ich einen hilflosen kleinen Welpen zu erschiessen.Voller Enttäuschung über mich selbst lies ich meine waffe langsam sinken. Ich war zu schwach es durchzuziehen, ich hatte versagt.

Blue eyes - looking into my soulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt