Chapter 4

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31. Oktober, 22:49 Uhr
Zel

Ich kotzte mir nicht nur einmal die Seele aus dem Leib, sondern gleich dreimal, während mir jemand netterweise die Haare aus dem Gesicht hielt

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Ich kotzte mir nicht nur einmal die Seele aus dem Leib, sondern gleich dreimal, während mir jemand netterweise die Haare aus dem Gesicht hielt. Nach dem dritten Mal und einer Flasche Wasser fühlte ich mich schon etwas besser, aber noch immer schwindelig und gerädert von dem ganzen Alkohol, den ich getrunken hatte. Es fiel mir schwer, klar zu denken, aber immerhin erlebte ich alles nicht mehr wie ein Strudel aus Ereignissen oder ein Tunnel aus Geräuschen, die sich miteinander vermischten und sich in meinen Ohren zu einer unverständlichen, dickflüssigen Masse fusionierten.
Seltsamerweise war Harin bei mir. Sie hatte ich am allerwenigsten auf dieser Party vermutet und doch war sie genau die Person gewesen, die ich gebraucht hatte. Jetzt, wo ich in dem viel zu hell beleuchteten Badezimmer des oberen Stockwerks zu ihr hinsah, bemerkte ich, dass sie nun ebenfalls etwas grün um die Nase war, weil sie mir hatte beim Reiern zusehen müssen. Ein persönliches Zusammentreffen außerhalb der Schulflure hatte ich mir etwas anders vorgestellt. Wenn ich es mir vorgestellt hätte.
"Tut mir leid. Ich halte dich bestimmt von der Party deines Lebens ab. Und deine Freunde auch. Geh ruhig, ab jetzt komme ich alleine klar." Das war eine glatte Lüge. Mein Magen war so leer und meine Stimme so zittrig, dass ich mich nicht traute vom Boden vor der Toilette aufzustehen. Ich nippte nur an meinem Wasser und hoffte, dass ich ab jetzt alles in mir behielt. Es wären immerhin nur noch das Wasser und ätzende Magensäure übrig.

Harin winkte ab und wand sich nervös auf dem Rand der riesigen Badewanne, die für eine Waldhütte ein wenig zu luxuriös wirkte. Selbst wenn das die Waldhütte einer milliardenschweren Familie war.
"Ist schon gut. Hier ist es immerhin nicht so laut und mein Herz schlägt in einem gesunden Takt. Ganz zu schweigen davon, dass Seoyeon mich hier nicht mit ihrem Blick erdolchen kann, weil ich dir helfen wollte."
Ich konnte Seoyeons Reaktion nicht übel nehmen, immerhin hatte sie damit vollkommen recht. Sie hasste mich, weil ich Harins Freundschaft nicht weiter hatte akzeptieren wollen, obwohl sie mir nichts getan hatte. Sie hatte jedes Recht dazu und noch mehr hatte Harin selbst genügend Gründe, mich zu hassen.
"Warum hast du mir geholfen? Vielleicht hättest du lieber mit deinen Freunden über mich lachen sollen, so wie die anderen. Würde mir recht geschehen."
Ich lehnte den Kopf gegen die Wand hinter mir und würgte die Übelkeit hinunter, die mich erneut schwindellig machte. Vielleicht hätte ich gar nicht erst kommen sollen. Ich machte mein Leiden selbst nur noch größer, aber aus irgendeinem Grund konnte ich mich nicht allzu sehr bemitleiden. Lag das an Harin?
"Auch wenn wir nicht mehr befreundet sind ...", Harin wich meinem Blick aus, als ich hochsah, "naja, das war eine gefährliche Situation und ... und-"
Sie stammelte und sah sich nervös um und kaute unschön auf ihrer Unterlippe herum. Es war genau die selbe Reaktion, wie damals, als ich begonnen hatte, sie auf nicht gerade nette Weise darum zu bitten, mit ihren Geistergeschichten aufzuhören. Es hatte ständig welche gegeben und dieses Mal schien es auch eine zu geben.

Anders als sonst war ich aber nicht genervt davon oder noch viel schlimmer beängstigt deswegen. Mir war jede Ablenkung gegen diese Übelkeit willkommen.
"Hast du etwas gespürt?", fragte ich sie also und schloss wieder die Augen, um meinen Körper zu beruhigen. Mein Speichel wurde flüssiger in meinem Mund, als löste er sich zu Wasser auf und mein Magen rumorte, da er versuchen wollte, noch mehr Toxine loszuwerden.
"Willst du ... willst du wirklich davon hören?"
"Würde ich sonst fragen?" Mir ging es wirklich übel und ungerechterweise ließ ich es durch meinen Ton an Harin aus. "Sorry, ich wollte nicht so barsch klingen. Ich glaube nur-"
Schnell lehnte ich mich über die Toilettenschüssel und ein neuer Schwall Flüssigkeit verließ meinen Körper. Ich würgte sogar noch, als nichts mehr kam. Mein Magen war vollkommen leer.
Als ich mich wieder beruhigt hatte, öffnete ich die nächste Wasserflasche und würgte etwas Wasser herunter, obwohl sich alles in mir sträubte.
"Erzähl mir, was passiert ist. Heute steht uns eine seltsame Nacht bevor, also schieß los."
"Warte, du hast es auch gespürt?"
Ich wusste nicht, was ich gespürt hatte. Es war ein kalter Schauer gewesen, etwas, das ich hatte vergessen wollen. Etwas, das mich beinahe wieder nach Hause getrieben hätte, wäre ich nicht so sehr darauf ausgewesen, alles zu vergessen.
"Vielleicht. Zumindest ist das kein normales Halloween." An einem normalen Halloween wäre Clark ohne weiteres mit mir zur Party gegangen, hätte mich sogar abgeholt und im Anschluss mit zu sich genommen. An jedem normalen Halloween, hätten sich meine Freundinnen nicht den Arsch abgelacht, während ich mich blamierte und fremde Hände mich befummelten. An jedem anderen Halloween wäre Harin nicht da gewesen, um mich vor Schlimmerem zu retten.

Tales of the Involuntary Ghost Hunters Club || btsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt