~One~

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Es war bereits nach Mitternacht, als ich meine Schicht im La Fontana beendete und zu Fuß zurück zu dem Studentenwohnheim ging. Ich hatte neben mein Grundgehalt doch noch etwas Plus machen können mit dem Trinkgeld.

Auch wenn es nun gerade so für die Miete reichte, war ich froh, wenigstens diese Kosten für den Monat decken zu können.

Ich kam an dem Studentenwohnheim an, wo bereits von weiten einige betrunkene Mädchen sah, aber auch der ein oder andere Typ kam mir entgegen. Bei den meisten fing der Abend erst an, jedoch endete es für einige auch bereits, da sie zu betrunken waren, um noch eigenständig zu laufen.

Als ich das Gebäude betrat, hörte ich die viele unterschiedlichen Musiklieder, welche aus den Zimmern drangen. An meiner Tür blieb ich stehen und lauschte zuerst, ob die Luft rein wäre. Jedoch hörte ich bereits von außen das laute Lachen von Marilyn, was mich genervt schnauben ließ.

Konnten die nicht, wie die meisten, zu einer Verbindungsparty gehen?

Ich betrat mein Zimmer, in dem es fürchterlich nach Schnaps, Parfüm und etwas anderem süßlichem roch. Sofort öffnete ich ein Fenster, um dann Marilyn, Bethany und Iryna finster anzusehen.

„Könnt ihr das nicht bei euch im Zimmer machen?“, fragte ich sauer, als Marilyn sich einen erneuten Joint in den Mund steckte. Ich schlug ihr diesen aber aus dem Mund, ehe sie diesen anstecken konnte. Es war schließlich nicht schon schlimm genug, dass sie sich hier aufhielten. Nein, sie mussten hier auch rauchen und trinken, wovon ich bereits in den ersten Minuten Kopfschmerzen bekam.

Alles, was ich wollte, war einfach meine Ruhe nach einem langen Abend im La Fontana.

„Ich gehe duschen und wenn ich wieder komme, seid ihr weg“, befahl ichgenervt, während ich zu meinem Schrank ging und mir eine Jogginghose, ein Top und frische Unterwäsche griff.

Ich hörte die drei hinter mir lachen und wusste, dass es ihnen egal war, was ich wollte und was nicht, aber ein wenig Rücksicht hätten sie meiner Meinung nach doch nehmen können.

Mit meinen Sachen bepackt, nahm ich noch meinen Kulturbeutel und ging dann zu den Duschräumen des Studentenwohnheims. Diese waren natürlich Unisex und so kam mir auch ein Typ nur mit einem Handtuch um der Hüfte entgegen. Er sah nicht schlecht aus, mit seinen dunklen Haaren und dunklen Augen. Er hatte einen brauen, trainierten Körper, welcher überzogen mit einigen Tattoos waren, dennoch schüttelte es mich, als er mir zuzwinkerte, weshalb ich meinen Blick schnell auf den Boden richtete.

Zum Glück verließ er danach die sanitäre Anlage und ich war allein. Es war so schon schlimm genug, dass man nie für sich war, aber sich dann die Duschen mit Jungs zu teilen, war auf eine gewisse Art fast erniedrigend.

Mit meinen Sachen ging ich in eine freie Kabine, welche zum Glück abschließbar war und in der man eine Bank hatte, um sich auszuziehen. Nur wenige Schritte weiter war die ebenerdige Dusche, welche mit einem Vorhang ausgestattet war, sodass die Sachen nicht nass wurden.

Langsam zog ich meine Arbeitsuniform aus, wo mir die kleine Visitenkarte aus der Hose fiel und langsam schwebend vor meine nackten Füße fiel. Ich beugte mich zu dieser herunter und hob sie auf. Mich machte es neugierig, was der Mann damit meinte, er hätte eine Lösung für mein Problem.

Vom äußerlichen her, schätzte ich, dass er mir wohl ein Jobangebot damit unterbreiten wollte, nur wusste ich nicht, um welche Art von Job es sich dabei handelte.

Ob ich doch anrufen sollte?

„Ganz bestimmt nicht“, lachte ich über meinen Gedanken. Ich hatte immerhin einen Job, welcher mich forderte. Wenn ich darüber nachdachte, würde ich weder optisch noch intellektuell in eine Firma von diesem Mann passen.

