5. Junggeselle

117 12 5
                                    


Er wollte sie gerne wiedersehen. Jetzt erst recht!

Den einzigen Anhaltspunkt, den er hatte, war Tim, der Bruder ihrer Freundin, der im Circle arbeitete. Es war Sonnabend und fast 20h. Die Dancefloors würden erst später öffnen, aber der Billardbereich war bereits zugänglich und dort war die Bar.

Ohne zu zögern setzte er sich in sein Auto, welches ihn zielstrebig bis vor das Circle fuhr, wo er sich in der Nähe einen Parkplatz suchte und hineinging.

Als sich die Fahrstuhltür wieder öffnete und er ausgestiegen war, trugen ihn seine Füße direkt zur Bar. Doch dort war kein Tim. Ein blonder junger Mann stand dort und sah die Kühlschränke durch, als würde er eine Bestandsaufnahme machen.

„Tach!", begrüßte Paddy ihn. „Ist Tim nicht da?"

„Moin, ne, der hat heute frei. Soll ich ihm eine Nachricht hinterlassen?"

Paddy überlegte kurz und schüttelte den Kopf. „Nein, danke. Kennst du zufällig die Freundin von der Schwester von Tim?"

Der Barkeeper zog die Brauen hoch. „Ähm, nein. Keinen blassen Schimmer." „Schade. Schönen Abend noch!"

Paddy drehte sich um und...

„Au! Verdammt!", fluchte er, als er mit einem Kasten Bier zusammenstieß, der auf Brusthöhe getragen wurde.

„Herrje, kannst du nicht aufpassen?!", schimpfte eine junge Frau mit streng zurückgebunden langen dunklen Haaren, die eine weiße Bluse und schwarze Tuchhose, gepaart mit schwarzen Pumps trug. Krampfhaft umklammerten ihre Hände die Kiste, die ihr um ein Haar entglitten war.

Dann sah sie auf und ein breites Grinsen trat auf ihr Gesicht.

Dieses Grinsen erkannte Paddy. „Luna?" „Ja. Hast du doch Augen im Kopf?"

Dafür hatte es ihm nun die Sprache verschlagen.

Sie stellte die Kiste auf den Tresen, wo der Barkeeper sie ihr abnahm.

Süffisant grinsend drehte sie sich zu Paddy um und verschränkte die Arme. „Ich wusste, dass du hier auftauchen würdest." „Wieso?" „Weibliche Intuition?" „Oder vielleicht eine falsche Handynummer?" „Möglicherweise auch das." Sie kicherte und feierte sich anscheinend selbst für die Aktion.

„Warum?" Paddy hob fragend die Schultern.

„Nach der blöden Anmache?"

Verlegen zog er die Nase kraus. „Okay, der Punkt ging an dich. Aber was ist mit letzter Nacht?"

Sie zuckte die Achseln und knotete die rote Schürze auf, die sie um die Hüften trug. „Dass die Anmache mies war, ändert ja nichts daran, dass du heiß bist."

Paddy bekam den Mund kaum noch zu, ob so viel Direktheit. Genau wie der Barkeeper, bei dem Paddy sich fragte, ob der den Alkohol, den er verkaufte, überhaupt schon selbst trinken durfte, und der gerade das Arbeiten vergessen hatte und nur unverhohlen ihrem Gespräch lauschte.

„Hey Marco! Hast du gar nichts zu tun?!", pfiff Luna ihn plötzlich an und er fuhr erschrocken zusammen. „Doch, sorry."

„Du arbeitest hier?" „Wie du siehst, aber jetzt hab ich Feierabend." „Hm..." „Was ‚hm'?" „Lust noch etwas zu unternehmen?", fragte Paddy munter, doch Luna schüttelte den Kopf. „Nein, sorry."

Sein Gesicht wurde ein wenig länger. Luna war anzusehen, dass ihr das nicht entgangen war. Belustigt blickte sie ihn an. „Ich geh mich jetzt umziehen. Falls du noch hier sein solltest, wenn ich damit fertig bin, könntest du mich aber durchaus fragen, ob ich vielleicht noch mit zu dir komme..."

HauptstadtlichterWhere stories live. Discover now