7. Berlin - Wartburgstraße 54

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„So, noch einen Absacker irgendwo?" „Wein?" „Ne, lass uns mal näher an die Wohnung ran", wand Paddy ein, doch Ben zog eine Braue hoch. „Absacker, nicht Versacker!" „Ja, doch!"

Sie tingelten weiter, sogar noch an ihrer Wohnung vorbei, bis Paddy vor einer großen Pinguinfigur aus Kunststoff stehen blieb. Sie trug eine rote Pudelmütze und passenden Schal und hielt eine Eistüte in der Hand. Das, wo sie stand, sah aus wir ein kleiner Vorgarten nur ohne Garten. Daneben standen drei niedrige Holztische, teilweise vor einem Strandkorb. Auf einem war ein Backgammon Brett aufgebaut und zwei Leute spielten. Neben dem Spielbrett standen je ein Glas Weißwein, auf deren Außenseiten sich Kondenswasser gebildet hatte.

Hinter der Szenerie war eine eher unscheinbare verchromte Metalltür mit einem hölzernen, rot gestrichenen Altbaurahmen. Daneben befanden sich zwei große Fenster, eines, das zu öffnen war und eines mit einer Preisliste für Eis.

„Pinguin Club" stand auf einem Schild darüber. Der Eingang war etwas zurückgesetzt und in dem Moment, als Paddy gedankenverloren überlegte, ob er ein Eis zum Nachtisch lieber möchte als einen Absacker, kam ein eher kleiner Mann mit schulterlangen braunen und sehr lockigen Haaren heraus und schleppte den Pinguin hinein. Kurz darauf wurde er von innen vor der zu öffnenden Scheibe platziert.

„Och, wird hier jetzt zugemacht?", fragte Paddy einfach einen in die Jahre gekommenen Punk, der in einem der Strandkörbe saß. „Jo und ne", war seine Antwort.

„Chaos, sei nicht so wortkarg", lachte der lockige Mann, der gerade wieder nach draußen kam, während er sich die Hände in seiner Schürze abwischte.

„Bekomme ich noch ein Eis?"

Der Mann wiegte den Kopf hin und her. „Eigentlich nicht. Ab jetzt gibt es nur noch Bier und Schnaps."

Paddy bekam große Augen und Ben große Ohren. „Das klingt auch gut", fand Paddy und auch Ben war einverstanden.

„Na, dann kommt mal rein, Jungs. Ich bin Gosto, der Chef."

Ein Räuspern kam aus dem Strandkorb.

„Okay, zusammen mit Chaos", ergänzte er und deutete beim Hineingehen mit dem Daumen über die Schulter auf den Punk im Korb. 

Im Inneren der Kneipe war es so dunkel, dass man in kürzester Zeit vergaß, dass draußen noch helllichter Tag war.

„So sucht euch was aus. An der Theke oder an einem Tisch. Ganz wie ihr wollt."

Die Jungs waren sich einig und nahmen an der Theke Platz. Ganz in der Nähe von Gosto, der fleißig Gläser polierte. Sie, vor allem Paddy, hofften auf ein paar Insiderinformationen, denn die Kneipe sah nicht so aus, als sei sie neueröffnet worden. Die Farbe der Wände schien einer Art Orange zu entsprechen, aber genau ließ sich das bei dem schummrigen Licht nicht ausmachen. An der Decke hing eine 70er Jahre Discokugel, die Tische waren eher abgegriffen, in der Ecke stand einer, dessen Fuß das ausgediente Auto eines Autoscooters war. Die Wände hingen voll mit Bildern diverser Stars, die zum Teil hier ein- und ausgegangen sein sollen oder zumindest mal als Gast hier gewesen waren. Der Bereich hinter der Theke war verspiegelt und mit unzähligen gläsernen Regalen versehen, die über und über mit gefüllten Flaschen vollgestellt waren.

„Was wollt ihr trinken?", fragte Gosto und hielt inne.

Paddy blähte die Backen. „Puh, das ist schwierig. Die Auswahl ist nicht gerade klein."

„Über 150 Spirituosen. Wenn ihr dort nichts findet, das euch schmeckt, dann weiß ich auch nicht."

„Überrasch mich!", entschied Paddy und kurz darauf stellte Gosto zwei Longdrinks vor sie. Es schmeckte süß und als würde man ordentlich Prozente für seine Investition bekommen.

HauptstadtlichterWhere stories live. Discover now