Als ich mich zu Ende ausgezogen hatte, ging ich in die Dusche, ehe ich ausgiebig jeden Zentimeter meiner Haut reinigte und auch meine Haare wusch. Ich fühlte, wie ich mich entspannte und merkte, wie erschöpft ich war.

Nach der Dusche zog ich mich an und ging wieder zurück zu meinem Zimmer. Ich hoffte, dass die drei meiner Bitte nachkamen und zu Bethany und Iryna in das Zimmer gegangen wären, doch Pustekuchen.

Als ich die Tür öffnete, saßen nicht nur die drei Mädels auf dem Boden in der Mitte des Raumes, auch mehre Typen hatten es sich auf dem Bett gemütlich gemacht.

Mein Blick fiel auf mein Bett, wo ebenfalls ein Typ lag und zu allem Überfluss, war es auch noch der, der mir vorhin bei den Duschen entgegenkam!

„Was soll der Scheiß?“, fluchte ich und ging zu meinem Bett, um den Dunkelhaarigen böse entgegenzublicken.

„Mach dich locker, Sky“, hörte ich Marilyn genervt sagen. Jedoch machte mich ihre Aussage nur umso wütender.

„Ich habe euch gebeten, das Zimmer zu verlassen und nicht hier eine Privatparty zu schmeißen!“

„Es ist aber genauso mein Zimmer, also brauchst du dich gar nicht so aufspielen“, meinte sie kühl, während sie gelangweilt auf ihre künstlichen Nägel schaute.

Als ich etwas erwidern wollte, spürte ich eine Hand an meinen Fingern. „Komm her und leiste mir etwas Gesellschaft.“

Der Dunkelhaarige zog leicht an meiner Hand, wodurch ich mit meinem Hintern auf mein Bett fiel und mich sofort aus seinem Griff befreite und aufsprang.

„Runter! Sofort!“, befahl ich laut, woraufhin er sich auch erhob und nur mit den Augen rollte.

„Wenn es dir lieber ist, kannst du auch gerne in meinem Bett, mit deinem hübschen Mund schreien“, raunte er mir mit seiner dunklen Stimme zu. Mein gesamter Körper überzog eine Gänsehaut bei diesen Worten und mein Kopfkino begann augenblicklich vor meinem inneren Auge abzuspielen, wodurch mir die Röte ins Gesicht stieg.

Ich schloss meine Augen und atmete tief durch, was den Dunkelhaarigen nur leise, wissend lachen ließ.

„Kyle, lass die Jungfer lieber in Ruhe“, lachte auch Bethany. Erst da wurde mir bewusst, dass wohl alle in diesem Raum mitbekommen hatten, was dieser Kyle sagte und auch, wie ich darauf reagierte.

Meine Wangen glühten bei dieser Erkenntnis und ich krabbelte eilig in mein Bett, um mich mit dem Gesicht zur Wand hinzulegen.

Ich hörte die anderen reden und lachen, jedoch folgte ich deren Konversation nicht und versuchte mit geschlossenen Augen einfach zu ignorieren, dass hinter mir eine kleine Party stattfand.

Immer wieder lachten sie und ich bekam mit, dass sie nun Flaschendrehen spielten, was mich nur genervt seufzen ließ. Ich griff mir meine Kopfhörer und steckte diese in meine Ohren, um die Musik auf volle Lautstärke anzuschalten.

Schon viel besser.

Ich döste vor mich her, als mir plötzlich etwas auf den Kopf flog und ich erschrocken einen Kopfhörer herausnahm. Mit meiner Hand griff ich zu dem Teil und erkannte, dass es ein BH war, welchen ich schnell angewidert wieder wegwarf.

Wieso ich?

Ich wollte mich gar nicht nach hinten umdrehen, aber wie es meist so ist, konnte ich, dem Drang doch nachzusehen, nicht widerstehen.

Nur langsam drehte ich mich herum, um dann zu sehen, wie fast alle nackt waren und anscheinend inzwischen anfingen, eine Orgie zu feiern. Vollkommen perplex und schockiert drehte ich, mich wieder zur Wand.

„Hey Sky! Möchtest du mitmachen?“, fragte Iryna, als diese wohl mitbekam, dass ich zu ihnen gesehen hatte. Ich ignorierte es einfach wieder und schloss meine Augen.

Wieso konnte ich mir nicht eine eigene Wohnung leisten? Oder wenigstens eine WG, wo keine solche gestörten Menschen lebten?

Ich sollte mir vielleicht doch dieses Jobangebot von dem älteren Mann anhören ...

Lost KingWhere stories live. Discover now